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Das Vermaechtnis des Caravaggio

Das Vermaechtnis des Caravaggio

Titel: Das Vermaechtnis des Caravaggio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Dempf
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großen Sätzen dem Johanniter ans Bein, der sich wütend umdrehte und mit
der Klinge auf Nero einschlug.
    „Lass los, du verrücktes Vieh! Was
fällt dir ein.“
    Tatsächlich ließ Nero das Beinkleid
fahren, in das er sich verbissen hatte.
    In seiner Wut, die Nerina im
Mondschein im Gesicht des Johanniters gespiegelt sah, stach Frau Domenico zu.
Nero jaulte getroffen auf. Zuerst brachen seine Hinterbeine ein, dann schoss
ein starker Blutstrahl  auf das Pflaster. Nero drehte sich um die eigene Achse,
jaulte und verstand nicht recht, warum ihm seine Hinterbeine nicht mehr
gehorchten. Dann schleppte er sich aus der Reichweite des Degens, der ihn ein
zweites Mal getroffen hatte, diesmal über der Schnauze und ihm von dieser ein
Stück abgeschlagen hatte. Wie von Sinnen stürzte der Hund davon, indem er
seinen Hinterkörper nachzog. In Nerina stieg Übelkeit auf, während sie die
Szene beobachtete. Nero tat ihr leid.
    Neros Fluchtweg kreuzte die Beine
des Mannes, der mit Michele kämpfte. Der verhedderte sich kurz, stolperte, und
bevor er wusste, was geschah, saß ihm Micheles Degen bereits in der Gurgel. Ein
Röcheln, dann drehte sich Michele zu Fra Domenico um.
    Dieser stand noch immer wie
erstarrt. Offenbar hatte ihn die Untreue seines Hundes erschüttert. Jetzt, als
er Michele vor sich sah, kam wieder Leben in seinen Körper.
    „Nun, dann werde ich eben zuerst
mit Euch fertig.“
    Sein Angriff auf Michele erfolgte
wütend und heftig. Mit harten, gezielten Schlägen, bearbeitete er Micheles
Deckung, die langsam, weinselig langsam reagierte. Plötzlich stand Enrico an
Micheles Seite. Nerina sah nur, dass sich dessen Gegner am Boden krümmte und
sich unter ihm eine schwarze Lache bildete.
    Beide Männer entfachten in Fra
Domenico einen nur umso heftigeren Zorn. Mit schnellen Schlägen im Stakkato bearbeitete
er die Degen der beiden. Trotz ihrer Überzahl würden sie ihm nicht lange
standhalten können, soviel stand für Nerina fest. Verzweifelt überlegte sie
eine Lösung. Als die drei Männer sich wieder auf sie zubewegten, fuhr ihr ein
Gedanke durch den Kopf. Gerade rechtzeitig offenbar, denn im selben Moment
stieß Michele ein Gurgeln aus, langte sich ins Gesicht und brach zusammen.
Nerina hatte noch sehen könne, wie die Klinge Fra Domenicos über Micheles
Gesicht gefahren war.
    Sie stieß einen Schrei aus, bückte
sich, griff mit beiden Händen in den Schlamm der Straße unter sich, und warf
mit aller Kraft die dreckige Ladung Fra Domenico ins Gesicht. Dieser taumelte
zurück, langte sich an den Kopf und fluchte. Mit einigen Degenhieben setzte ihm
Enrico nach. Der Johanniter stolperte, spuckte, erhielt noch einmal einen Hieb
auf den Arm, der ihm die Klinge aus der Hand schlug und floh schließlich. Wie
seine Kumpane zuvor entschwand er in die Dunkelheit der Gassen des Berghanges.
    Nerina drehte sich nach Michele um,
der reglos am Boden lag. Auch unter ihm bildete sich eine Blutlache.
    „Michele!“, rief sie und drehte ihn
um. Sein Körper wirkte schlaff und wie leblos. Als sie in sein Gesicht sah, musste
sie sich übergeben. Dort, wo zuvor noch die schmalen Wangen und die gerade Nase
gesessen hatten, hingen jetzt Fetzen.
    Nerina gelang es nicht, ein Wort zu
sagen. Es würgte sie, und gleichzeitig flossen die Tränen.
    „Was ist mit ihm?“, erkundigte sich
Enrico, der an Nerina herantrat.
6.
    „Caravaggio ist tot!“
    Der Bote, der in Scipione Borgheses
Arbeitszimmer trat und ihm einen Brief aushändigte, verbeugte sich, noch
atemlos.
    „Was sagt Ihr?“
    „Mein Herr, der Herzog von Urbino lässt
Euch in diesem Brief mitteilen, dass Euer Schützling, Michele Merisi, den alle
nur Caravaggio nennen, bei einem Überfall in Neapel zu Tode gekommen sei.
Näheres teilt er Euch schriftlich mit.“
    Noch immer wollte Scipione Borghese
die Botschaft nicht wahrhaben. Caravaggio tot? Unmöglich. Hastig riss er den
Brief auf und überflog ihn. Er trug das Datum des 24. Oktobers 1609.
    „... es gibt Nachrichten aus
Neapel, dass der berühmte Maler Caravaggio umgebracht worden sein soll ...“
    So stand der Satz da, so packte er
ihn im Genick und riss ihn aus seinem Sessel. Mit einem Wink verscheuchte er
den Boten, der sich demütig davonschlich.
    „Belohnt ihn“, rief Scipione
Borghese seinem Sekretär nach, der nur den Kopf durch die Tür steckte und ihn
fragend betrachtete. „Schafft mir Kardinal Gonzaga her. Und zwar schnell!“
    Verzweifelt schritt Scipione
Borghese in seinem Arbeitszimmer auf und ab.
    Alle

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