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Das Vermaechtnis des Will Wolfkin

Das Vermaechtnis des Will Wolfkin

Titel: Das Vermaechtnis des Will Wolfkin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Knight
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Emma an – offenbar wusste sie schon, was Emma von Leuten hielt, die sich verwandeln konnten. Emma verengte aber nur die Augen. Professor Elkkin drückte ihr eine Tasse Tee in die Hand und Emma wölbte die Hand darum.
    »Die Menschen fingen an, Fel zu entführen und sie zu zwingen, ihre Geheimnisse preiszugeben. Mit ihren Waffen und ihren Fallen stellten sie uns nach. Nach vielen Jahren der Unterdrückung hielten die Fel eine große Ratsversammlung ab und beschlossen, den Handel mit den Menschen einzustellen. Die Menschen wurden wütend und bald kam es zum Krieg.«
    Ich probierte von meinem Tee, aber viel fehlte nicht und ich hätte ihn wieder ausgespuckt. Er schmeckte furchtbar bitter und hinterließ ein taubes Gefühl in meinem Mund. Mein Gurgeln und Prusten ließ Doktor Felman einen Moment innehalten.
    »Der Geschmack von Fel-Tee ist gewöhnungsbedürftig«, sagte er sanft. Ich sah, dass Emma ihren Tee problemlos trinken konnte. Auch Doktor Felman und Professor Elkkin bemerkten es und freuten sich offenbar darüber.
    »Der Krieg zwischen Menschen und Fel war grausam und blutig«, fuhr Doktor Felman fort. »Schließlich beschlossen die Fel, das Blutvergießen zu beenden, indem sie auswanderten. In Island gab es damals keine Menschen. Nur fette graue Robben zum Jagen und Gletscher, unter deren Eisschicht man sich verstecken konnte. Hier lebten bereits die Thrulls, aber sie waren unsere Verwandten und nahmen uns bereitwillig auf.«
    Doktor Felmans Augen glitzerten. Er gab seinen Geschichtslehrerton auf und sprach, als käme er jetzt zu brisanten Neuigkeiten.
    »Und während dieses großen Zuges nach Island, vor all diesen Jahren, begann eure Geschichte.«
    Der Tabak in seiner Pfeife glühte rot auf, weil er so heftig paffte.
    »Eines der Boote, die Schottland verließen, wurde von Will Wolfkin geführt, einem jungen Fel aus einem Adelsgeschlecht. Es herrschte bereits Einigkeit darüber, dass er der König der Fel werden sollte, sobald das neue gelobte Land erreicht sein würde. Sein Boot geriet jedoch in einen Sturm, und er erlitt Schiffbruch, was für einen Fel absolut ungewöhnlich ist.«
    »Es muss der Wille des Jerlamar gewesen sein«, ergänzte Professor Elkkin zuversichtlich.
    »Will Wolfkin konnte sich auf eine einsame Insel irgendwo westlich von Orkney retten. Dort lebten Menschen, und zwar ein Fischer mit seiner Tochter. Sie hieß Gwendoline McShaffrey. Sie fand den armen Fel, der mehr tot als lebendig an die Küste gespült worden war, und brachte ihn in eine Höhle. Sie päppelte ihn mit Milch und Heringen auf, die sie ihrem Vater stibitzt hatte, und pflegte ihn heimlich gesund. Allmählich gewann sie den Fremden lieb. Und auch er verliebte sich in das Mädchen.«
    Emma hatte ihren Tee ausgetrunken und goss sich eine zweite Tasse ein. Ich hatte noch immer mit den Auswirkungen des ersten Schluckes zu tun. Allmählich beschlich mich das ungute Gefühl, dass Emma sich in dieser Welt schneller heimisch fühlen konnte als ich, obwohl sie weniger glücklich war, hier zu sein.
    »Es dauerte nicht lange, da war Gwendoline McShaffrey schwanger«, sagte Doktor Felman. »In unseren Chroniken steht geschrieben, dies sei eines der letzten Male in der Geschichte gewesen, dass es zu einer solchen Verbindung zwischen einem Fel und einem Menschen kam. Nach der Geburt des Kindes musste Will Wolfkin seine Fahrt nach Island fortsetzen, denn die Fel brauchten ihn. Er war gezwungen, Gwendoline mit der Sorge für das Fel-Menschenkind allein zu lassen. Und in den langen Jahren seiner Herrschaft über die Fel hat er keiner Seele von dem Kind erzählt, das damals zur Welt gekommen ist …«
    Doktor Felman war tief in eine Erinnerung versunken.
    »Bis zu der Nacht, in der er starb …«, flüsterte er.
    Ich spürte Will Wolfkins Blicke auf dem Porträt, die sich in meinen Kopf bohrten. Draußen heulte der Wind und die Lava neben den Straßen glühte heller. Mein Mantelkragen stellte sich auf.
    »Ihr Kinder seid hier in Langjoskull, weil ihr die einzigen lebenden Nachkommen von Gwendoline McShaffrey und König Will Wolfkin seid«, sagte Doktor Felman.
    »Und damit zu einer sehr bedeutenden Familie gehört«, ergänzte Professor Elkkin.
    Das Wort Familie hallte in mir nach. Ich war immer allein auf dieser Welt gewesen, einer, der unpassenderweise als Ergebnis eines Fehltritts aufgetaucht war. Die Vorstellung, dass ich irgendeine Familie haben könnte, traf mich tief. Doktor Felman schien zu ahnen, was dieses Wort in mir auslöste,

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