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Das Vermächtnis von Thrandor - Der Pfad der Jägerin

Das Vermächtnis von Thrandor - Der Pfad der Jägerin

Titel: Das Vermächtnis von Thrandor - Der Pfad der Jägerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Robson
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auf Gedd wartete. Doch nichts geschah, und schließlich tauchte Gedd, scheinbar aus dem Nichts, wieder auf.
    »Wenn jemand in der Nähe lauert«, sagte er nachdenklich, »dann beherrscht er die Kunst des Jagens mindestens so gut wie ich. Im Dunkeln ist nichts zu erkennen. Mir wäre es lieb, wenn wir uns gleich bei Tagesanbruch auf den Weg machen. Für alle Fälle halten wir besser Wache. Leg dich hin und nimm eine Mütze Schlaf. Ich wecke dich dann in ein paar Stunden. Hier, nimm dir einen heißen Stein.«
    Gedd schlug einen der runden Steine, die er neben dem Feuer erwärmt hatte, in ein altes Stück Stoff und reichte ihn Jenna. Jenna bedankte sich und mummelte sich in ihre Decke ein, die Füße an den warmen Stein gelegt. Ehe sie einschlief, war ihr letzter Gedanke, dass sie auf diese Idee schon lange hätte kommen können.
    Gedd weckte sie zwar wie versprochen, doch Jenna vermutete, dass es nur noch wenige Stunden bis zum Morgen waren. Er bat sie, ihn bei Anbruch der Dämmerung zu wecken, und legte sich schlafen. Jenna saß, die Decke um die Schultern, am Feuer und legte immer wieder Holz
nach, bis die Vögel des Waldes die aufgehende Sonne im Osten begrüßten.
    Nach einem eiligen Frühstück, das aus einem Becher Dahl und einem Stück Brot bestand, brachen die beiden das Lager ab und marschierten wortlos weiter durch den Wald, jeder innerlich völlig auf sein Ziel konzentriert.
    Jenna ging an diesem Morgen voran, machte hin und wieder halt, um den silbernen Talisman zu befragen, und achtete sorgfältig darauf, dass der Pfeil auf ihrer Haut lag, wenn sie ihn nicht benutzte. Fehler konnte sie sich nicht mehr leisten.
    Auf Eichen folgten Ulmen, dann hochgewachsene Kiefern und wieder Eichen. Hin und wieder trafen sie in dem Meer von Kiefern auf einzelne Buchen oder Ebereschen, manchmal überragte ein einzelner Riesenschwarzholzbaum den Wald. Der Natur schien die Ordnung und die Verteilung der Baumarten gleichgültig zu sein, und Jenna fand es beunruhigend, dass sich die Umgebung von einer Minute auf die andere dermaßen krass verändern konnte.
    Am Vormittag fiel Jenna auf, dass deutlich weniger Wild zu sehen und zu hören war. Hatten sie zuvor hin und wieder einen Hasen oder ein Kaninchen durch den Wald huschen, eine aufgestörte Taube aufflattern oder einen Hirsch davongaloppieren hören, herrschte nun Stille. Kein Vogelgesang, kein pickender Specht, keine raschelnde Maus – nichts. Bis auf das Knarren der Äste in den Baumwipfeln, die sanft in der Brise hin und her wogten, war alles still.
    Als Jenna wieder einmal den silbernen Pfeil überprüfte, legte ihr Gedd die Hand auf die Schulter. Sie schrak zusammen. Er legte den Finger auf die Lippen und flüsterte ihr ins Ohr: »Über den Bach und dann den Abhang hinauf. Der Turm steht oben auf der Anhöhe in einer kleinen Lichtung, etwa vierhundert Schritt vom Wasser entfernt.«

    Jenna nickte und ging weiter zu dem Wasserlauf, der sich in dem kleinen Tal einen Weg durch den Fels gebahnt hatte und über die Steine plätscherte. Vorsichtig, um auf dem glitschigen Untergrund nicht auszurutschen, überquerten sie den Bach und krochen am anderen Ufer auf allen vieren die Böschung hinauf.
    Oben angekommen gab Jenna Gedd ein Zeichen, dass sie ihren Rucksack abnehmen wolle. Er nickte zustimmend und stellte auch seinen an den Stamm einer großen Eiche. Jenna zog behutsam den Pfeil mit der Dämonstodspitze aus dem Köcher und legte ihn ein. Ein Blick auf Gedd zeigte ihr, dass er ähnlich bewaffnet war.
    Er lächelte ihr ermutigend zu und ließ sie mit einem Handzeichen wissen, dass er die letzten Meter zum Turm vorausgehen würde.
    Vorsichtig schlichen sie durch den Wald. Der Talisman begann beim Anstieg, an Jennas Hals zu kribbeln. Sie war versucht, stehen zu bleiben und die Pfeilrichtung zu überprüfen, doch dafür hätte sie den Bogen absetzen müssen. So verließ sie sich lieber auf Gedds Erfahrung mit Dämonen und folgte ihm zu dem geheimnisvollen Turm.
    Die letzten etwa hundertfünfzig Schritt krochen sie auf dem Bauch, dann kam das Gebäude in Sicht, in dem angeblich einst ein Hexenmeister gehaust hatte.
    Dass der Turm mittlerweile unbewohnt war, sah Jenna auf den ersten Blick. Das dichte Astwerk wild wuchernder Büsche bildete einen Ring um den Fuß des rötlichen Bauwerks. Auch der Eingang war fast vollständig zugewachsen, doch soweit Jenna erkennen konnte, war die Tür aus den Angeln gehoben, sodass der Turm zugänglich war. Das gedrungene Gebäude selbst glich

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