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Das Vermächtnis des Martí Barbany

Das Vermächtnis des Martí Barbany

Titel: Das Vermächtnis des Martí Barbany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chufo Lloréns
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Terrasse und erzählten sich ihre Lebensgeschichte weiter.
    Jofre erklärte gerade: »Also, ich hatte nicht so viel Glück wie du, und mir hat niemand eine Erbschaft hinterlassen. Ich habe mich immer für das Meer begeistert, wie du weißt: Ich habe es so heiß geliebt, wie man ein unbeständiges und launisches Weib liebt, das dich erregt, während es dir zugleich unerträglich vorkommt. Das war mein Schicksal. Eines schönen Tages habe ich mich von meinen Leuten verabschiedet und bin nach Rosas gegangen. In dem Hafen dort habe ich mich länger als drei Monate herumgetrieben und mühsam überlebt, indem ich Schiffe belud und entlud. Da habe ich endgültig beschlossen, was ich mit meinem Leben machen wollte: Die Geschichten, die man in den Hafentavernen hörte, haben meine Phantasie geblendet. Dann lief ein bis oben beladenes genuesisches Schiff ein. Es war eine Arbeit von mehreren Tagen, diesen riesigen Walfischkörper zu entladen. Entweder war es, weil ich dem Kapitän gefallen habe oder weil er sich in meiner Gesellschaft mit Wein volllaufen lassen konnte, denn von der ersten Nacht an habe ich ihn in einer kleinen Schaluppe, die mir ein Freund lieh, zum Schiff geschafft,
nachdem er am Tisch eingeschlafen war – jedenfalls bot er mir nach diesen Tagen an, als Mastgast an Bord zu gehen. Ich brauche gar nicht erst zu sagen, dass sich für mich an dem Tag damals der Himmel auftat, und ich habe dem Meer meine Liebe erklärt... Ich will dich nicht mit dem Leben langweilen, das ich in all diesen Jahren geführt habe, und ich spreche lieber über das Thema, das dich betrifft, wie du mir erzählt hast. Ich habe auf mehreren Schiffen gedient und bin in allen Häfen des Mittelmeers, von den Säulen des Herkules bis nach Konstantinopel, gelandet. Ich habe unendlich viele Abenteuer und unzählige Gefahren überstanden. Eines Tages kam ich zu dem Schluss, dass es auf See viel einträglicher ist, ein Verfolger und kein Verfolgter zu sein, und aus einem Hasen wurde ich zum Jagdhund. Auf einer meiner letzten Reisen landete ich in Mahón, und dort lernte ich Joan Zaforteza kennen, der zwischen Menorca und Sizilien auf Kaperfahrten ging. Dieses eine Mal war das Glück auf meiner Seite. Ein Jahr später, beim Kampf mit einem pisanischen Schiff, wurde mein Kapitän getötet. Wir warfen seine Leiche ins Meer, und die Seeleute wählten mich zum Schiffsführer bis zur Rückkehr nach der Insel, wie es Gesetz bei Piraten ist. In dieser Zeit kaperten wir zwei Schiffe, von denen das eine nach Blanes und das andere nach Ceuta fuhr. Der Kapitän eines Piratenschiffs hat das Recht, einen Anteil zu behalten, wenn die Mannschaft jeweils zwei Anteile bekommt. Drei Monate später unternahmen wir die nächste Fahrt, und nun führte ich das Schiff schon rechtmäßig. Diesen gefährlichen Beruf habe ich mehrere Jahre lang ausgeübt, und nach der letzten Reise hatte ich genug Geld gespart, damit ich das Abenteuer versuchen konnte, mein eigener Schiffsherr zu sein. Ich beschloss also, den Traum meines Lebens zu verwirklichen, und zusammen mit der Witwe meines früheren Vorgesetzten Joan Zaforteza und als Dank für die Hilfe, die mir ihr Mann gewährt hatte, begann ich, das Schiff zu bauen, das du gesehen hast. Allerdings kann die Frau in ihrer jetzigen Lage – sie muss vier Mäuler stopfen, ihr eigenes und die der drei kleinen Kinder ihres ältesten Sohns, der vor fünf Monaten in einem Sturm umgekommen ist – nicht mehr Kapital beisteuern, und das hat mich an den Rand des Ruins gebracht. Wenn ich es nämlich nicht schaffe, das Schiff vor der Frachtsaison flottzumachen, werde ich nicht mehr damit fahren können, dann muss ich meinen Anteil verkaufen und mir etwas anderes suchen.«
    Nun erkannte Martí klar, dass ihm sein Vater aus dem Jenseits den Weg zeigte.

    »Sag mal: Warum hat der Rumpf deines Schiffs diese besondere Form?«
    »Ich habe immer an die Waren gedacht, die ich aus dem Schiff auslud, dessen Kapitän mich in Rosas als Erster angeheuert hat, und überall auf See bin ich solchen Schiffen unendlich oft begegnet. Kein Schiff kann in seinem Bauch mehr Waren als dieses unterbringen, und ich habe beschlossen, seine Merkmale zu kopieren.«
    »Die Witwe will also ihren Anteil verkaufen?«
    »Notgedrungen. Das Geld, das ihr Mann hinterlassen hat, fließt ja nicht mehr wie früher, und mein Geld ist alle. Wenn das Schiff fertig und ausgerüstet ist, wird es darum mit einem anderen Eigentümer über die Meere fahren.«
    »Falls du einverstanden

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