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Das Vermaechtnis des Caravaggio

Das Vermaechtnis des Caravaggio

Titel: Das Vermaechtnis des Caravaggio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Dempf
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einflößen und ihm einen Tee geben, der ihn schwitzen lässt. Danach wird
er schlafen wie ein Engel. Ihr solltet mir jedoch noch einige Fragen
beantworten.“
    Aus den Öffnungen seiner Ärmel
reckten sich Hände, die einladend ins Haus selbst zeigten. Dann drehte sich Fra
Torriglia um und schritt ihr voran in einen hohen Raum, der mit einem Kamin und
zwei Stühlen ausgestattet war. Sofort fühlte sie sich an die Kahlheit des Tor
di Nona in Rom erinnert, dem Vorhof zur Hölle. Nicht einmal die knackenden
Scheite im Kamin konnten ein Frösteln verhindern.
    „Im Sommer liegen hier Pilger, die
auf dem Weg nach Syrakus haltgemacht haben. Jetzt, in der kühlen Jahreszeit,
dient mir der Raum als Empfangszimmer. Er kann beheizt werden. Ein Vorteil, der
sich nicht auf alle Räume des Hospitals gleich verteilt.“
    Kaum hatten sie die Stühle
erreicht, deren Lehnen sie überragten, drehte sich der Komtur zu ihr um.
    „Ich will ehrlich sein.“ Er sah sie
an, als hielte er nichts davon, mit Frauen zu reden. In seinem Gesicht
spiegelten sich Widerwillen und Abscheu, gepaart mit einem Ausdruck, den Nerina
nur schwer deuten konnte. Vermutlich wusste der Komtur von Micheles Ausschluss
aus dem Orden, aber er schwieg. Wollte er sich nur  persönliche Vorteile verschaffen?
    „Der städtische Senat wünscht, dass
Euer Meister Bilder für die Stadt malt. Ganz besonders am Herzen liegt dies
einem Kaufmann, Giovanni Battista de’ Lazzari, der unser Hospital häufig mit
großzügigen Spenden unterstützt. Wird er dazu in der Lage sein?“
    Wie Schuppen fiel es ihr von den
Augen. Fra Torriglia wusste sehr wohl, dass Caravaggio aus dem Orden
ausgeschlossen worden war. Selbst bei ihm waren die Kuriere aus Malta
eingetroffen. Michele konnte jederzeit von ihm an den Großmeister Wignacourt
nach Malta ausgeliefert werden, aber offensichtlich gab es verschiedene
Interessenlagen bezüglich eines derart bekannten Malers. Reichlich fließende
Spenden standen gegen den Gehorsam gegenüber dem eigenen Orden. Zumindest diese
Spannung gedachte Nerina auszunutzen. Auch hier kochten die Provinzmächtigen
ihr eigenes Süppchen gegen Papst und König, wie überall.
    „Gebt ihm einen Pinsel und Farbe,
und er wird ein Bild malen, das Euch die Exkommunikation aus Rom einbringt.“
    Trotz seiner nach außen getragenen
Ablehnung musste Fra Torriglia schmunzeln.
    „Soweit sollte es nicht kommen,
aber ein Schuss Unabhängigkeit, vielleicht sogar ein Tropfen Eigensinn und
Patriotismus gefiele der Stadt und ihren Vätern.“
21.
    Michele hustete hohl und scharf. Sein
Gesicht war schweißnass, er wirkte fahrig und war unruhig. Die Schultern
hingen, aber die Pinselbewegungen wirkten kräftig wie immer, nur dass er öfters
unterbrach und die Arme vor Erschöpfung senkte. Dann zitterten seine Hände, und
von der Nase tropfte der Schweiß. Er arbeitete schnell und sicher und mit einem
Trotz, der Nerina Angst einflößte.
    Tausend Scudi hatte ihm der
genuesische Kaufmann geboten, tausend Scudi von Giovanni Battista de’ Lazzari,
der jetzt schräg hinter Michele stand und ihm zusah, die Nase mit einem
duftenden Tuch verhüllt, um den Gestank der Leiche nicht einatmen zu müssen.
    Kaum eine Woche nach ihrer Ankunft
in Messina hatte sich Michele aus seinem Bett gequält und war an die Leinwand
getreten, die man in sein Zimmer gestellt hatte. Er schlief mit Stiefeln und
Degen, unruhig und vom Fieber geschüttelt, das an ihm nagte und ihn nicht mehr
losließ. Aber der Komtur und der Genueser Kaufmann de’ Lazzari drängten in ihn,
wollten ihn an der Arbeit sehen – und Michele ahnte wie sie, Nerina, dass ihm nur
die Befriedigung ihrer Bilderleidenschaft Sicherheit verschaffte.
    „Ich muss Euch danken, Messer
Caravaggio, weil Ihr Euch dazu bereit erklärt habt, das Thema des Bildes zu
wechseln. Zwar hätte mir ein Johannes für die Cappella principale auch
gefallen, aber mit Eurem Lazarus und der Erweckungsszene habt Ihr den Nagel auf
den Kopf getroffen. Wenn mir auch die Umsetzung etwas ungewöhnlich erscheint.“
    Mit seiner unter dem Tuch
verborgenen Nase deutete er auf die drei männlichen Modelle, von denen einer
einen Leichnam hielt, der als Vorlage des Lazarus diente, während zwei weitere
eine Art Grabstein hoben.
    Nerina, die seitlich zu Michele am
Türrahmen zu ihrem Zimmer stand und die beiden Männer beobachtete, verzog
bitter den Mund. Michele hatte bereits das Johannes-Thema skizziert und den
Grund aufgetragen, als der Genueser mit einer neuen Idee

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