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Das Vermächtnis des Martí Barbany

Das Vermächtnis des Martí Barbany

Titel: Das Vermächtnis des Martí Barbany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chufo Lloréns
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Erfordernissen ihrer hohen Diplomatie fügen würde?«
    Eudald nahm nichts zurück.
    »Gewiss, Herrin. Ihr, die Ihr Euch eines solch guten Gedächtnisses rühmt, werdet Euch ebenso an meine Antwort erinnern.«
    »In diesen glücklichen Augenblicken gelingt mir das nicht, Eudald.«
    »Ich glaube, ich habe Euch so etwas Ähnliches gesagt wie: ›Was Ihr zweimal erreicht habt, könntet Ihr auch ein drittes Mal durchsetzen.‹ Auf jeden Fall sollt Ihr wissen, dass der Mensch, der die tiefste Freude über die Aufhebung der Exkommunikation empfindet, außer Euch und dem Grafen dieser bescheidene Geistliche hier ist, der sehnlichst wünscht, Euch die Absolution zu erteilen. Und Ihr sollt außerdem wissen: Es gefällt mir als Katalanen außerordentlich, dass die Grafschaft eine Gräfin Eures Werts und Charakters gewonnen hat.«
    Nach diesem Auftritt überließ Eudald seinen Platz dem nächsten Hofmann, der ihm in der Schlange folgte, und er sah sich im Saal um. Im Hintergrund, neben einem Fenster und unter einem Wandteppich, der die von Hunden umringte, einen Bogen in der Hand haltende Jägerin Diana mit dem pfeilgefüllten Köcher auf dem Rücken darstellte, hob der mächtige Bernat Montcusí, der Intendant für Märkte und Versorgung – von dem er geglaubt hatte, dass er sich fern von Barcelona aufhielt -, mit kaum wahrnehmbarem Stirnrunzeln sein Glas und lud ihn ein, zu ihm zu kommen. Mit langsamen Schritten bahnte sich der Domherr einen Weg zwischen den Gruppen, bis er die Stelle erreichte, wo der Ratgeber Montcusí auf ihn wartete.
    »Ich grüße Euch, Eudald, an einem solch ruhmreichen Tag.«

    »Auch ich grüße Euch, und ich freue mich über Eure Ankunft. Ich dachte, Ihr wäret nicht in der Stadt.«
    »Niemand dachte das. Doch die Leute in meinem Haus haben mir von dem hochwillkommenen Ereignis berichtet, und darum habe ich meine Arbeiten unterbrochen und bin schnell hergekommen. Wer heute Abend nicht hier ist, um der Gräfin zu gratulieren und ihr zu huldigen, ist so gut wie verabschiedet.«
    »Ich nehme an, Ihr habt meinen Brief erhalten, in dem ich Euch Martís Einverständnis mitteilte.«
    »Selbstverständlich. Das hat mich sehr gefreut. Erklärt mir bitte die Einzelheiten.«
    »Einen Tag nach seiner Ankunft hat er mich besucht, und ich habe mich bemüht, Euren Auftrag zu erfüllen. Da er ziemlich schwierig auszuführen war, habe ich mich entschieden, es auf meine Art zu erledigen, und darum habe ich ihm nicht alles gesagt. Ich dachte, es werde noch die Zeit kommen, um ihm die Sache mit dem Kind mitzuteilen, und ich habe ihm lediglich erklärt, dass Eure Patentochter entjungfert wurde, ohne dass ich auf die Umstände näher eingegangen bin. Übrigens, Ihr habt mir noch nicht gesagt, ob sie einen Jungen oder ein Mädchen hat.«
    Der Intendant für Versorgung blickte sich nach beiden Seiten um, um sich zu vergewissern, dass kein indiskreter Lauscher zuhörte. Dann nahm er den anderen am Arm und führte ihn zu einem Fenster.
    »Ihr habt wie immer maßvoll und gewissenhaft gehandelt. Der Heilige Geist hat Euch erleuchtet. Das Kind wurde tot geboren. Laia ist sehr jung, und Ihr wisst, dass so etwas bei Erstgebärenden oft geschieht. Außerdem hat sie Fieber bekommen. Wozu sollte man also die Dinge komplizieren? Es ist besser, dass die Geschichte so bleibt, wie Ihr sie erklärt habt.«
    Eudald Llobet blickte dem anderen in die Augen. Obwohl er weiter an allem zweifelte, sah er ein, dass es besser sein würde, das Thema für abgeschlossen zu halten und keinen unnützen Streit anzufangen. Martí hatte ihm sein Wort gegeben, das Mädchen zu heiraten, und er hoffte, dass die Zeit und die Jugend der beiden diese traurige Geschichte austilgte und ein glückliches Paar aus ihnen machte.
    »Vielleicht habt Ihr recht. Wann kommt Eure Tochter zurück? Ich glaube, es ist die richtige Zeit, für eine Begegnung der jungen Leute zu sorgen.«
    »Natürlich. Aber vorher will ich mit Barbany sprechen. Ich möchte wissen, was bei seiner Reise herausgekommen ist, und aus erster Hand
erfahren, welche Zukunftspläne er hat. In der neuen Lage müssen sich ja unsere Beziehungen ändern, und ich habe gewissermaßen zu berücksichtigen, dass er mein zukünftiger Schwiegersohn ist.«
    »Jedenfalls ist es dringend notwendig, dass sich die jungen Leute treffen.«
    »In der nächsten Woche lasse ich meine Tochter holen. Ich glaube, es wäre zweckmäßig, dass Ihr und Euer Schützling zu mir zum Abendessen kommen. Beim Nachtisch würde Laia sich

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