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Das Vermächtnis des Martí Barbany

Das Vermächtnis des Martí Barbany

Titel: Das Vermächtnis des Martí Barbany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chufo Lloréns
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bist, Jofre, kann ich dieser Eigentümer sein: Wenn die Witwe ihren Anteil verkauft, darfst du mich als deinen neuen Teilhaber ansehen.«
    So einfach war alles. Am nächsten Tag wurde der Vertrag vor einem mit Baruch befreundeten Notar geschlossen. Beide Freunde wurden Eigentümer eines Schiffs, das seine Seetaufe noch gar nicht erhalten hatte. Martí bekam zwei Drittel und Jofre den Rest. Trotzdem verwirklichte dieser nun seinen Traum, als Herr und Kapitän das Deck eines Schiffs zu betreten.

28
    Die Ankunft am Hof
    Barcelona, Herbst 1052
     
    D as Schiff war schon über Iluro hinausgelangt und begann die letzte Fahrtstrecke. Es segelte langsam, weil es überladen war und am Heck eine der beiden Schaluppen festgemacht hatte, die den Räubern abgenommen wurden. Die Seeleute arbeiteten angestrengt, um möglichst das ganze Segelwerk einsatzbereit zu machen. Die Riemen der Galeerensklaven und alle Segel, die die Masten aushalten konnten, trieben das Schiff voran. Gräfin Almodis hatte sich an den Bug gesetzt. Ihre roten Haare flatterten im Wind, und sie betrachtete reglos den Horizont, als wäre sie die Galionsfigur.
    Ramón Berenguer, der Graf von Barcelona, lief vor dem Regomir-Tor am Strand entlang und versuchte, sich während der Wartezeit abzulenken. Durch die Feuer- und Rauchzeichen wusste er, dass die Valerosa dem Ende ihrer Reise nahe war. Ein Reiter galoppierte über den Strand heran. Als er den Grafen erreicht hatte, wartete er gar nicht ab, dass sein edles Tier ganz zum Stehen gekommen war, sondern sprang aus dem Sattel und übergab dem Grafen ein Schriftstück. Es steckte in einem Lederrohr, das er sich umgehängt hatte.
    »Herr Graf, dies war die letzte Meldung.«
    Ramón Berenguer blieb ebenso wie die Männer seines Gefolges stehen, faltete das Dokument auseinander und las:
    Die Valerosa auf der Höhe von Arenys gesichtet. Geschwindigkeit etwa fünf Knoten. Das Schiff ist beschädigt und hat offenbar Schwierigkeiten, aber es segelt mit eigener Kraft. Bei der jetzigen Rudergeschwindigkeit und wenn sich der Wind nicht dreht, kann sie am Abend zur Vesperstunde in Barcelona eintreffen.
    Ramón überflog das Schriftstück noch einmal. Dann wandte er sich an den Veguer Olderich von Pellicer und rief: »Wenn alles so wie bisher bleibt und der Wind nicht abflaut, kommen sie am Tagesende an. Beginnt mit dem vorgesehenen Plan. Wenn das Schiff Anker wirft, will ich dort sein.«
    »Denkt daran, Herr, dass Bischof Odó von Montcada und Obernotar Guillem von Valderribes noch nicht am Strand erschienen sind, obwohl sie ihr Kommen angekündigt haben.«
    »Wie Ihr verstehen werdet, Olderich, will ich die Begegnung mit meiner Dame nicht hinauszögern, weil sich der Bischof verspätet. Ich ahne, dass dies kein Zufall ist. Ich weiß, dass ich mich nicht in seine Angelegenheiten einmischen darf und dass Rom über ihn bestimmt, doch auch er hat nicht das geringste Recht, sich in meine Sachen einzumengen oder meine Taten zu beurteilen.«
    »Und der Obernotar, der die Begegnung beglaubigen soll?«
    »Er hat Anweisungen von mir bekommen, und falls er nicht rechtzeitig erscheint, klage ich ihn der Ehrverletzung an. Er ist ein Untertan wie jeder andere und untersteht meiner Autorität, auch wenn er eine Standesperson ist. Erfüllt also Euren Auftrag.«
    Olderich entfernte sich vom Grafen und eilte dem Strandvogt entgegen, der bei der gräflichen Hafenbarkasse auf die entsprechenden Anweisungen wartete.
    Es war dies ein dreißig Fuß langes, blau und silbern angestrichenes Boot, das von zwölf Ruderpaaren vorwärtsbewegt wurde. Seine etwas erhöhte Ruderpinne befand sich am Heck, und auf halber Länge hatte es querschiffs eine prachtvolle Kabine, die mit Goldplättchen überzogen war und in der bis zu acht Personen unterkommen konnten, indem sie sich bequem auf majestätischen Sitzen niederließen, die mit Damast in den Farben der Grafschaft Barcelona – Granatrot und Gelb – gepolstert waren. Die Besatzung trug kurze Überröcke in den Farben der Berenguers und blaue Beinkleider. Die Männer warteten unbeweglich auf ihren Bänken, dass der Graf und seine erlauchten Begleiter geruhten, an Bord zu gehen. Unmittelbar am Ufer standen mit Hosen, die sie bis zur halben Beinhöhe aufgekrempelt hatten, die Träger. Sie sollten jeweils zu zweit die edlen Herrschaften auf Traggestellen zur Barkasse bringen, damit sie sich nicht die Füße nass machten.
    In diesem Augenblick stießen die Leute dort einen Jubelschrei aus, da die Umrisse der

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