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Das Vermächtnis des Shalom Shepher - Roman

Das Vermächtnis des Shalom Shepher - Roman

Titel: Das Vermächtnis des Shalom Shepher - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamar Yellin
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kennen das Gemüt des Fremdlings.« Und er schenkte meinem Großvater eines der Eier.
    Unmittelbar nach seiner Ankunft schickte er drei Briefe, einen mit dem Auto nach Jerusalem, zwei über andere Reisende, um sich nach dem Wohlergehen seiner Familie zu erkundigen. Er wagte nicht zu hoffen, dass Schonbaum aus irgendeinem Grund falsch informiert gewesen war. An diesem
Abend wurde in der Synagoge eine große Versammlung abgehalten. Dizengoff sprach zu ihnen: Sie mussten nach Norden ziehen. Kfar Sabah war voll. In Chaderah war keine gute Luft. Sie würden nach Karkur gehen; von Karkur aus stünde ihnen ganz Galiläa offen. Die Siedler dort waren bereit, sie aufzunehmen. Einhundert galiläische Wagen standen bereit.
    Mein Großvater kritzelte eine Nachricht an Dizengoff: Ich nehme jede Arbeit an, selbst wenn es nur für fünf Francs die Woche ist und selbst wenn es in Galiläa ist, ich gehe überallhin.
    Er stand an der Tür und wartete, als ein Bauer auf ihn zukam.
    »Sie sind doch Lehrer, oder?«
    Mein Großvater bejahte dies.
    »Und Sie kommen aus Jerusalem?«
    Auch das bestätigte er.
    »Der türkische Kommandeur ist in der Stadt«, sagte der Mann. »Sein Boy ist heute Nachmittag in die Synagoge geplatzt und hat nach Hühnern verlangt. Sie durchsuchen den Marktplatz nach Deserteuren, aber Sie können sich so lange bei uns verstecken. Wenn die Türken wieder weg sind, können Sie bei meiner Familie erst einmal wohnen bleiben.«
    Mein Großvater wusste nicht, wie er ihm danken sollte.
    »Unterrichten Sie meine Kinder, das ist doch ein fairer Handel. Wenn Sie auch noch mich und meinen Bruder unterrichten, kann ich Ihnen vielleicht sogar etwas zahlen. Ich habe gehört, Sie haben Familie in Jerusalem.«
    »Eine Frau und fünf Kinder«, sagte mein Großvater.
    »Na, dann könnten Sie ihnen ja von Zeit zu Zeit ein bisschen was schicken. Der Krieg kann ja nicht mehr lange dauern. In ein oder zwei Monaten sind die Engländer hier. So lange halten wir das schon aus.«

    Und so blieb die Nachricht an Dizengoff in der Tasche meines Großvaters, und er zog hinter eine falsche Wand auf dem Heuboden des Bauern. Von dort aus sah er durch einen Spalt zwischen den Brettern die ungeordnete Wagenkolonne abfahren. Er sah auch eine Stunde lang zu, wie ein paar türkische Soldaten planlos auf dem Hof herumlungerten, herrisch Befehle bellten und sich in den Zähnen pulten. Aber die Soldaten fuhren bald ab, ebenso wie die Wagen. Mein Großvater allerdings blieb und fragte sich zu spät, ob er die richtige Entscheidung getroffen hatte.
    Drei Tage später stieg der Bauer die Leiter zu dem Versteck hinauf und brachte ihm eine Nachricht: Er erkannte die Handschrift seiner Frau sofort.
    »Neuigkeiten von zu Hause?«, fragte der Mann, als mein Großvater den Brief öffnete. »Ich hoffe, es ist alles in Ordnung.«
    Joseph las schweigend. Er fuhr sich langsam mit der Hand über die Augen.
    »Mein Vater ist tot«, informierte er den Bauern.
    »Mein herzliches Beileid.«
    Der Mann zog sich respektvoll zurück. Allein auf dem Heuboden, den Brief zu seinen Füßen, zerriss mein Großvater sein Gewand und sagte das Kaddish.

Elftes Kapitel
     
    Fania backte in der Küche Latkes. Sie steckte ihre feuchte Hand in einen Sack Mehl. »Sara Malkah!«, zischte sie. »Was für eine Irre - vollkommen meschugge! Bringt die ganze Familie in Aufruhr.«
    »Die ist nicht meschugge«, widersprach Cobby, weil sie immer unterschiedlicher Meinung sein mussten, »nur eine
unglückliche Frau. Weißt du, ich glaube, sie will nur Aufmerksamkeit.«
    »Das hat sie ja geschafft.«
    Das Mehl war voller Reiskäfer. Fania sah sie und bemerkte sie gleichzeitig nicht. Sie runzelte kurz die Stirn, dann warf sie Mehl und Käfer zischend in das heiße Öl.
    An diesem Nachmittag hatte die fragliche Irre ihren unvermeidlichen Überfall auf Cobbys und Fanias Wohnung verübt, wo sie nichts berührte, um sich nicht schmutzig zu machen, nicht einmal den Klingelknopf. Sie stand da, breitbeinig in der Mitte des Teppichs aufgebaut wie ein Ringer, auf dem Kopf eine silberne Perücke, und erklärte uns mit furchterregendem Zeigefinger für schuldig an allem.
    »Diebe! Ganeffs! Schnorrer!«
    Ich saß neben meinem Onkel auf dem Sofa und fühlte mich zum ersten Mal seit Jahren wie ein vollwertiges Mitglied der Familie.
    Der Fall lässt sich wie folgt zusammenfassen: Sie, Sara Malkah, die streitsüchtige Tochter meiner Großtante Hannah Raisl, beanspruchte den Kodex als ihr rechtmäßiges Erbe. Er

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