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Das Vermaechtnis des Caravaggio

Das Vermaechtnis des Caravaggio

Titel: Das Vermaechtnis des Caravaggio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Dempf
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des Kardinals Del
Monte. Erworben bei einer Ausstellung, die in meinem Hause stattfand.“
    „Nein, Cavaliere, es gehört mittlerweile
dem Kardinal Borromeo. Dort habe ich es gesehen, bei einem Empfang, zu dem mein
Herr, Ferdinando Gonzaga, eingeladen war.“
    Über d’Arpinos Gesicht huschte ein
Schatten, als würde er sich über Enricos Korrektur ärgern. Mit einem nur schwer
verdeckten Schmunzeln genoss Enrico diesen kleinen Sieg.
    „Nun ja. Er hat natürlich eine
ganze Anzahl Versuche gemacht“, rechtfertigte sich d’Arpino. „Der Fruchtkorb
gehörte zu den gelungenen Werken. Außerdem zähle ich dazu Bilder, in denen Stillleben
mit Einzelfiguren im Porträtmodus gestaltet wurden, der „Knabe mit der
Eidechse“, der „Knabe mit dem Fruchtkorb“ und einige weitere. Aber die
Grundidee ist die meine. Schließlich hat er bei einigen Bildern die Haltungen
meiner Personen regelrecht kopiert.“
    Und ihnen dabei eine künstlerische
Note gegeben, war Enrico versucht zu ergänzen. Aber er hatte kein Interesse
daran, den Cavaliere d’Arpino weiter zu verärgern, deshalb lenkte er sofort
ein.
    „Ihr habt recht! Welches Bild wäre
Euch feil, Cavaliere?“
    „Für welches Bild interessiert sich
Euer Herr?“, drängte der Cavaliere, dem die lange Dauer der Unterredung
sichtlich nicht gefiel.
    Bewusst ignorierte Enrico die Frage
des Cavaliere und konterte.
    „Warum verließ Caravaggio Euer
gastfreundliches Haus?“
    Allerdings bemerkte er, wie sich im
Gesicht des Freskanten Falten bildeten, und konnte nur vermuten, dass dieser
nicht damit einverstanden war, diese Art von Verhör hinzunehmen. Aber
schließlich siegte offenbar der Name Gonzaga und die Aussicht auf Geld und
Reputation.
    „Wir haben es nur acht Monate
zusammen ausgehalten. Eigentlich waren es weniger.“
    Diesmal schien der Cavaliere kurz
angebunden zu sein. Wollte er ihn, Enrico aus dem Haus haben?
    „Warum nur acht Monate?“
    „Der Unfall!“
    „Was meint Ihr mit Unfall?“
    Enrico fühlte eine innere Erregung.
Ein Unfall? Zwar wusste er, dass Caravaggio in den letzten Monaten Unfälle und
Streitigkeiten geradezu magisch angezogen hatte, dass sich aber bereits in damaliger
Zeit ein Unglück ereignet hatte, war ihm unbekannt gewesen.
    „Ein Pferd hatte ihn getreten und
ihm einige Rippen gebrochen!“
    Laut lachte Enrico auf.
„Ein Pferd? Beim Malen?“
    Cavaliere d’Arpino hob die
Augenbraue, und Enrico versuchte sich im Zaum zu halten, obwohl er sich die
Situation kaum vorstellen konnte.
    „Nein. Wir suchten Modelle, das
heißt eigentlich suchte Michele Modelle auf der Straße. Er wollte ein weiteres
Bild malen wie das mit der Zigeunerin, die er direkt von der Gasse ins Haus
geholt hatte, damit sie ihm Modell saß. Wir liefen und schauten, und plötzlich
geriet er in Streit mit einem Fremden, der ihn vom Pferd herab angesprochen
hatte. Ich kannte ihn nicht, doch Michele schien ihm schon einmal begegnet zu
sein. Sie stritten sich hasserfüllt.“
    Enrico hielt die Luft an. Ein
Unbekannter, der Caravaggio kannte. Endlich eine heiße Spur, der er vielleicht
folgen konnte.
    „Hasserfüllt?“
    Unruhig rutschte der Cavaliere auf
seinem Sessel hin und her. Offenbar fühlte er sich in die Enge getrieben.
Enrico wollte jetzt dem Cavaliere keine Möglichkeit mehr lassen, sich aus der Geschichte
herauszuwinden.
    „Ich habe nichts verstanden. Sie
sprachen zu schnell und im Dialekt der Lombardei. Nur wenige Brocken ... wie
... Schwester und Mann ... aber da bin ich mir nicht ganz sicher. Warum wollt
Ihr das alles wissen? Es hat doch mit dem Bild nichts ...“
    „Was geschah dann?“, drängte Enrico
und beugte sich vor.
    „Was genau geschah, kann ich nicht
sagen. Ich weiß nur, dass sie sich zuletzt angeschrien haben, der Fremde
plötzlich seinen Degen gezogen und Michele damit gedroht hat und dann sein
Pferd steigen ließ. Der Gaul traf Caravaggio unverhofft mit einem Vorderhuf an
der Schulter. Michele fiel, und der Reiter lachte und meinte, dies wäre eine
erste Lektion, oder so ähnlich. Von mir wurde Caravaggio noch zum Ospedale
della Consolazione gebracht. Der Fremde ritt davon, ohne sich um den Verletzten
zu kümmern. Über die Schulter rief er etwas, das klang wie: Hoffentlich werde
er daran verrecken! Verdient habe er es!“
    „Ihr wisst nicht, worauf sich der
Fremde bezog?“
    Cavaliere d’Arpino verneinte die
Frage Enricos, rutschte aber wieder unruhig auf dem Sessel hin und her.
    „Wie lange blieb er im Krankenhaus?
Habt Ihr ihn

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