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Das Vermaechtnis des Caravaggio

Das Vermaechtnis des Caravaggio

Titel: Das Vermaechtnis des Caravaggio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Dempf
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spannend
machen, als ich es vorhatte. Hier, lest!“
    Scipione Borghese hielt ihm den
Brief des Herzogs hin, und Ferdinando Gonzaga vertiefte sich in das Schreiben.
Er suchte nach einer Regung in der Mimik des Kardinals, aber Ferdinando Gonzagas
Miene blieb unbeweglich. Mit einer Geste, als würde ihn die Mitteilung
keineswegs erschüttern, gab er ihm den Brief zurück.
    „Und?“
    „Was und? Caravaggio ist tot! Und
Ihr fragt „und?“.“
    Ferdinando Gonzagas Nasenflügel zuckten
leicht, als fiele es ihm schwer über eine offensichtliche Schwäche seines
Gegenübers zu sprechen. Diese Überheblichkeit hasste Scipione Borghese.
Gleichzeitig bewunderte er die Gelassenheit, mit der dieser Jüngling die
Situationen beurteilte. Gespannt wartete Scipione Borghese auf dessen Deutung
des Briefes.
    „Habt Ihr den Brief nicht zu Ende
gelesen? Es heißt dort: Es gibt Nachrichten aus Neapel, dass der berühmte Maler
Caravaggio umgebracht worden sein soll; andere sagen, er sei schwer verletzt.
Was stimmt jetzt? Ist er tot oder schwer verletzt? Ihr habt einen ungenauen
Boten, Exzellenz.“
    Mit verdrehten Augen umrundete
Scipione Borghese Kardinal Gonzaga, der dabei ruhig stehen blieb, die Hände auf
dem Rücken verschränkt. Ein übermannshoher Oleander zeichnete fleckige Schatten
auf Talar und Gesicht, das er unter seinem purpurnen Kardinalshut versteckte.
    „Habt Ihr einen besseren Informanten?
Wenn ja, wäre er in der Lage, die restlichen Bilder aufzukaufen, die sicherlich
noch im Atelier Caravaggios herumstehen. Ich würde mich erkenntlich zeigen.“
    Über Ferdinando Gonzagas Lippen,
die im Augenblick der einzige Körperteil waren, der eine Regung zeigte, huschte
ein feines Lächeln.
    „Ihr seid zu voreilig, Exzellenz.“
    „Aber Euer geheimer Sekretär,
Enrico. Er wäre doch der Mann vor Ort.“
    Bevor Ferdinando Gonzaga
antwortete, blinzelte er in die Sonne, die beinahe direkt über ihm stand, und
streifte den Kardinalshut ab. Auf seinem Haar hatte sich dort ein Ring
gebildet, rot und schweißglänzend, wo der Hutrand auf Haar und Kopfhaut
drückte. Mit einer Kordel befestigt, blieb der breitrandige Hut auf dem Rücken
hängen.
    „Im Augenblick ist er damit
beschäftigt, Caravaggios Verletzungen zu pflegen. Und Bilder dürfte der Maler
nach diesem Anschlag kaum mehr aus der Hand geben. Nicht einmal für viel Geld.“
    Scipione Borghese stutzte. Die
Überraschung schien gelungen.
    „Caravaggio lebt?“
    „Caravaggio lebt! Allerdings wurde
er schwer verletzt. Enrico schreibt, sein Gesicht wäre durch mehrere Degenhiebe
so verstümmelt, dass selbst Freunde ihn nicht wiedererkennen würden.“
    Jetzt musste Scipione Borghese
tatsächlich den Halt einer der Karyatiden beanspruchen. Müde lehnte er sich
dagegen. Die Hitze und die in sich zerbröselte Hoffnung auf Caravaggios Bilder
ließen ihn schwanken.
    „Woher wisst Ihr das?“
    „Nun, Enricos Schreiben traf etwa
zur selben Zeit ein. Eben wollte ich Euch davon erzählen, als Euer Bote mich
traf. Nur seine Version entstammte keinem Gerücht, sondern den tatsächlichen
Ereignissen. Enrico berichtet, dass Caravaggio trotz des Wundfiebers malt, als
wäre er besessen. Er hat Euch ein Bild zugesprochen, um seinen Bruder
zufriedenzustellen.“
    „Ein Bild? Welches Bild?“
    „Das konnte er noch nicht sagen!“
    Bewundernd betrachtete Scipione den
unscheinbaren Jüngling, dem man nicht einmal zugetraut hätte, die Finger an
seinen Händen voneinander unterscheiden zu können. Wenn einem Kardinal dieser
Kurie eine Laufbahn vorgezeichnet war, dann diesem. Es würde ihn nicht wundern,
wenn am Ende seiner Karriere sogar das Pontifikalamt stünde, gerissen und
zielstrebig wie er war.
    „Caravaggio lebt!“
    Noch konnte es Scipione Borghese
nicht fassen. Er klatschte in die Hände.
    „Kühlen Wein und ein Essen.
Serviert im Speisezimmer.“ Ob sein Befehl gehört worden war, interessierte
Scipione Borghese im Augenblick nicht. Er führte Ferdinando Gonzaga am Arm
hinauf ins Arbeitszimmer. „Jetzt wäre es an der Zeit, den Dispens anzumahnen,
mein Freund.“
    Kardinal Ferdinando Gonzaga sah ihn
aus Augenschlitzen an, die nicht erkennen ließen, was er gerade dachte.
    „Caravaggio soll leben!“, antwortete
er.
7.
    „Er hat Euch einen Brief
geschrieben? Er hat darin um die Bilder gebeten, die in meinem Atelier wohlfeil
herumstünden? Erwartet er etwa mein baldiges Ableben?“
    Michele war außer sich. In einer
Ecke des Ateliers saß Nerina, geduckt und verschreckt, weil

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