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Das Vermächtnis des Martí Barbany

Das Vermächtnis des Martí Barbany

Titel: Das Vermächtnis des Martí Barbany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chufo Lloréns
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angemessen ist, die der Mehrheit nutzt. Ich bin mir bewusst, dass die Klugheit zu manchen Zeiten und unter bestimmten Umständen dringend rät, sich von seiner Zuneigung und Dankbarkeit loszusagen. Wenn ich zwischen Herz und Kopf wählen muss, so zweifelt nicht, dass der Kopf das letzte Wort behält. Wenn man die Waren ins Meer werfen muss, damit sich das Schiff über Wasser hält, so wird man es tun. Sollte also jemand zu Ballast werden, muss man ihn sich vom Halse schaffen, so bitter es auch ist. Aber ich werde aus eigenem Willen und nicht wegen Eures Rats so handeln, wie Ihr wissen sollt. Außerdem erinnere ich Euch daran, dass Ihr mich überzeugt habt, diese Lis zu gestatten … Wenn Ihr nicht gewesen wäret, hätte es nichts von alledem gegeben.«
    Almodis ging nicht darauf ein. Sie war sicher, dass bald das ganze Schloss von diesem Wortwechsel erfahren würde. Sie blickte den Grafen fest an, ging zu ihm und ergriff seine Hand. Ihre Lippen deuteten das verführerische Lächeln an, mit dem sie schon so oft die schlechte Laune ihres Gemahls hatte besänftigen können.
    Aber diesmal war es nicht so. Er zog die Hand zurück und erklärte: »Wenn Ihr gestattet, wäre ich jetzt gern allein, um gründlicher über meine Entscheidung nachzudenken.«
    Der Graf verbeugte sich und verließ das Zimmer.
    Almodis blieb einige Zeit stehen. Danach ging sie zu ihrem Schreibschrank und schenkte sich eine großzügige Menge Gewürzwein aus einem Fläschchen ein. Mit dem Glas in der Hand setzte sie sich an das kleine Fenster, das zum Garten ging. Nachdem sie einen kräftigen Schluck getrunken hatte, sagte sie sich, dass der Graf sie gerade zum ersten
Mal abgewiesen hatte. Sie betastete sich das Gesicht und entdeckte Falten. Eine rebellische Träne trat ihr in die Augen.
    Sie hatte in Barcelona den Höhepunkt ihres Lebens erreicht. Zwei Ehemänner hatten sie verstoßen, und nun war sie zum Gipfel gelangt. Die Leute schrieben das wohl ihrem Machthunger zu, wie sie wusste, aber ihren Vertrauten, die sie genauer kannten, war klar, dass sie den Kampf nicht in ihrem eigenen Interesse begonnen hatte, sondern um die Zukunft ihrer Kinder zu sichern. Sie erinnerte sich an den Tag, als sie ihren Hofnarren kennenlernte, und an den Eindruck, den sein Orakel auf sie machte, dass sie eine Dynastie jenseits der Pyrenäen begründen werde. Sie zweifelte nie daran, dass man das Schicksal unterstützen musste, und sie hatte keine Mühe gescheut.
    Ihr hatten sich viele Hemmnisse in den Weg gestellt. Das Phantom Ermesendas suchte ihren Geist heim, und sie konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. Es gab keinen Zweifel, dass die schreckliche Alte eine gleichrangige Rivalin gewesen war und dass sie nach Ermesendas Tod viel von ihrem Schwung verloren hatte. Der Kampf, den diese Frau geführt hatte, um die Exkommunikation des Grafenpaars zu erreichen, war zwar gegen sie gerichtet, nötigte ihr jedoch im Innern Bewunderung ab, denn er bewies außerordentlichen Wagemut.
    Ein einziges Hindernis versperrte ihr nun noch den Weg, und sie musste vorsichtig zu Werke gehen, wenn sie es beseitigen wollte, ohne selbst Schaden zu erleiden. Pedro Ramón, der erstgeborene Sohn des Grafen, stand zwischen ihr und ihrem Schicksal. Was sie bei ihrer Ankunft für Frechheiten eines Grünschnabels gehalten hatte, der auf ihre Machtbefugnisse und Rechte eifersüchtig war, steigerte sich im Lauf der Jahre zu einem regelrechten Zweikampf. Sie war sicher, dass er sich in dieser Nacht zufrieden fühlen würde, wenn er miterlebt hätte, wie sich seine Stiefmutter vor ihrem Gemahl bloßgestellt hatte.
    Sie nahm einen weiteren Schluck und seufzte. Sie würde sich schon mit Pedro Ramón beschäftigen … Ein stolzes Lächeln erschien auf ihren Lippen. Ramón Berenguer, ihr blonder Zwillingssohn, hatte alle Anlagen zu einem Fürsten. Er musste der nächste Graf Barcelonas werden, und er würde es sein, ob es nun jemandem missfiel oder nicht. Sie hob das Glas hoch und leerte es in einem Zug.
    »Auf dein Wohl, Ermesenda, meine liebe Feindin. Dein Vorbild wird mir fortan den Weg erhellen … Wenn ich nicht mehr die Waffen einer Frau benutzen kann, greife ich zu denen einer Königin.«

120
    Das Urteil
     
    A m Ende des letzten Verhandlungstags ahnten die Leute schon, wie die Lis ausgehen würde. Als Martí vom Rathaus heimkehrte, wurde er von ihm unbekannten Personengruppen buchstäblich bestürmt, die ihn beglückwünschten und mit Fragen quälten. Eudald Llobets Körpermasse und die

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