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Das Vermächtnis des Templers

Das Vermächtnis des Templers

Titel: Das Vermächtnis des Templers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Andreas Marx
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Mittelmeerküste, also auch in Frankreich und selbst in Schottland Ordenshäuser, die mal groß und wehrhaft sind, so wie Château Gaillard, die aber auch ganz klein sein können, etwa wie der Hof, auf dem wir Rast machten, als wir von der Küste in Richtung Rouen ritten. Gestern haben wir eine Komturei besucht, wie du sie auf unserem Weg häufig finden wirst. Sie ist der Mittelpunkt für eine Ansammlung von Ländereien, die den Templern irgendwann einmal übereignet wurden.»
«Gestern hatte ich oft den Eindruck, als wäre alles so wie in Loccum, nur kleiner und einfacher», warf Johannes ein.
«Du hast völlig recht. Die Klöster der Zisterzienser und die Komtureien der Templer haben große Ähnlichkeit. Das ist kein Zufall. Aber die Templer sind ein Ritterorden, und sie sichern überall rund um das Mittelmeer und im Reich der Franken die Wege der Pilger. Diese Wege sorgen auch dafür, dass die Komtureien in enger Verbindung zueinander stehen.»
Jacques hielt kurz inne.
«Lass uns die Reise fortsetzen! Hier sind wir auf sicherem Boden. Auch dies ist ein Templerweg.»
Augenblicke später waren sie wieder auf ihren Pferden und ritten durch dichten Wald. Johannes nutzte die langen Stunden im Sattel, um auch hier jene gelöste Aufmerksamkeit zu üben, die er beim Bogenschießen gelernt hatte. Und tatsächlich bemerkte er nach einiger Zeit, dass auch beim Reiten eine bewusste Anspannung unnötig war. Sein Pferd folgte dem Weg ganz intuitiv, schreckte nicht, wenn andere Tiere den Weg kreuzten, sondern verlangsamte seinen Lauf so, wie es der plötzlichen Veränderung angemessen war, um anschließend in den gewohnten Tritt zurückzufinden. Ebenso nahm es jegliche Unebenheit des Weges als gegeben an, ohne den Weg aus dem Sinn zu verlieren. Johannes spürte bald, dass ihn seine eigene Gelöstheit ganz ähnlich reagieren ließ, wie es das Tier tat, so dass sich geradezu eine vertraute Einheit einstellte und er nicht hätte sagen können, von wem die Impulse der Bewegungen ausgingen.
    An den folgenden Tagen ritten sie ohne große Unterbrechungen. Jacques hatte die Route so gewählt, dass sie jeweils am Abend eine Komturei der Templer erreichten, wo sie die Nacht verbringen konnten. Diese Anwesen waren von unterschiedlicher Größe, doch immer war sichergestellt, dass es neben dem allgemeinen Bereich ein Haus und eine Kapelle für die Ritter gab, die dort dem Rhythmus der Stundengebete folgten. Einmal geschah es, dass sie auf einem einfachen Hof in der Scheune übernachteten, auch dies ein Anwesen des Ordens. Da es keine Gelegenheit zum gemeinsamen Stundengebet gab, nutzte Johannes die Stunde der Dämmerung für eine stille Andacht. Am dritten Tag erblickten sie in der Ferne eine größere Stadt, die von Mauern umgeben war und offenbar zwei größere Kirchen besaß, von denen eine im neuen Stil erbaut worden war. Doch Jacques wählte einen Weg südlich davon. Er sagte, er wolle keine Zeit verlieren. So ritten sie weiter in östlicher Richtung, von Komturei zu Komturei, unterbrachen tagsüber ihre Reise nur, um eine kurze Pause einzulegen, etwas zu essen und um mit dem Bogen zu üben.
    Am fünften Tag brannte die Sonne mittags besonders stark, so dass Jacques entschied, eine längere Rast zu machen, die er auch nutzte, um Johannes den Aufbau des Ordens genauer zu erläutern. Am Abend erreichten sie eine der größeren Komtureien. Jacques ließ seinem Schüler Papier und Schreibmaterial bringen und forderte ihn auf, das Gehörte aufzuzeichnen, indem er die wesentlichen Begriffe auf ein Blatt schrieb und zuordnete.
    Johannes war diese Art der Aufzeichnung völlig unbekannt. Er rief sich die wesentlichen Zusammenhänge, die ihm Jacques am Mittag geschildert hatte, noch einmal in Erinnerung: An der Spitze des Gesamtordens stand der Großmeister, der auf Lebenszeit gewählt wurde und den Orden führte, in der Hierarchie unter ihm der Marschall, dem die Verantwortung für die Disziplin der Ritter, die Aufteilung der Pflichten sowie für den Zustand von Rüstung und Pferden zufiel. Außerdem führte er im Kampf den Angriff, obwohl grundsätzlich der Großmeister den Oberbefehl behielt. Der Commandeur du Royaume, der Schatzmeister, war auch für die Einweisung der neu aus dem Westen eintreffenden Ritter zuständig. Das in den europäischen Komtureien nicht benötigte Geld musste dem Commandeur du Royaume zur Verfügung gestellt werden, um den im Orient stationierten Teil des Ordens zu unterstützen. Den Oberbefehl über die Flotte

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