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Das Vermächtnis des Martí Barbany

Das Vermächtnis des Martí Barbany

Titel: Das Vermächtnis des Martí Barbany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chufo Lloréns
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Eulàlia del Camp, Sant Vicenç de Sarrià, Sant Gervasi de Cassoles und Sant Andreu del Palomar vermischten ihr heiteres Geläut mit dem der Kathedrale, die über dieses Getöse der Glockenschwengel gebot und versuchte, den Kirchenbann zu verscheuchen, der das Grafenpaar bedrohte.
    Wie gewöhnlich konnte Bernat einen Teil dieser improvisierten Spende in seine eigene Tasche umleiten.
    Die Festlichkeiten hatten zwei ganz unterschiedliche Seiten, die eine war für das einfache Volk und die andere für den Adel bestimmt, der den Berenguers die Treue hielt.
    Auf Straßen und Plätzen bot sich eine Fülle von öffentlichen Vorstellungen. Possenreißer, Gaukler, Barbiere, Zahnbrecher, Athleten und Komödianten füllten ihr Säckel. Was aber das einfache Volk am meisten
faszinierte, waren das Lanzenstechen und die Turniere, die jeden Tag auf einem freien Platz in der Neustadt, an der anderen Mauerseite abgehalten wurden. Es gab reichlich Preise in klingender Münze, und namhafte Ritter aus ganz Septimanien waren herbeigeeilt, um ihre Kraft und Geschicklichkeit zu messen. Sie ließen sich von den stattlichen Belohnungen und von der Ehre anlocken, das Tuch ihrer Dame am Unterarm vorzuführen. Ramón Berenguer und Almodis de la Marche leiteten das Fest. Die vornehmste Loge hatte ein Sonnendach mit schmalen roten und gelben Fransen, und sie befand sich genau an der Mitte der Bahn, die die Kämpfer durchlaufen mussten. In der Loge standen zwei prächtige Thronsitze; weiter unten und neben ihr auf einer niedrigeren Ebene glänzten die Wappen der Adelsfamilien. Gegenüber und auf der gleichen Höhe war die Tribüne der Kampfrichter aufgebaut, die darüber wachten, dass die Turniervorschriften eingehalten wurden, und die dafür sorgten, dass kein Ritter mit einem Vorteil kämpfte. An beiden Enden des unterteilten Turnierplatzes erhoben sich die Zelte der Kämpfer, die sich an diesem Morgen am Wettstreit beteiligen wollten. Darüber, auf den runden Zeltdächern, flatterten die Wimpel mit den Farben eines jeden. Schweißbedeckt und geschäftig liefen die Schildknappen hin und her. Sie rieben die Rüstungen blank, dass sie glänzten. Die Lanzen, die man bei den Kämpfen brechen würde, ruhten wohlgeordnet auf Holzgestellen.
    Laia wünschte seit dem Augenblick, da ihr die Maurin den Brief gegeben hatte, ihren Bewunderer kennenzulernen. Gemeinsam mit Aixa ersann sie einen Plan, wofür sie die günstige Gelegenheit nutzte, dass ihr Stiefvater höchst beschäftigt war, wollte er doch seine Interessen zusammen mit denen des Grafen befriedigen, und so eilte er hin und her und kontrollierte Verkaufsstände und Genehmigungen für die Veranstaltung von Glücksspielen und öffentlichen Vorstellungen. Nichts entging seinen scharfen Augen, und seine Börse füllte sich zunehmend mit allen möglichen Münzen. Wenn ein Markthändler seinen Anweisungen widersprach, nahm man ihn unverzüglich fest und brachte ihn in die Verliese des Veguers, und wenn er einen Verkaufsstand an der Straße hatte, wurde dieser rücksichtslos abgerissen. All das wusste Laia ganz genau, und ohne Zeit zu verlieren, beschloss sie, die Chance zu nutzen, die ihr das Schicksal bot. Aixa hatte sie unterrichtet, wo sich Martí täglich in der Stadt aufhielt, und beide kamen zu dem Schluss, dass es am sichersten wäre, Omar abzupassen, dessen Aufgaben ihn alle Tage
von der Handelsniederlassung in der Stadt zu den Weinbergen von Magòria führten. Sie wollten ihm einen Brief zustecken, den er seinem Herrn weitergeben sollte. Laia schrieb den Text, und Aixa versteckte das Schreiben in ihren weiten Kleidern und lief unverzüglich zum Platz. Falls sie auf jemandem aus dem Haus treffen sollte, würde sich niemand wundern, dass ein Dienstmädchen einen Auftrag seiner Herrin erledigte.
    Als Aixa zum Markt kam, konnte sie Omar zunächst nicht entdecken, denn an diesem Morgen hatte er eine Mühle beaufsichtigen müssen, weil der Müller es vorgezogen hatte, anstelle seines Arbeitsplatzes die Festlichkeiten zu Ehren der Gräfin aufzusuchen.
    Nach einer Weile sah sie ihn dann mit seinen unverwechselbaren müden Schritten und seiner bedächtigen Haltung auftauchen. Als der Maure das Mädchen entdeckte, lief er schneller.
    »Ich wollte schon verzweifeln, Omar. Ich dachte, dein Arbeitstag beginnt zeitiger.«
    »Meine Freundin, so ist es, aber meine Aufgaben, die ohnehin schon viele sind, nehmen an einem solchen Tag noch zu.«
    »Wie geht es Naima, Mohammed und der kleinen Amina?«
    »Allen

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