Das Vermächtnis des Martí Barbany
seinen Glanz, weil unüberwindliche Trauer all seine Tage verdüsterte. Er wartete zusammen mit dem Veguer und dem Berater im Vorsaal des Privatkabinetts, während Omar und der Verwalter Andreu Codina im Hof blieben, um eine große, wuchtig aussehende Eisenmasse zu bewachen.
Plötzlich öffneten sich die Türen des Privatgemachs der Gräfin, und der Türsteher klopfte dreimal mit seinem Stab auf den Dielenboden und kündigte die Namen der Besucher an.
»Olderich von Pellicer, der Veguer von Barcelona, Bernat Montcusí, der Ratgeber des Palastes und Aufseher für Versorgung, und der Kaufmann Martí Barbany bitten um eine Audienz!«
Almodis begrüßte sie mit einer leichten Verneigung, und kurz danach beugte Martí Barbany, der durchaus beeindruckt war, das rechte Knie vor der mächtigen Gräfin. Olderich und Montcusí, die die Palastsitten besser kannten, blieben mit der Mütze in der Hand stehen und warteten gespannt darauf, dass die Gräfin das Gespräch eröffnete.
Sobald sie die vorschriftsmäßigen Begrüßungen ausgetauscht hatten, meldete sich die erlauchte Dame mit dem herrschaftlichen Auftreten einer Königin.
»Nun gut, liebe Freunde, was hat es mit dieser Neuerung auf sich, die aus Barcelona die hellste Stadt am Mittelmeer machen soll?«
Olderich von Pellicer ergriff das Wort.
»Wohlan, Herrin, neulich habt Ihr uns mitgeteilt, dass es Euer Wunsch sei, aus dem Empfang Eures vornehmen Gastes eine Explosion von Licht und Farben zu machen, damit er, wenn er nach Sevilla zurückkehrt, seinem Monarchen bewundernd von dem Reichtum und der Finanzkraft der Grafschaft Barcelona erzählt.«
»Das habe ich gesagt, und das will ich erreichen.«
»Nun gut, dann gestattet mir, dass ich Eurem illustren Ratgeber für Versorgung das Wort überlasse. Er hat mich auf die Möglichkeit hingewiesen, die ich Euch nun anbiete.«
Almodis blickte zu Montcusí hinüber und zog fragend die Augenbrauen hoch.
»Herrin, ich trete nur als Vermittler auf. Die Idee stammt von meinem jungen Schützling Martí Barbany. Er hat noch nicht den Rang eines Bürgers Barcelonas erreicht, doch ich habe es gewagt, ihn zu Euch zu bringen.«
Als Martí merkte, dass ihn die grünen Augen der Gräfin fest ansahen, spürte er, welche Kraft von dieser Dame ausging.
»Sprecht.«
»Nun denn, Herrin, ich bin der Sohn von Guillem Barbany von Gorb, der bis zu seinem Tod in den Heerscharen des Grafen und zuvor in denen seines Vaters treu gedient hat. Ich kam vor ungefähr fünf Jahren nach Barcelona und...«
»Junger Mann, Eure Erlebnisse interessieren mich nicht, und ich habe jetzt keine Zeit, Euch zuzuhören. Erzählt mir von dem, was den Empfang betrifft, dessen Vorbereitung ich dem Veguer und dem Ratgeber übertragen habe, denn sie haben Euch ja das Wort überlassen.«
Montcusí, der sich um seine Interessen sorgte und sah, dass die Lage kompliziert wurde, griff nun ein: »Er wollte sich nur vorstellen, Herrin, obwohl ich verstehe, dass keine Zeit für lästige Abschweifungen bleibt. Wenn Ihr mehr Muße habt und erfahren wollt, welche guten Eigenschaften Herr Barbany besitzt, sollt Ihr schon im Voraus wissen, dass ihn Eudald Llobet bei mir eingeführt hat, den Ihr ja gut kennt.«
Als Almodis den Namen ihres Beichtvaters hörte, hellte sich ihre Miene ein wenig auf.
»Ihr kennt Don Eudald?«
»Er war der Kampfgefährte meines Vaters, bevor er Priester und sein Testamentsvollstrecker wurde.«
»Bei einer anderen Gelegenheit sollt Ihr mir dieses Verhältnis näher erklären«, sagte Almodis in sanfterem Ton. »Ich bitte Euch, dass Ihr Euch heute auf das Thema beschränkt, das uns beschäftigt.«
Martí verstand den Hinweis und gab sich Mühe.
»Ihr sollt erfahren, dass ich auf einer Reise Handelsbeziehungen jenseits der Levantehäfen anknüpfen konnte, und dort habe ich mir ein Produkt verschafft, das, wenn man es richtig gebraucht, außerordentlichen
Nutzen bringt, und wenn Ihr es gestattet, wird Barcelona die erste Stadt am Mittelmeer sein, die seine Vorzüge genießen kann.«
»Was für Vorzüge sind das?«
»Wenn man Wollfäden damit durchtränkt, brennt es weitaus länger, und sein Licht ist viel heller als das einer normalen Kerze oder Fackel – und selbstverständlich auch bedeutend billiger.«
Montcusí griff ein, um seine Interessen zu schützen.
»Wenn man es an den Straßenecken aufstellt, könnte die Nachtwache ihren Dienst besser und mit weniger Leuten versehen, die man für andere Aufgaben so dringend braucht.«
»Das
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