Das Vermächtnis des Martí Barbany
ist?«
»Ich glaube, zu den Mühlen, weil ich gesehen habe, dass er fortgeritten ist, und wenn er innerhalb der Stadtmauern einen Auftrag erledigt, geht er zu Fuß.«
»Gut. Legt den blauen Überrock und die grauen Beinkleider für mich bereit, und richtet in der Küche aus, dass sie nicht auf mich warten sollen.«
»Gleich, gnädiger Herr... Verzeiht..., Herr.«
Wenig später ging der prächtig gekleidete Martí weg, um seinen Plan auszuführen. Conrad Brufau, der Sekretär, dessen Wohlwollen er vom ersten Tag an gewonnen hatte, wusste, dass sein Herr Martí stets empfing, ohne dass dieser im Vorzimmer warten musste.
»Mein Herr wird Euch hereinbitten, sobald der Generalintendant des Palastes das Arbeitszimmer verlässt.«
Ein Adliger aus der Provinz, der darauf wartete, vorgelassen zu werden, wagte zu protestieren.
»Erst nachdem ich dem Ratgeber für die Versorgung der Stadt meine Beschwerde vorgetragen habe.«
Conrad Brufau blickte ihn herausfordernd an.
»Wollt Ihr mir meine Arbeit erklären?«
»Ich weiß nur, dass ich an der Reihe bin, und wenn dieser Herr hineinwill, kommt er nach mir.«
»Wenn Ihr in Kauf nehmen wollt, dass Euer Gesuch abgelehnt wird, gehe ich ins Arbeitszimmer des Beraters und teile ihm mit, dass Euer Wille gegen seine Anweisung durchgesetzt wird und dass Don Martí Barbany wartet. Dann erlebt Ihr, wie er Euch sofort mit einer Absage abfertigt und den Herrn hier kommen lässt. Wenn Euch das lieber ist, melde ich Euch unverzüglich.«
»Verzeiht meine Anmaßung«, murmelte der Adlige. »Ich kannte die Anweisungen des Beraters nicht, und ich erkenne an, dass die Angelegenheiten der Grafschaft schwerer wiegen als die Bedürfnisse einer Privatperson.«
Martí, der es gelernt hatte, mit Hofleuten umzugehen, sah dem Wortwechsel zwischen dem Besucher und dem Angestellten gleichmütig zu.
Brufau kündigte Martí an, und der Provinzler stellte staunend fest, dass die hochgestellte Persönlichkeit an der Tür des Arbeitszimmers erschien, um den Neuankömmling zu empfangen.
Der Ratgeber schloss die Tür, nahm Martí vertraulich am Arm und geleitete ihn so zu einem der beiden Stühle, die vor seinem Tisch standen.
»Welch angenehme Überraschung, lieber junger Mann! Vielleicht seid Ihr der einzige Mensch in der Grafschaft, der mir immer eine Freude macht, wenn er mich um eine Audienz bittet.«
Martí zog seinen Überrock aus und legte ihn auf den freien Stuhl. Er antwortete: »Darum bemühe ich mich, verehrter Herr. Zunächst einmal lassen mir die Geschäfte kaum Zeit, um Euch zu belästigen, und dann weiß ich ja, wie wenig Zeit Ihr habt.«
Bernat Montcusí lehnte sich bequem in seinem Stuhl zurück, kreuzte die Hände und sagte: »Nun gut, ich höre Euch zu.«
In diesem Augenblick musste sich Martí maßlos anstrengen, um nicht seine innere Unruhe zu verraten. Er begann damit, dass er der Habgier des Beraters schmeichelte. Er nahm den Beutel ab, den er umgehängt hatte, und legte ihn auf den Tisch. Da der andere fragend blickte, erläuterte
er: »Hier habt Ihr, verehrter Herr, Euren Anteil an dem Geschäft, das ich mit Euch vereinbart habe.«
Damit schob er den Beutel zum Berater hinüber.
Montcusí ließ Martí nicht aus den Augen und knotete sorgfältig die Schnüre auf. Martí konnte beobachten, wie dessen Fuchsaugen verschmitzt aufleuchteten.
»Wenn ich das auf einem Haufen sehe, meine ich, dass es viel mehr als das ist, was mir zusteht.«
»Sicher. Aber ich muss meine Angelegenheiten ein paar Vertrauenspersonen übertragen, denn ich will eine Zeit lang auf Reisen gehen, und ich halte es für gerecht, Euch schon jetzt den Anteil zu geben, der Euch im nächsten Jahr zukommt. Wenn es bei meiner Rückkehr mehr sein sollte, gleiche ich die Rechnung aus, doch ich möchte auf keinen Fall, dass sich meine Abwesenheit nachteilig für Euch auswirkt.«
»Darf ich das so verstehen, dass Ihr auf dem Schiff, das Ihr einer Mallorquiner Witwe abgekauft habt, die Welt kennenlernen wollt?«
An Martís Gesicht ließ sich erkennen, dass ihn die Äußerung Montcusís überrascht hatte.
»Nicht ganz. Das Schiff ist noch nicht fertig. Aber ja, ich mache eine Schiffsreise... Woher wisst Ihr das? Ich habe niemandem etwas erzählt.«
»Was in Barcelona geschieht, verbreitet sich wie im Fluge und kommt mir leicht zu Ohren.«
Martí verstand die Anspielung.
»Ich glaube, wenn man einem Kindheitsfreund hilft, der sich in einer Notlage befand, macht das niemandem Konkurrenz. Außerdem predigt
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