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Das Vermaechtnis des Caravaggio

Das Vermaechtnis des Caravaggio

Titel: Das Vermaechtnis des Caravaggio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Dempf
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wurde bereits
überlegt.“
    Jetzt musste Scipione laut lachen.
Er drehte seinem Oheim den Rücken zu, lief in Richtung Tür und betrachtete
dabei die Schmuckdecke.
    „Ihr macht Euch lächerlich, Oheim.
Ihm werden die Bilder aus den Händen gerissen, und Ihr überlegt Euch ein
inquisitorisches Verfahren.“ Langsam wandte er sich wieder um. „Die besten
Stücke werden in den Galerien Eurer Gegner verschwinden. Ich werde retten, was
zu retten ist.“
14.
    Nerina schritt die Treppe voran ins
Atelier hoch. Hinter sich fühlte sie die Blicke Pater Leonardus’ wie sanfte
Berührungen, die sich ihren Rücken entlang nach unten bewegten. Auf ihrem Gesäß
blieben sie liegen und strichen die Rundungen entlang. Sie konnte beinahe die
Gedanken des Paters erahnen, die sich seinem Atem mitteilten: Schlief
Caravaggio mit ihr oder nicht? War sie eine der vielen Huren des Malers oder
womöglich mehr? Mit der freien Rechten griff sie kurz nach ihrem Amulett und
drückte es. Es musste ihr jetzt einfach Glück bringen.
    Eine unbestimmte Furcht vor den
Blicken des Paters zwang sie, schneller zu gehen. Doch Pater Leonardus hielt leicht
mit ihr Schritt.
    „Ihr wollt Michele einen Auftrag
erteilen?“
    „Ich will kaufen, alles kaufen, was
Messer Caravaggio gemalt hat und noch nicht weitergegeben ist.“
    Nerina hüstelte verlegen. Woher kam
dieses plötzliche Interesse an Micheles Bildern? Die Bruderschaft, der
Kaufmann, der Vizekönig von Neapel und jetzt Pater Leonardus im Auftrag des
Kardinals Borghese. Warum wollten plötzlich alle seine Werke kaufen?
    „Ich glaube nicht, dass Michele
daran interessiert ist. Seine Art, einen Auftraggeber auszusuchen, ist etwas –
sagen wir – persönlich.“
    Als sie die Tür zum Atelier
geöffnet hatte, drehte sie sich sofort um. Sie hatte ihn richtig eingeschätzt.
Tatsächlich glitt der Blick des Paters an ihrem Körper entlang nach oben und
verharrte auf ihrer Brust, bis sie die Arme davor kreuzte. Erst dann sah er ihr
ins Gesicht.
    Vom geöffneten Laden her fluteten
Licht und Wärme in den Raum. Sie kam sich vor, als würde sie von hinten
beleuchtet, um in einem besonders günstigen Licht präsentiert zu werden.
    „Wie eine Madonna Caravaggios!“, murmelte
der Pater.
    Nervös strich sich Nerina eine
Haarsträhne aus dem Gesicht. Mutig begegnete sie seinen grauen Augen, die klar wie
Brunnenwasser waren.
    „Sie waren bereits hier oben?“, versuchte
sie den Pater zu übertölpeln, aber der hielt ihrem forschenden Blick stand und
zuckte mit keiner Wimper. Ein Stich in der Bauchgegend sagte ihr, dass es ein
Fehler gewesen war, den Pater mit hinauf zu nehmen. Sie waren allein. Niemand wusste,
dass der Pater bei ihr oben war. Unruhig schluckte sie den Speichel hinunter,
der sich im Mund sammelte, zupfte am Kleid und ging langsam zum Fenster, um die
halboffenen Läden gänzlich zurückzuschlagen.
    „Wie ich sehe, malt Caravaggio
fleißig. Schadet das Licht nicht der Farbe? Wird sie dadurch nicht spröde?“
    Nerina beugte sich über die
Brüstung, aber unten, auf der sonst so belebten Gasse, sah sie niemanden, den
sie kannte. Ihre Gedanken überschlugen sich, während sie sich wieder dem Pater
zuwandte, der ihr bis in die Mitte des Zimmers gefolgt war. Sein Grinsen
deutete sie als Wissen um ihre Notlage.
    Er holte sich einen Stuhl und
hockte sich rittlings vor ein Gemälde, das beinahe den gesamten Raum einnahm.
    „Ich darf mich setzen? ‚Sieben
Werke der Barmherzigkeit‘, wenn ich das Bild recht deute. Originell und
gelungen, aber vermutlich in dieser Ausführung unverkäuflich!“
    Seine selbstsichere Art, sein
Auftreten, als wäre er hier zu Hause, verärgerten sie.
    „Im Gegenteil. Für das Bild erhielt
Michele einen schönen Preis. 470 spanische Dukaten, wenn Ihr das meint.“
    Pater Leonardus pfiff durch die
Zähne, aber Nerina wurde den Verdacht nicht los, dass er über alles bereits
Bescheid wusste, dass er das Bild eingehend gemustert und begutachtet hatte. Sicherlich
hatte ihn der Malteser eingeweiht. Warum hatten sie sich getroffen? Woher
kannten sie sich? Was hatten die beiden Männer am Hafen und danach miteinander
zu sprechen gehabt?
    „Er ist jeden Dukaten wert! Und für
die Inquisition ein gefundenes Fressen. Findet Ihr nicht? Maria aus dem Lauf
der Welt verbannt. Ich glaube nicht, dass es dem neuen Denken am Hof unseres
Papstes Paul entspricht und von der dortigen Kongregation für unchristliche
Umtriebe gutgeheißen wird.“
    „Was wollt Ihr damit andeuten?“
    Nur zu

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