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Das Vermaechtnis des Will Wolfkin

Das Vermaechtnis des Will Wolfkin

Titel: Das Vermaechtnis des Will Wolfkin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Knight
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beiläufig. »Jedem die Hälfte. Nach dem Schwurtag der Eide und der Gründung unseres neuen Parlaments laden wir euer Gold auf ein kleines Schiff. Ein guter Fel-Kapitän wird es übers Meer segeln, zuerst die Themse hinauf, um dir, Toby, deine Hälfte zu liefern, und danach den Nil abwärts, um dir, Emma, den Rest zu bringen. Ihr könnt damit tun, was ihr wollt.«
    Da sagte Emma: »Wir haben beschlossen, dass wir für euch kämpfen werden. Aber nicht wegen des Goldes.« Sie musste laut sprechen, um den Wind zu übertönen.
    »Wir tun es, weil … weil es richtig ist«, ergänzte ich verlegen.
    Als der Wind Doktor Felman die Kapuze vom Kopf riss, konnte ich zum ersten Mal sein Gesicht deutlich erkennen. Ich meinte, einen feuchten Schimmer in seinen grünen Augen zu sehen. Auf einmal begriff ich, wie viele, viele Jahre er auf diesen Augenblick hingearbeitet hatte.
    »Aber was das Schwören der Eide angeht, haben Sie uns angelogen!«, sagte Emma streng. »Tun Sie das nie wieder, sonst könnten wir es uns anders überlegen.«
    Doktor Felman rang mühsam um Fassung. Er räusperte sich.
    »Ich verspreche es«, sagte er. »Ich verspreche, dass wir euch nie wieder vor der Wahrheit … schützen werden.«
    »Nennen Sie es ruhig beim Namen«, sagte Emma entschieden. »Eine Lüge ist eine Lüge. Sie haben uns angelogen, aber wir haben Ihnen verziehen. So! Und jetzt …«, sie schlug ihre Fäuste zusammen, »… packen wir’s an!«
    Doktor Felman lächelte.
    »Dazu müssen wir gemeinsam viele Brücken überqueren«, sagte er. »Fangen wir mit der an, die euch zu eurem neuen Zuhause führt.« Er wies auf die Stallgebäude.
    »Dort warten ein paar Bürger, die sich sehr über euer Erscheinen freuen werden.«

    Hinter dem Halbkreis der Stallgebäude stand ein baufälliges Baumhaus aus Eichenstämmen – nur dass es ein Baumhaus auf dem Erdboden war. Die Stämme waren gegen den Stumpf eines toten Eichenstammes gelehnt und bildeten ein etwas jämmerliches Tipi aus Holz. Aus dem Inneren kräuselte sich Rauch, aber trotzdem wirkte das Ganze nicht warm oder einladend.
    »Jetzt, wo ihr eingewilligt habt, mit uns zu kämpfen«, sagte Doktor Felman, »kann ich euch mit unserer wichtigsten und geheimsten Festung bekannt machen, die wir das Grab der Heiligen Eiche nennen.«
    An der Stelle, wo das warme Wasser des Geysirs die ohnehin schon aufgewühlte Erde aufgeschwemmt hatte, versanken meine Füße im Matsch. Hier war überall Moorland mit Heidekraut, es gab vereinzelte Felsbrocken, aber kein Grab aus Eichen.
    »Ich sehe kein Eichengrab«, sagte ich und zog meinen Fuß aus dem Schlamm.
    Doktor Felman lachte leise in sich hinein.
    »Wir fällen die Eichen und bauen aus ihrem Holz unsere Stützpunkte.«
    »Wir – das sind die Blue Volcanoes?«, sagte Emma.
    »Ja, die Blue Volcanoes«, bestätigte er. »Wir nennen uns nach einem bestimmten Vulkan im Osten. Er ist untätig und sieht harmlos aus, aber eines Tages wird er mit Urgewalt ausbrechen. Pschsch!«
    Mir fiel auf, dass Doktor Felmans Füße nicht im Morast versanken wie unsere. Als wir die armselige Tür des kleinen Baumhauses erreicht hatten, hielt Doktor Felman sie für uns auf.
    » Das ist euer Versteck?«, fragte ich fast ungläubig. Es sah aus wie ein netter, leicht durchschaubarer Versteckplatz für ein Kinderspiel. Doktor Felman lächelte nur und forderte mich auf, einzutreten. Ich ging zuerst, Emma kam nach, und was wir nun sahen, ließ uns vor Verwunderung zurückweichen.
    Was von außen wie eine kleine, schäbige Bruchbude ausgesehen hatte, war von innen ein wunderschönes, lang gestrecktes Haus aus mächtigen Eichenstämmen, die kunstvoll zurechtgeschnitten und mit unglaublicher Präzision ineinandergefügt waren. Das Haus war ungefähr dreißig Meter lang und zehn Meter hoch und hatte einen Fußboden aus Eichenholz. Alle zehn Meter brannten in großen steinernen Kaminen Eichenklötze. Der flackernde Lichtschein der Feuer ließ das Holz ringsum schimmern. An den Wänden hingen Tierhäute neben Köpfen von Bären, Elchen und Wölfen, einer der Köpfe sah aus wie von einem wolligen Mammut.
    In dem langen Gebäude tummelten sich scharenweise Fel, Thrulls und Vela. Noch schockierender war der Lärm. Einen Augenblick vorher, als wir noch draußen standen, einen Schritt entfernt nur, hatte ringsum Stille geherrscht, abgesehen vom gelegentlichen Stöhnen des Windes. Hier dagegen war das geschäftige Treiben mit all seinen Geräuschen fast ohrenbetäubend. Die offenen Feuer in der

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