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Das Vermächtnis des Templers

Das Vermächtnis des Templers

Titel: Das Vermächtnis des Templers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Andreas Marx
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Château Gaillard fiel in die Hände der Eroberer. Das ist lange her. Heute ist es ein Stützpunkt der Templer. Und wie es das Schicksal will, haben auch wir Ärger mit dem französischen König. Es gibt wohl keinen Ort, der die augenblickliche Situation besser symbolisiert als dieser. Und auch der gegenwärtige König von Frankreich heißt Philipp.»
«Das hört sich an, als würde es Krieg geben.»
«Noch ist es nicht so weit. Die Templer haben im Heiligen Land und entlang des Mittelmeers viele Kriege führen müssen. Und sie haben vielerorts Frieden geschaffen. Auch hier heißt es, den rechten Atem zu haben und die Kunst des Kriegers zu beherrschen.»
Plötzlich lag eine kleine Stadt vor ihnen. Sie bestand einzig aus kleinen, einfachen Lehmhäusern. Eine Schutzmauer oder Wehrtürme suchte man vergebens. In ihrer Mitte erhob sich eine Kirche, die wohl noch nicht ganz fertiggestellt war, denn an ihrer Nordseite erkannte Johannes ein Holzgerüst. Ihr Weg führte sie, dem Ufer folgend, an der kleinen Stadt vorbei. Château Gaillard lag nun vor ihnen, etwa hundert Schritt hoch über dem Fluss. Johannes erblickte eine massive Mauer, die von mehreren Türmen gesichert wurde. Vom Fluss aus ritten sie zunächst unterhalb der Nordostflanke der Burg entlang, um auf der dem Gebirge zugewandten Längsseite einen steilen Weg zu finden, der zur Befestigungsanlage hinaufführte. Wachen ließen sie passieren. Als sie ein riesiges, massives Tor durchquert hatten, erblickte Johannes weitere Befestigungsmauern. Im Inneren der großflächig angelegten Vorburg befand sich eine weitere Ringmauer, die von einem Wassergraben umgeben war und nur über eine Zugbrücke erreicht werden konnte. Innerhalb dieses Festungskerns erhob sich ein gewaltiger Turm. Sie ritten weiter in die Vorburg hinein, wo Johannes eine Vielzahl von Gebäuden entdeckte, deren Funktion er nicht erahnen konnte.
Zwei Wachen nahmen den beiden Neuankömmlingen die Pferde ab, führten sie zu einem der Wohngebäude und wiesen jedem von ihnen einen Raum zu, der mit Tisch, Stuhl und Bett ausgestattet war. Johannes legte dort all das ab, was er auf dem Pferd mitgeführt hatte, und begab sich wieder nach draußen, wo er wenig später auch Jacques traf. Der führte seinen Schüler durch die verschiedenen Gebäude der Vorburg. Ähnlich wie in einem Kloster gab es hier Wirtschaftsräume, eine Schmiede, einen Speiseraum und sogar eine kleine Kapelle. Nur leisteten hier nicht Laienmönche die Arbeiten, sondern Knechte oder Leibeigene. Von den vielen Männern im weißen Templermantel, die Jacques erwähnt hatte, war nichts zu sehen.
Nachdem sie ihr Quartier bezogen hatten, holte Jacques Bogen und Pfeile und führte seinen Schüler hinaus auf einen offenen Platz außerhalb der Befestigungsanlage. Von hier konnten sie weit über das Land blicken. Johannes sah den Weg, der am Fluss entlang Richtung Norden verlief, und entdeckte die Wälder, die sie am Morgen durchquert hatten. Zum Süden hin schlängelte sich der Fluss in weiten Bögen an Feldern und kleinen Wäldchen entlang, bis er sich am Horizont aufzulösen schien.
Jacques lenkte die Aufmerksamkeit seines Schülers auf einige Strohballen, die wenige Schritte von der äußeren Burgmauer entfernt am Boden lagen, und forderte ihn auf, sie sich zum Ziel zu machen.
«Deine Körperhaltung ist fehlerlos», sagte er, als Johannes nach einem Dutzend Versuchen den Bogen senkte. «Wie du bemerkt hast, habe ich nichts korrigiert. Es ist einzig eine Sache der Gelöstheit. Du verweilst in der höchsten Spannung, bis der Schuss fällt. Er muss von dir abfallen wie ein Tautropfen von einem Blatt. Noch ehe du es gedacht hast.»
Als sie vom Bogenschießen zurückgekehrt waren, erblickte Johannes in der Vorburg etwa vierzig Ritter im weißen Mantel und wohl ebenso viele Knappen. Pferdegewieher hallte über den Platz, und die Burgknechte hatten alle Hände voll zu tun, die Tiere unterzubringen und die gerade Eingetroffenen auf die Quartiere zu verteilen.
Jacques nahm seinen Schüler beiseite und führte ihn zum Eingang des Südostturms. Solange es noch hell war, wolle er ihm die Festungsanlagen zeigen.
Über eine Wendeltreppe erreichten sie die oberste Plattform des Turms. Von hier oben sah man nicht nur den Verlauf des Flusses, sondern auch Wälder, die sich bis weit in die Ferne nach Osten erstreckten. Zugleich konnte man die Festung sehr gut überblicken. Unmittelbar in südöstlicher Richtung erkannte Johannes eine vorgelagerte, dreieckige

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