Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Vermächtnis des Martí Barbany

Das Vermächtnis des Martí Barbany

Titel: Das Vermächtnis des Martí Barbany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chufo Lloréns
Vom Netzwerk:
Pater Llobet immer, dass beim Almosengeben die linke Hand nicht wissen darf, was die rechte tut«, erklärte Martí.
    »So will es das Evangelium.«
    »Also, ja, ich möchte die Welt kennenlernen, und eine bessere Gelegenheit wird sich mir nicht bieten. Die Geschäfte laufen glänzend. In der Grafschaft herrscht Frieden, und ich habe geeignete Personen, die sich um meine Angelegenheiten kümmern können.«
    »Ihr wollt sagen, unsere Angelegenheiten«, korrigierte Montcusí mit einem leisen Lächeln.
    »Selbstverständlich. Wie Ihr seht, übergebe ich Euch im Voraus die Einnahmen, die noch gar nicht eingegangen sind.«
    »Und sagt mir, weil es mich ja zum Teil betrifft: Wer sind diese Leute?«
    »Mein Sklave Omar, der sich in allem auskennt, was den Agri angeht.

    Pater Llobet selbst, der mein Geld verwahren wird, und ein sachkundiger Dayan im Call , ein kluger Geschäftsmann, der über den An- und Verkauf auf unserem Markt wachen wird.«
    »Ich kenne ihn gut, und Eure Wahl gefällt mir. Aber ich gestatte nicht, wie Ihr verstehen müsst, dass sich Baruch Benvenist wegen irgendetwas auf mich beruft. Ich will mit keinem Juden zu tun haben, außer mit meinem Arzt.«
    Martí wunderte sich nicht, dass der Ratgeber für Versorgung wusste, um welchen Juden es ging, und er entgegnete schnell: »Darum habe ich Euch die möglichen Gewinne vor meiner Abreise ausgezahlt, und Ihr sollt ebenfalls wissen, dass ich in meinem Testament angewiesen habe, wenn mir etwas zustößt, soll Pater Llobet, der Testamentsvollstrecker, Euch den Euch zukommenden Teil übergeben.«
    »Eine kluge Entscheidung.«
    Martí wusste, dass er in diesem Augenblick seine Zukunft aufs Spiel setzte.
    »Nun denn, junger Mann, wann wollt Ihr abreisen?«
    »In ein paar Monaten.«
    Der Ratgeber wollte gerade aufstehen.
    »Gut, wenn Ihr nichts weiter von mir wollt...«
    Martí klopfte das Herz bis zum Hals.
    »Gebt acht, verehrter Herr. Da Ihr mich mit Eurem Vertrauen geehrt habt und mir die Auszeichnung zuteil wurde, mehrmals bei Euch zu Hause zu speisen, würde ich eine solche Liebenswürdigkeit gern erwidern, indem ich Eurer Tochter ein Zeichen meiner ergebensten Bewunderung und Achtung zukommen lasse.«
    Die Miene des Ratgebers veränderte sich unmerklich.
    »Ich höre Euch zu.«
    »Es war gar nicht bei Euch zu Hause, wo ich Eure Tochter zum ersten Mal gesehen habe.«
    »Wo dann?«, fragte Montcusí, dessen Ton halb misstrauisch und halb neugierig klang.
    »Das ist schon einige Zeit her. Auf dem Sklavenmarkt, den ich besucht habe, um mich mit Dienern zu versorgen.«
    »Und weiter?«
    »Nun, an dem Tag damals wollte ich unbedingt eine Muslimin bekommen, eine ausgezeichnete Sängerin, die mir während der Sommerabende oft Freude bereitet hat.«

    »Und was hat das mit uns zu tun?«
    »Eure Tochter hat damals gegen mich geboten, denn sie wollte auch Aixa haben – so heißt sie -, doch am Ende habe ich sie bekommen.«
    »Sprecht weiter.«
    »Da ich lange abwesend bin und Euch meine Dankbarkeit bekunden möchte, habe ich gedacht, dass es mir überaus gefallen würde, wenn Aixa die Abende Eurer Tochter erfreuen dürfte, denn mir kann sie ihre Dienste lange Zeit nicht anbieten, und es ist schade, dass solch außerordentliche Fähigkeiten unnütz verloren gehen.«
    Die Pause, die Bernat Montcusí entstehen ließ, schien eine Ewigkeit zu dauern. Dann sagte er klar und langsam: »Mein junger Freund! Ihr bringt mir große Gewinne ein, und ich sähe es gern, dass unsere Beziehung angenehm und dauerhaft ist. Wenn Ihr es so versteht, wird es viel besser für uns beide sein. Meine Tochter, die eigentlich, das muss ich Euch sagen, meine Stieftochter ist, denn ich habe ihre verwitwete Mutter geheiratet, ist zum Mittelpunkt meines Lebens geworden, nachdem ihre Mutter gestorben war. Richtig ist, dass sie irgendwann einen Mann nehmen soll, wenn sie nicht als Novizin in ein Kloster eintreten will, was mich andererseits überglücklich machen würde. Dass ich Euer Angebot annehme, heißt nicht, dass ich Euch die geringste Hoffnung mache, Ihr könntet für sie etwas bedeuten. Ihr seid ein junger Mann, den die besten Eigenschaften auszeichnen, aber Ihr seid kein Bürger der Stadt. Ihr müsst verstehen: Solange Ihr nicht das Bürgerrecht Barcelonas erhaltet, was recht schwierig ist, könnt Ihr nicht um ihre Hand anhalten. Habe ich mich deutlich ausgedrückt?«
    »Selbstverständlich, verehrter Herr.«
    »Ich bin kein Adliger«, erklärte Montcusí weiter, »und durch eigene Mühen bin

Weitere Kostenlose Bücher