Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Vermächtnis des Martí Barbany

Das Vermächtnis des Martí Barbany

Titel: Das Vermächtnis des Martí Barbany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chufo Lloréns
Vom Netzwerk:
ich zu dem Platz aufgestiegen, den ich einnehme. Darum bin ich seit vielen Jahren voll berechtigter Bürger Barcelonas, was beinahe so viel bedeutet, als hätte man ein Adelswappen, etwas Einzigartiges, das es in keiner anderen Stadt am Mittelmeer gibt. Der Graf ehrt mich mit seinem Vertrauen, und es war immer der Endzweck meines Lebens, ihm zu dienen. Wie Ihr verstehen werdet, darf ein Fremder nicht hoffen, sich auch nur dem Schatten Laias zu nähern. Ich beanspruche, dass meine Pflegetochter jemanden heiratet, der ihr Vornehmheit und Ansehen gibt, und ein solcher Mann seid nicht Ihr, was ich bedaure, denn glaubt mir, dass es mir gefallen würde.«
    Martí spürte, dass ihm das Herz zum Zerspringen schlug, doch er erwiderte,
wie es seinem energischen Wesen entsprach: »Das verstehe ich, doch ich möchte Euch sagen, dass ich mein Leben der Aufgabe widmen will, den Rang zu verdienen, den Ihr erreicht habt, und dass ich, wenn ich voll berechtigter Bürger bin, mit allem Respekt darauf zurückkomme.«
    »Versucht es. Damit seid Ihr im Recht. Der Weg ist lang und dornig, doch die Aussichten sind ungünstig. Hierfür braucht man sehr gute Gönner, und Ihr seid gerade erst ein Neuankömmling, der gewiss große Beharrlichkeit und nicht wenig Kühnheit besitzt, was ich lobenswert finde. Aber die Geschäfte sind eine Sache, und ich bin immer bereit, sie mit Euch zu teilen, und Verwandtschaften sind etwas ganz anderes. Nun ja, Martí, im Namen unserer guten Freundschaft möchte ich Euch empfehlen, dass Ihr Eure Mühen darauf verwendet, unsere wirtschaftliche Lage zu verbessern. Ihr werdet schon sehen, wie sich diese jugendlichen Leidenschaften mit der Zeit verflüchtigen.«
    »Ich danke Euch für den Rat«, antwortete Martí, den die herablassende Haltung seines Kontrahenten etwas beleidigte, »aber denkt daran, dass Ihr mich für einen beharrlichen Mann haltet. Dabei mache ich keine Unterschiede: Wer hartnäckig ist, ist es bei allem. Deshalb sage ich Euch, was Ihr nicht als Dreistigkeit auffassen sollt, dass ich die Hand Eurer Tochter verdienen will.«
    Bernat Montcusís Stimme dröhnte im Zimmer.
    »Und ich versichere Euch: Solange Ihr nicht das Bürgerrecht erwerbt, werdet Ihr mich bei dieser Angelegenheit immer auf der Gegenseite finden.«
    »Darf ich es so verstehen, dass Ihr mein Geschenk annehmt?«
    »Es ist willkommen«, gab der Ratgeber seufzend nach. »Und jetzt … Vielen Dank für die Großzügigkeit, meine Gewinne im Voraus zu erstatten. Von ganzem Herzen wünsche ich Euch gute Reise.«
    Da Martí erkannte, dass Montcusí nicht weiter über das Thema sprechen wollte, stand er auf.
    »Lebt wohl, Herr Rat.«
    Der junge Mann verließ das Arbeitszimmer des einflussreichen Bürgers, den er brauchte, dessen Charakter ihm jedoch immer unerträglicher wurde.

30
    Pons III. von Toulouse
     
    R obert von Surignan und der Abt Sant Genís besprachen sich mit ihrem Herrn Pons III., dem Grafen von Toulouse. Dieser ruhte auf einem einfachen Bett, weil ihn ein akuter Gichtanfall gepackt hatte, und unter seinem rechten Fuß lag ein ganzer Kissenberg. Kräftige Holzscheite brannten im großen Kamin. Unter beträchtlichen Mühen legte Batiston Kurzbein, der Hofnarr des Grafen, neue Scheite nach, während er, wie es seiner alten Gewohnheit entsprach, dem Gespräch lauschte, das sein Herr mit dem Geistlichen und dem Berater führte.
    »Die Schlussfolgerung ist eindeutig. Das schändliche Paar hat sich verabredet, während er hier meine Gastfreundschaft genoss, und die ganze Szene im Wald von Cerignac war eine grobe Komödie, damit meine Männer die Gräfin nicht verteidigten.«
    »Das scheint offensichtlich. Wenn es nämlich nicht so wäre und wenn es sich um ein paar gewöhnliche Spitzbuben handelte, hätte man wenige Tage danach auf irgendeinem Weg ein Lösegeld verlangt«, antwortete Robert von Surignan.
    Abt Sant Genís griff ein.
    »Ich habe Euch schon im vergangenen Sommer gewarnt, als ich bestimmte verdächtige Verhaltensweisen der Gräfin bemerkte. Erinnert Euch, dass Ihr mir geantwortet habt, so etwas seien Wahnvorstellungen eines alten Weibes, das überall Gespenster sehe. Zum Glück ließ ich mich von meinen Ahnungen leiten und habe den Heiligen Vater über die Angelegenheit unterrichtet, damit die Kirche die Maßnahmen ergreift, die sie für angebracht hält. Ehebruch ist nichts Unbedeutendes, und wenn es sich um Fürsten handelt, die außerdem Christen sind, hat so etwas ernste Auswirkungen.«
    »Ich habe Euch damals

Weitere Kostenlose Bücher