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Das Vermaechtnis des Caravaggio

Das Vermaechtnis des Caravaggio

Titel: Das Vermaechtnis des Caravaggio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Dempf
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Enrico
und nahm ihre Hand in seine Hände. „Ihr seid zweifellos hübsch!“, flötete er.
    „Und Ihr seid ein Schmeichler.
Glaubt Ihr, nur weil Ihr etwas Besseres seid, könnt Ihr es bei mir versuchen?“
    „Ich würde es nicht wagen, wenn ich
nicht die Wahrheit sagen müsste.“
    Julia kicherte, als sie sich zu ihm
hinüber beugte, um ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange zu geben. Enrico verdrehte
sich beinahe die Augen, als er versuchte, einen Blick auf den Brief in Julias
Ausschnitt zu erhaschen.
    „Weil Ihr so ein Freundlicher seid,
Enrico, gebe ich Euch ein Geheimnis preis: Auch ich kenne Messer Caravaggio!“
    Wieder musste Enrico zugestehen, dass
nicht er die Situation beherrschte, sondern Julia, und dass er das Gefühl nicht
loswurde, sie spiele mit ihm.
    „Wann habt Ihr ihn kennengelernt?“
    „Oh, nachdem er von Cavaliere
d’Arpino hinausgeworfen worden war und sein Mentor, Monsignor Fantin Petrignani,
ihn bei Kardinal Del Monte vorgestellt hat.“
    D’Arpino, dachte Enrico nur.
Natürlich. Jeder kannte die Hassliebe der beiden Künstler in Rom. Caravaggio
hatte eine Zeit bei dem Maler gelebt. Wieder hatte er eine Spur gefunden, der
er nachgehen musste.
    „Wie nahe seid Ihr ihm gekommen?“
    Kokett warf Julia den Kopf nach
hinten, sodass ihre Haare wie Seide rauschten.
    „Ich kann nicht sagen, dass ich ihn
wirklich kennengelernt habe“, meinte sie spöttisch. „Aber ich habe ihn bei
einer Gelegenheit erlebt, die nicht das beste Licht auf den großen Sakralmaler
wirft!“
    Mit aller Gewalt musste er sich
beherrschen, Julia nicht fester zu umfassen und ihr das Wissen aus dem Mund zu
ziehen, das sie ihm jetzt vorenthielt, notfalls mit Gewalt. Jetzt spielte sie
mit ihm. Es schien ihr zu gefallen, dass er ganz offensichtlich zappelte wie
der Fisch an der Angel. Mittlerweile hatte sie ihn bis zu einer
Dienstbotenpforte mitgezogen und klopfte, bevor Enrico dagegen einschreiten
konnte. Hinter der Tür vernahm er bereits Schritte, als ihm seine Frage
einfiel.
    „Wobei habt Ihr ihn erlebt, Julia?
Sprecht! Wobei?“
    „Er traf seinen Bruder!“
    „Seinen Bruder?“
    „Ein schöner Mann, der Prete Rosso.
Wir Mägde haben den Mann angeschmachtet, den Gott als Priester an die Kirche
verschwendet hat.“
    Unsicher sah Enrico Julia an. Im
selben Moment ging die Pforte quietschend auf und eine alte Frau schob ihren
Kopf durch den Türspalt.
    „Ah, Julia!“, meinte sie nur,
scheuchte ihn mit einem missbilligenden Blick beiseite und ließ das Mädchen an
sich vorüber.
    „Sehen wir uns wieder, Julia?“, rief
ihr Enrico hinterher, aber Julia beachtete ihn nicht mehr. Sie umarmte die alte
Frau flüchtig, die ihr ein faltiges Lächeln schenkte und die Tür zuwarf.
    Enrico verharrte noch eine ganze
Zeit reglos vor der Pforte. In seinem Kopf wirbelten die Gedanken
durcheinander. Julia hatte Caravaggio erlebt, als er mit seinem Bruder
zusammentraf? Wann war das geschehen? Was war dabei passiert? Warum erinnerte
sich Julia daran so negativ? Der Prete Rosso, wer war das?
    Enrico wusste, dass er Julia
wiedersehen musste. Er ahnte, dass nicht nur er es war, der dieses Treffen
wollte. Warum sonst hätte sie ihn mit dieser Information geködert?
3.
    Die Tür öffnete sich und ein Mann
schlüpfte herein, der beim Eingang stehen blieb und sich langsam zu Boden
gleiten ließ. Nerina beachtete ihn nicht weiter, nur das Quietschen seiner
Lederschuhe fiel ihr auf. Es schien einer der vielen Künstler zu sein, die
Michele in den letzten Tagen belagerten. Zwar betrank dieser sich nicht mehr
bis zur Besinnungslosigkeit, aber er zeigte sich einem anderen Laster
zugänglich, dem der Bewunderung.
    Manche dieser sogenannten Künstler
trugen Skizzenblöcke mit sich und schienen ernsthaft an den Vorträgen Micheles
über die Natur seiner Malerei interessiert zu sein, aber die allermeisten
genossen es einfach, seinen Reden zu lauschen, die ihn zumindest in Rom sofort
in den Kerker geführt hätten. Hier in Neapel kannte man Michele noch nicht, und
noch war die Kunde von seinen lästerlichen Reden offenbar nicht bis zu den
Dominikanern gelangt, die auch in dieser Stadt im Namen Spaniens und der Kirche
die Heilige Inquisition vorantrieben, sonst wäre er bereits verhaftet worden.
    Nerina fühlte den neugierigen Blick
des Fremden auf sich ruhen. Als sie zu ihm hinblickte, fuhr ein Schmerz des
Erkennens in sie, als würde ihr eine kalte Nadel in den Bauch gestoßen. Sie
kannte den Kerl, war sich beinahe sicher.
    „Wofür brauchen

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