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Das Vermaechtnis des Will Wolfkin

Das Vermaechtnis des Will Wolfkin

Titel: Das Vermaechtnis des Will Wolfkin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Knight
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legte sich schützend um meinen Hals. Die Augen auf Emmas Tuch blinzelten alle gleichzeitig und der Stoff bauschte sich in einem unsichtbaren Wind.
    »Meine Augen sagen mir, dass es ein Hinterhalt ist«, sagte Emma mit großer Selbstverständlichkeit.
    »Und meine Intuition sagt mir, dass Helva Gullkin hier ist«, flüsterte Egil zu Tode erschrocken. »Er ist gekommen, um euch persönlich zu töten.«
    Einen Meter von uns entfernt wurde plötzlich ein Regenbogen sichtbar, der fast vor unseren Füßen die Erde berührte. Auf diesem Regenbogen kamen Füße, Beine, Körper und schließlich der goldbehelmte Kopf eines großen Fel-Kriegers heruntergerutscht.
    Sein Haar floss lang um seine Schultern und sein Bart glänzte vor Fett. Er hatte eine Hakennase und harte Augen. Bewaffnet war er mit einem breiten Schwert und einem Dolch, seine goldene Rüstung glitzerte in der Sonne, die durch die Eisschicht schien.
    Ein halbes Lächeln verzog sein Gesicht und seine glänzende Rüstung ließ ihn wie eine Erscheinung wirken. Langsam verblasste der Regenbogen hinter ihm.
    »Hallo, Vetter und Cousinchen!«, sagte er. »Hier ist Onkel Helva.«
    Egil sagte heiser: »Helva Gullkin, Mylord, habt Erbarmen.«
    Mein Mantel wellte und sträubte sich auf meinen Schultern. Die Augen auf Emmas Tuch blickten unbewegt.
    »Und warum solltet ihr Erbarmen nötig haben?«, sagte Gullkin sanft. Seine Stimme war heiser, als hätte er lange Zeit geschrien.
    Egil, der offensichtlich große Angst hatte, versuchte zu lächeln.
    »Ganz recht, wir sind sowieso nur Wanderer …«
    »Das glaube ich dir.«
    »Wir strolchen nur so durch die Gegend.«
    »Ja, ja«, sagte Gullkin und zog plötzlich sein goldenes Schwert. Die im Griff eingelassenen Smaragde, Diamanten und Rubine zuckten wie Blitze. Die Kraft dieses Schwertes ließ die Luft vibrieren und seine Klinge schimmerte in einem blauen Licht.
    »Ihr seid Wanderer, die nur so durch die Gegend strolchen«, wiederholte er. »Wanderer auf dem Weg zum Thron von Langjoskull, Wanderer, die an der Spitze einer Rebellion marschieren.«
    Wie auf ein Stichwort verdichtete sich der Möwenschwarm über unseren Köpfen, fast ohne einen Flügelschlag kreisten die Vögel und starrten bedrohlich schweigend auf uns herab. Die Massenbewegung in der Luft ließ jetzt einen heftigen Wirbelwind entstehen.
    »Lord Gullkin, Ihr müsst mit meinem Großvater sprechen«, stotterte Egil.
    Gullkin musterte Emma und mich, ruckte dabei mit dem Kopf, neigte ihn mal nach links, mal nach rechts und betrachtete uns wie ein neugieriger Vogel. Unerwartet ließ er sein Schwert zischend durch die Luft sausen.
    »Du meinst deinen Großvater, den König der Verschwörung«, sagte er.
    »Bitte …«
    »Diese Kinder hier«, herrschte Gullkin ihn an. »Diese niedlichen Kinder sind … Menschen ! Ich rieche Menschen. Ich schmecke Menschen.«
    Plötzlich klappte er den Mund auf und zu, als wollte er in die Luft beißen, dann verzerrten sich seine Nase und sein Mund zu einem spitzen Möwenschnabel. Er kreischte aus voller Kehle, und das war ein so grässlicher Laut, dass die Erde bebte; für einen Augenblick konnte ich die Dinge ringsum nur verwackelt sehen.
    Bis das Echo dieses Schreis erstarb, dauerte es eine Weile. Die Möwen kreisten jetzt so dicht über unseren Köpfen, dass wir die Luftbewegung ihrer Schwingen spüren konnten.
    »Ja, Ihr habt ganz recht«, sagte Emma plötzlich. »Wir sind Menschen. Aber wir sind auch Fel.«
    Erstaunt über ihren Mut drehte sich Egil zu ihr um. Auch ich war verblüfft. Emma sah zu Gullkin auf, der hoch über ihr aufragte. Er ruckte mit dem Kopf.
    »Du wagst es, mich anzusprechen, du menschlicher Affe?«
    »Ich bin kein Affe!«
    »Du riechst wie ein Affe und du siehst aus wie einer«, knurrte Gullkin. Plötzlich spürte ich helle Wut in mir aufsteigen und wie eine Welle in mein Schwert schießen. Es hing jetzt lang an meiner Hüfte.
    »Weder ist sie ein Affe noch bin ich einer!«, rief ich. Egil rang die Hände und trat einen Schritt auf Gullkin zu.
    »Bitte, Lord Gullkin, es gibt ein Gesetz«, sagte er. »Ihr kennt das Gesetz. Ihr müsst es achten. Wenn es zwischen Euch und diesen Kindern zum Kampf kommen soll, dann muss das am Schwurtag der Eide geschehen …«
    Wieder stieß Gullkin einen unerwarteten Schrei aus, dieses Mal so heftig, dass ein Sturm aufkam, der Egil, Emma und mich umwarf. Wir fielen in den Matsch. Gullkin schnitt mit seinem Schwert ein Rhombuszeichen in die Luft, dann kam er heran und baute sich

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