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Das Vermaechtnis des Caravaggio

Das Vermaechtnis des Caravaggio

Titel: Das Vermaechtnis des Caravaggio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Dempf
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gefrieren.
    „Ihr Kampfgeist war zu schwach
entwickelt, und sie hatten vergessen, sich für diesen Felsen im Meer
ausreichend zu versorgen. Selbst das Stroh für die Pferde muss man mitbringen.
Jeden Tropfen Wasser, jeden Laib Brot tragen Schiffe nach Malta. Die Türken
hatten es einfach verabsäumt.“
    Mit der Hand strich sich der Fremde
über die Augen, um den Schlaf zu vertreiben. Im letzten Licht des verdämmernden
Tages erkannte Nerina den Ring, den Siegelring des Johanniters. Wie sie, war
offenbar Micheles Verfolger auf dem Weg nach Malta.
    Hatte er sie erkannt? Hielt ihre
Tarnung, was sie im Spiegel versprochen hatte? Fieberhaft überlegte sie, was
sie tun konnte, um ihn von sich selbst abzulenken. Doch ihr Verstand schien wie
ausgeblendet, als wäre er vom Wind über die Reling weggetragen worden.
    „Ihr seid in Geschäften 
unterwegs?“
    Die Frage hatte sie befürchtet. Auf
Schiffen unterhielt man sich, konnte sich nicht aus dem Weg gehen. Eine oder
zwei Wochen höchste Nähe verband. Unmöglich, sich abzusondern, sich unsichtbar
zu machen. Wie ein Lichtblitz traf sie das Wissen, dass sie Michele zusätzlich
in Gefahr brachte. Von Enrico hatte sie sich ausgebeten, ‘Das Haupt des
Johannes’ mitzunehmen. Es lag gerollt unter ihrer Pritsche. Was, wenn der
Johanniter ihr Abteil durchstöberte, sobald er Verdacht gefasst hatte? Sie konnte
das Bild unmöglich vor Ort lassen. Nur wo auf diesem Schiff versteckte man ein
Gemälde? Unwohlsein kroch in ihr hoch wie eine Krankheit.
    „Als Architekt, als
Festungsbaumeister“, antwortete sie und versuchte, ihrer Stimme eine etwas
tiefere Tonlage zu geben.
    Sofort drehte der Johanniter den
Kopf zu ihr hin, und Nerina war, als mustere er sie genau. Sie konnte sich aber
ebenso gut täuschen, schließlich verlangte das schwindende Tageslicht, dass man
sein Gegenüber fixierte. So sehr zerrte die Furcht an ihrem Nervenkostüm, dass
sie fröstelte. Sie schlug die Arme um die Brust und bemerkte gerade
rechtzeitig, dass sie damit eine typisch weibliche Geste zeigte. Schnell
steckte sie die Hände in die Taschen und zog den Kopf ein.
    „Es weht ein frischer Wind.“
    „Er wird uns schneller nach Malta
treiben.“
    „Wartet, meine Herren, bis wir
Sizilien hinter uns haben. Dort kann der Wind drehen. Es wäre nicht das erste Mal,
dass ich drei Wochen in Syrakus liege, ohne auch nur eine Meile unter den Kiel
zu bekommen.“
    Zweifelnd sah sich der Johanniter
um.
    „Das Wetter ist günstig. Ihr werdet
nicht einmal in Syrakus zwischenlanden müssen.“
    „Wir haben Ware an Bord!“
    „Die Ihr auf der Rückfahrt ebenso gut
ausladen könntet. Ich verdopple meinen Preis, wenn Ihr mich auf der Stelle nach
Malta bringt. Bei diesem Wind ist das geradezu ein Katzensprung.“
    Im Kopf überschlug der Kapitän
offensichtlich Gewinn und Verlust und kam zu dem Saldo, dass er es durchaus
riskieren konnte, ohne Zwischenhalt in Syrakus nach Malta weiter zu segeln.
    „Auf Eure Verantwortung, Herr. Die
Änderung ist sofort und in bar zu entrichten. Wenn Euer Mitreisender nichts
dagegen hat.“
    Ohne zu zögern, nickte Nerina. Sie
würden also – sofern die Wetterlage es zuließ – ohne Umschweife nach Malta
kommen. Für sie hatte dies einen unbestreitbaren Vorteil. Das Zusammensein mit
dem Johanniter verkürzte sich, was die Wahrscheinlichkeit der Enttarnung
ebenfalls verkürzte.
    Der Johanniter zog einen Beutel
Gold unter seinem Umhang hervor und zahlte.
    „Ich lege mich schlafen, meine
Herren!“, verabschiedete sich Nerina. „Ein anstrengender Tag liegt hinter mir.“
    Die beiden Männer nickten, und
Nerina schlenderte breitbeinig ans Heck zu ihrem Verschlag. Noch immer
zerschnitt das Schiff die Wellenberge in zwei gleichmäßige Teile, die jetzt in
der Nacht grünlich phosphoreszierten. Gespreizt wie die Beine einer Frau, musste
sie denken und schüttelte den Kopf. Irgendwie passte der Vergleich doch, wenn
man sich das Schiff als Vulva dachte.
    Aus Furcht davor, sich nicht
schnell genug anziehen zu können, legte sie sich in ihren Kleidern auf die
Pritsche. Sie tastete unter die Liegefläche. Ja, dort lag das Bild versteckt.
Nicht allzu sicher, aber niemand würde es hier vermuten, am allerwenigsten der
Johanniter, schließlich war er der Meinung, es zerstört zu haben. Der Gedanke
beruhigte sie etwas.
    Das Schiff bewegte sich im immer
gleichen Takt auf und ab, hin und her, und wiegte sie in einen Dämmerzustand
hinein, in dem sie nicht unterscheiden konnte, ob sie schon

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