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Das Vermaechtnis des Caravaggio

Das Vermaechtnis des Caravaggio

Titel: Das Vermaechtnis des Caravaggio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Dempf
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offenbar zu lächeln. Mit einer blitzschnellen Bewegung drehte er sich
ganz zu ihr um, griff nach ihrem Handgelenk und drückte zu.
    „Für jeden Preis.“
    „Fragt Michele“, stöhnte Nerina und
ging langsam in die Knie. Pater Leonardus genoss dies offenbar, ließ aber
plötzlich los. Nerina stolperte nach vorne und wäre ihm beinahe in die Arme
gefallen.
    „Ihr wisst vielleicht nicht, dass
selbst die Spanier auf einen Mord mit dem Galgen antworten. Es weiß nur noch
niemand hier in Neapel, dass Euer Michele einen Menschen umgebracht hat.“
    Nerina hielt ihr Handgelenk und
suchte einen raschen Ausweg aus ihrer Situation. Im Augenblick kniete sie
hilflos und den Launen des Paters ausgeliefert auf dem Boden. Die Tür lag
hinter ihr, aber dazwischen stand Pater Leonardus. Nur einmal hatte sie eine
solche Demütigung erfahren, als ihr Ziehvater ihr eröffnet hatte, dass sie
elternlos war, dass sie von ihm und seiner Frau nur aufgezogen wurde und
deshalb entsprechend für ihr Auskommen zu arbeiten hatte.
    „Michele wurde der Mord in die
Schuhe geschoben! Er ist unfähig, jemanden im Streit zu töten. Er schlägt sich
gern, ja, aber er würde niemanden ermorden.“
    „Eure Liebe zu diesem Caravaggio in
Ehren, Signora, aber das dürfte den Vizekönig nicht interessieren. Die
spanischen Granden sind keine Freunde juristischer Spitzfindigkeiten. Und
selbst Alfonso Pimentel de Herrera bildet sich mehr auf seine adelige Geburt
ein, als auf die Schliche der Justiz. Ihr seht, ein einziger Hinweis und Euer
Michele wird ein Raub läuternder Flammen.“
    „Ihr seid kein Mensch!“
    „Das ist er auch nicht!“, ertönte
hinter ihr eine bekannte Stimme. Michele! „Und jetzt verlasst Ihr uns, und zwar
sofort!“
    Nerina rappelte sich auf. Ihr
Handgelenk schmerzte. Sie sah, dass dasselbe schiefe Lächeln die Mundwinkel
Pater Leonardus’ weiter verzog. Nur seine Stimme klang belegter.
    „Wie Ihr wünscht, Messer Caravaggio!“
Rasch schob der Pater die Kapuze über den Kopf und schritt an Michele vorbei,
der in der Tür lehnte und dem Pater nur einen kleinen Spalt freiließ, damit
dieser sich hindurchzwängen konnte. Ihre Schultern berührten sich. „Ich komme
wieder!“, rief er über die Schulter hinweg, als er die Treppe hinabging.
    Michele kümmerte sich nicht weiter
um den Pater. Nerina sah ihn dankbar an. Tatsächlich fiel ihr eine gewisse
Ähnlichkeit des Paters mit Michele auf, wenn man von den roten Haaren absah.
Kinn und Nase sowie ein Teil der Augenpartie sahen sich zum Verwechseln
ähnlich.
    „Das war in letzter Sekunde!“
    Michele roch nach Wein und Schweiß.
Wortlos zog er Nerina hoch. Sie stand direkt vor dem Bild, als er rasch das
Tuch wieder darüber warf, das der Pater entfernt hatte. „Du porträtierst diese
Männer, Michele, den Malteser und diesen Pater Leonardus aus dem Kopf. Warum?“
    „So, Pater Leonardus nennt er sich
jetzt!“
    Mehr sagte Michele nicht. Nerina
sah ihn deswegen lange fragend an. Michele kannte die beiden, und sie hätte zu
gerne gewusst, woher.
15.
    Das Erscheinen Kardinal Del Montes
kündigte sich Enrico durch ein leichtes Vibrieren der Atmosphäre an. Er betrat
den Raum nicht, er füllte ihn aus und belebte ihn mit seiner Anwesenheit, die
wie selbstverständlich das Licht der Kerzen dämpfte und weicher erscheinen
ließ.
    „Eminenz!“ Enrico wagte das Wort
kaum zu flüstern. Über vierzehn Tage hatte es gedauert, bis ihm die Audienz mit
einem der mächtigsten Männer der römischen Kurie gewährt worden war, und einen
nicht unbeträchtlichen Anteil daran hatte sicherlich Julia. Nicht dass er Angst
vor dem Kardinal empfunden hätte, es war vielmehr eine Art Ehrfurcht vor dem
Geist dieses Menschen, der so wenig in die Zeit und in die römisch-klerikale
Gesellschaft passen wollte. Als intelligenter, gebildeter, kunstliebender Mäzen
galt der venezianische Kardinal Francesco Maria Del Monte, dem die Bauhütte der
Peterskirche unterstellt war. Zudem flüsterte man, er sei ein Anhänger der
neuen, ketzerischen Ideen eines Kopernikus’ und ein Freund des Gelehrten
Galileo Galilei, und sein Auftreten bestätigte dieses Gerücht.
    Mit einer nachlässigen Geste
streckte ihm der Kardinal den Ring entgegen und deutete in die Mitte des
Raumes. Kein einziges Möbelstück störte. Man konnte nur stehen, und Enrico
glaubte zu wissen, warum. So wirkte die massige Gestalt des Kardinals noch
imposanter, so strahlte er gleichsam wie eine Sonne Macht und Würde und Genie
aus.
    „Ihr kommt vom

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