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Das Vermaechtnis des Will Wolfkin

Das Vermaechtnis des Will Wolfkin

Titel: Das Vermaechtnis des Will Wolfkin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Knight
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Haut knisterte.
    »Ich bewahre es in diesem Versteck auf, weil es eine Menge mächtiger Fel gibt, die dieses Schriftstück und seine Botschaft liebend gern vernichten würden.«
    Professor Elkkin beschwerte es mit zwei goldenen, mit schwarzen Wolfsköpfen verzierten Kannen, damit es sich nicht wieder einrollen konnte.
    »Ich war der engste Ratgeber des Königs«, erklärte Doktor Felman. »An seinem letzten Tag schickte er alle außer mir aus dem Raum, dann bat er mich, Feder, Tinte und Pergament zu bringen.«
    Doktor Felman hielt die Luft an und brachte die Kerze näher an die Schriftrolle heran. Instinktiv beugten wir uns weiter ins Licht. Selbst das Porträt von Will Wolfkin schien uns aufmerksam zuzusehen. Die Walrosshaut war an den Rändern kunstvoll verziert mit Darstellungen von Wölfen unterschiedlichster Formen und Größen, manche heulend, andere schlafend, wieder andere beim Säugen ihrer Jungen. Auf den oberen Rand der Schriftrolle war eine Art königlicher Stempel gedruckt, der einen Wolf und ein Walross zeigte, offenbar im Streit miteinander. Am unteren Rand befand sich ein rotes Wachssiegel mit dem eingeprägten Gesicht eines Bären.
    Doktor Felman setzte eine runde Brille mit Goldrand auf. Das königliche Siegel und die heulenden Wölfe spiegelten sich in den Brillengläsern.
    » Dieses ist das Vermächtnis des Königs Will Wolfkin …«, las er vor, war aber mit dem Ton seines Vortrages offenbar nicht recht zufrieden. Er räusperte sich, wiederholte die Zeile und legte mehr Betonung in die Worte.
    »Dieses ist das Vermächtnis des Königs Will Wolfkin. Die Hälfte davon schreibe ich selbst, die andere Hälfte schreibt der Tod.«
    Ein Pferdewagen fuhr vor dem Fenster vorbei und Doktor Felman sah auf, bereit, das Schriftstück zusammenzurollen, falls Hufe und Räder anhalten würden. Professor Elkkin hatte die Hand vor den Mund gepresst. Aber der Wagen unterbrach seine Fahrt nicht und Doktor Felman fuhr fort.
    »Ich habe mein Leben lang ein Geheimnis gehütet …«
    Doktor Felman atmete schwer und sprach, als wäre jedes Wort etwas Kostbares.
    »Als junger Prinz in den Zeiten der Großen Separation erlitt ich Schiffbruch und lernte eine Menschenfrau kennen.«
    Die Kerzen flackerten. Doktor Felman sah erst mich, dann das Porträt an.
    »Gwendoline war eine gütige Frau, sie hat mir dort auf der Insel des Sonnenuntergangs aus ihrem menschlichen Schoß ein Kind geboren. Inzwischen sind dreitausend Jahre vergangen. Sollten jedoch nach meinem Tod noch lebende Nachkommen aus unserer damaligen Verbindung gefunden werden, dann ist es mein Wille, dass sie als rechtmäßige Erben des Throns von Langjoskull behandelt werden. Sie müssen vor allen anderen Thronanwärtern berücksichtigt und jedem Fel reiner Abstammung vorgezogen werden, selbst wenn dieser aus höchstem Adelsgeschlecht stammt …«
    Doktor Felman sah auf. Professor Elkkin forderte ihn mit einem ungeduldigen Blick auf weiterzulesen, als käme nun erst das Wichtigste.
    »Ich wünsche diese Thronfolge, weil die Große Separation zwischen Fel und Menschen schon viel zu lange währt. Es ist an der Zeit, dass wir wieder friedlich miteinander auskommen. Um dieses Ziel zu erreichen, verfüge ich, dass der nächste Herrscher von Langjoskull teils Mensch, teils Fel sein soll, um unsere kostbare gemeinsame Erde …«
    Auf der Hälfte der Seite endete der Text. Doktor Felman legte den Finger auf das letzte Wort.
    »König Will Wolfkin starb, während er das Wort ›Erde‹ schrieb.«
    Ich starrte auf das königliche Wachssiegel auf dem Schriftstück, dann sah ich Doktor Felman an. In seinem Gesicht stand die Teilhabe an vergangenem Glanz.
    »Obwohl der große König vor fast hundert Jahren gestorben ist, kommt es mir fast vor wie gestern.«
    Ich blickte auf das Porträt von Will Wolfkin, der darauf so jung und lebensfroh wirkte.
    »Hundert Jahre ist er schon tot?«, fragte ich ungläubig.
    »Es ist ein Gesetz der Fel, dass nach dem Tod eines Königs eine Trauerzeit von hundert Jahren eingehalten wird, bevor der Erbe den Thron übernimmt«, erklärte Doktor Felman. »Seit dem Tod unseres großen Königs sind nun fast hundert Jahre vergangen und deshalb ist die Thronfolge jetzt ein brennendes Thema. Die Trauerzeit ist bald zu Ende. Es handelt sich nur noch um Wochen.«
    Doktor Felman warf Professor Elkkin einen flüchtigen Blick zu. Sie nickte.
    »Leider hat in den hundert Jahren, seitdem unser König tot ist, nicht jeder das Gesetz befolgt«, sagte sie. Als

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