Das Vermächtnis des Martí Barbany
aber keine nennt die Formel. Für mich steht fest, dass mehr als ein Fürst versucht hat, sie zu finden, doch bisher ist das keinem gelungen.«
»Ich denke eher an die gewaltigen Vorteile dieser schwarzen Masse, die viel langsamer als ein Talglicht brennt. Die Stadt ist dunkel, und die Gerichtsdiener wagen es nicht, manche Gassen zu betreten. Wenn man in einer bestimmten Höhe Eisenkäfige mit einem Behälter darin aufhängt, in dem ein Docht oder eine Wollschnur brennt, könnte ein einziger Mann sie mit einer Stange anzünden, an deren Ende sich eine Kerze befindet. Das Licht würde die ganze Nacht über brennen, und auf diese Weise wären die Straßen weniger gefährlich.«
»Das halte ich für eine hervorragende Idee. Wenn Ihr die Verschiffung an der Levanteküste vorbereitet habt, ist das Problem gelöst. Ihr müsstet vor der Stadt ein paar Lager einrichten, in denen man die versiegelten Amphoren sammeln kann, sodass die Stadt bei einem Schiffbruch oder einer Verspätung nicht ohne Versorgung bleibt. Ich werde mich persönlich um alle Genehmigungen für die Einfuhr des Produkts kümmern. Allerdings hängt die Erlaubnis, solche Lichtquellen in der Stadt aufzustellen, vom Veguer und von Eurem Freund Don Bernat Montcusí ab, dem Intendanten für die Versorgung, zu dem ich keinen Zugang habe, weil ihm meine Glaubensbrüder missfallen, und ich bin sicher, dass er nicht auf seinen Anteil an einem solch verlockenden Geschäft verzichtet.«
»Das ist meine Sache. Ich möchte Euch als Ersten von etwas unterrichten, was nur unser gemeinsamer Freund Eudald Llobet weiß. Ich werde seine Stieftochter heiraten.«
Während über das Gesicht des Juden ein ungläubiges Lächeln huschte, fiel im ersten Stock, über dem Wohnzimmer, ein Fenster zu.
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Im Schoß der Kirche
E s war im Januar 1056. Der Saal der Gräfin Almodis stand offen und war erleuchtet. Die alte Ermesenda, deren Position durch den Tod ihrer wichtigsten Gönner geschwächt war, hatte als Gegenleistung für elftausend Goldunzen erreicht, dass der Papst den Bannfluch aufhob, der mehr als drei Jahre lang wie ein Damoklesschwert über den Häuptern des Grafenpaars geschwebt hatte.
Zu einer Zeit, die sonst anderen Obliegenheiten gewidmet war, schwangen die Glocken fröhlich in ihren Türmen hin und her, und die Hofleute kamen und gingen, machten ihre Aufwartung und gratulierten zu einer solch guten Neuigkeit. Die einen freuten sich wirklich, und die anderen wollten sich bei der Gräfin einschmeicheln, denn man wusste, dass es Almodis de la Marche war, die über den Grafen und damit über die Grafschaft Barcelona bestimmte. Die Stadt war in Feststimmung. Die große Neuigkeit hatte sich wie eine Klatschgeschichte unter den Leuten verbreitet und sehr viele beruhigt, die in diesen Jahren unter Zweifeln und Ängsten gelitten hatten. Die Vertreter der rangniedrigeren Grafenfamilien brachten Geschenke, die stets an diesen Glückstag erinnern sollten, und mehr oder weniger jeder sorgte für seine Interessen und wollte dem heiligen Feuerkreis nahen, den das Grafenschloss darstellte. Odó von Montcada, der Bischof von Barcelona, Guillem von Valderribes, der Obernotar, Ponç Bonfill, der Palastrichter, Eusebi Vidiella, der Sekretär, und Graf Ramón Berenguer hielten ein Glas guten Weins in der Hand und kommentierten das glückliche Ereignis in einer Ecke des Saals.
Gilbert d’Estruc, der adlige Vertraute Ramón Berenguers I., der erste Seneschall Gualbert Amat sowie Vertreter der Montcadas, Cabreras, Alemanys, Muntanyolas, Ferreras, Olós und sehr vieler anderer Familien traten abwechselnd und ehrerbietig zu dem kleinen Thron, auf dem
Almodis allen ihr Lächeln spendete. Die edlen Katalanen beugten das Knie auf dem kleinen Schemel, der zu Füßen der Gräfin stand, während die Gattinnen ihre Röcke rafften und einen anmutigen Knicks ausführten. Die Männer wie die Frauen übertrafen einander mit Glückwünschen und höflichen Komplimenten. Der große Saal war zum Brechen voll, und nachdem man die protokollarische Aufgabe erfüllt hatte, suchte der eine nach dem anderen, um im Glanz des neuen Lichts, das über Barcelona aufgegangen war, Geschäfte abzusprechen, Freundschaften zu erneuern und Interessen zu vereinen. Eudald Llobet, der besondere Gast der Gräfin, hatte, als er mit dem Handkuss an der Reihe war, einen leichten und ironischen Vorwurf einstecken müssen.
»Habe ich Euch nicht früher gesagt, dass sich die Kirche wie immer den zweckmäßigen
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