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Das Vermächtnis des Martí Barbany

Das Vermächtnis des Martí Barbany

Titel: Das Vermächtnis des Martí Barbany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chufo Lloréns
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-handschuhen, Brustharnischen und Schulterstücken. Das Licht fiel durch sechs große Fenster in den Raum ein. Zwischen den Fenstern standen sechs symmetrisch angeordnete Rüstungen: Vier waren vollständig, und zwei Halbrüstungen standen auf erhöhten, mit prächtigen Stoffen ausgekleideten Plätzen; die Helme hatten die Form eines Entenschnabels, und die Visiere waren heruntergelassen.
    Die Wartezeit dauerte nicht lange. Die Tür ging plötzlich auf, und der gräfliche Ratgeber stürmte herein. Der Weg hatte ihn erschöpft, und er trocknete sich mit einem Taschentuch die dicken Schweißtropfen ab, die ihm von der Stirn rannen. Er schloss die Tür und entschuldigte sich zugleich bei dem Albino.
    »Verzeiht, lieber Freund. Gebt der langen Rede des Grafen die Schuld an meiner Verspätung. Heute Morgen auf der Ratssitzung gab es nichts, was mich so sehr wie Eure Neuigkeiten interessiert hätte, aber meine Amtspflichten haben mich zurückgehalten.«
    »Ich bin Euer Diener, und die Zeit, die ich für Euch aufwende, wird gut entlohnt. Ihr braucht nichts zu erklären, Exzellenz.«
    Montcusí hatte den anderen erreicht und zog ihn sofort zu einer der Bänke im Hintergrund, die bei den Halbrüstungen standen.
    Nachdem sie sich gesetzt hatten, eröffnete Luciano das Gespräch.
    »Ein schöner Ort. Schade, dass das einfache Volk diese Wunder nicht bestaunen kann.«
    »Zwischen diesen vier Wänden ruht die lebendige Geschichte der Grafschaft. Aber bedauert nicht, dass sie dem Pöbel unzugänglich bleibt, der sich ja auch nicht dafür interessiert. Mit den Leuten müsst Ihr über Fressen und Huren reden. Das ist das Einzige, was sie begreifen können. Doch lassen wir das sinnlose Drumherum beiseite, und kommt zur Sache, ich habe nicht viel Zeit.«
    Santángel nahm die neben ihm liegende Mappe und holte ein paar Notizen heraus.
    »Sehen wir, was wir hier haben … Gehen wir der Reihe nach vor. Als Erstes wollte ich selbst feststellen, wie groß das Gut ist, das unser Mann bei Gerona besitzt und das seine Mutter verwaltet. Wir können sagen, dass es sehr gut bewirtschaftete Ländereien von zwölf oder dreizehn
Feixas und mehreren Mundinas sind. Sie werden von ungefähr zehn oder zwölf Pächtern mit ihren Familien bestellt. Man kann sehen, dass alles hervorragend bearbeitet wird. Die Ernte wird auf die Jahrmärkte der Nachbarorte gebracht. Dort gibt es Pferde- und Viehställe, Hühnerhöfe und Schafhürden und alle Arten von Tieren. Unser Mann kommt oft dorthin, um seine Mutter zu besuchen, die, wie ich ermittelt habe, nicht nach Barcelona reisen will. Nun gut, wenden wir uns seinen Geschäften zu. Damit hat er mich überrascht, muss ich gestehen. Er besitzt eine Flotte von mehr als zwanzig Schiffen, und er lässt fünf weitere auf den Werften von Barcelona, Iluro, Blanes und Sant Feliu bauen. Drei Kapitäne kümmern sich um alle Angelegenheiten der Flotte: zwei Kindheitsfreunde, sie heißen Jofre Ermengol und Rafael Munt, den man Felet nennt, und Basilis Manipoulos, ein Grieche, der nicht mehr zur See fährt und dessen Schiffszeughäuser beaufsichtigt. Er arbeitet geschäftlich mit den Juden des Call zusammen, wie, das weiß ich noch nicht. Er führt viele Waren ein, neben der einen, die Euch so sehr interessiert. Dazu gehört Myrrhe aus Pelendri, die er direkt nach Córdoba und Granada schickt, denn die Muslime haben ja viel mehr als die Christen für Bäder und Wohlgerüche übrig. Nichts von alledem gelangt in die Stadt, außer dem schwarzen Öl, aber er achtet sorgfältig darauf, dass er nur mit dem Veguer handelt, um keine Steuern entrichten zu müssen, die von Eurem Officium abhängen.«
    Montcusí rutschte unruhig auf seinem Sitz hin und her.
    »Erzählt weiter.«
    »Kommen wir nun zu den Juden. Ich habe mich über die jüngsten Ereignisse in Barcelona informiert, und danach habe ich mich erkundigt, wann das Begräbnis des Dayan stattfindet. Als ich das herausgefunden hatte, habe ich Pferde für mich und drei meiner Männer ausgeliehen, und ich habe sorgfältig auf alles geachtet, was mir auffiel. Wie es logisch ist, habe ich die Beobachter so aufgeteilt, dass wir alles im Auge hatten. Der Weg nach Montjuïc wird ja von vielen Leuten benutzt, doch am meisten haben mich die Maultierkarren interessiert, die das schwarze Öl von den Schiffen zu den Lagern in den Berghöhlen schaffen. Der Leichenzug verließ die Stadt durch das Castellnou-Tor. Kurz danach schloss sich ihm eine Reihe von Wagen an, die mit Strohballen

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