Das Vermächtnis von Thrandor - Die silberne Klinge
Entscheidend war nur der Kampf, der zwischen dem Thrandorier und Serrius stattfinden sollte. Vallaine hatte starke Bedenken, den Kampf durch Zauberei zugunsten des Thrandoriers zu entscheiden. Irgendwo unter dieser riesigen Menschenmenge befanden sich zwangsläufig zwei oder drei, die diese Art von Beeinflussung wahrnehmen würden. Selbst die geringste Einmischung könnte ihn verraten und so kam ein Einsatz seiner Zauberkunst auf keinen Fall infrage. Wenn er nicht gerade die kaiserliche Anordnung gab, den Kampf abzusagen, konnte Vallaine wenig tun, als einfach zu hoffen, dass der Thrandorier den Erwartungen widersprach und überlebte.
Derra drängelte sich durch die Reihe, in der Eloise wartete.
»Ist alles bereit?«, erkundigte sich Eloise besorgt.
»Scheint so«, erwiderte Derra gelassen. »Soweit ich sehen kann, ist Fesha in Position. Du solltest jetzt gehen und auf mich warten, wie wir es verabredet haben. Ganz gleich, wie es ausgeht: Ich treffe dich dann heute Abend und wir werden alle zusammen nach Hause gehen.«
»Ich hoffe doch … unser Freund wird auch kommen«, äußerte Eloise vorsichtig.
»Das hoffe ich auch«, pflichtete Derra ihr bei. »Und jetzt geh«, befahl sie mit lauter Stimme. »Danke, dass du mir den Platz freigehalten hast. Ich erzähle dir dann später, wie es ausgegangen ist.«
In Übereinstimmung mit ihrer neuesten Tarnung neigte Eloise den Kopf als Zeichen der Ergebenheit gegenüber ihrer Herrin und begann, sich dann auf dem gleichen Weg durch die Menge zu drängeln, den Derra vorher genommen hatte. Derra sah ihr eine Weile nach und stellte amüsiert fest, dass die Männer kaum etwas dagegen hatten, dass sich Eloise an
ihnen vorbeischob, während die Damen wenig amüsiert schienen. Schönheit war wohl doch ein zweischneidiges Schwert.
Derra sah nach unten in die Arena. Dort beharkten sich zwei Kämpfer schon seit geraumer Zeit mit großen Breitschwertern. Es war ein brutaler, aber schleppender Kampf und die Menge nahm kaum Notiz. Alle warteten nur auf eine Begegnung: Serrius gegen Bek. Als immer mehr Zeit verging und der Kampf, auf den die Menge so gespannt war, immer noch nicht beginnen wollte, wurden die Leute ungeduldig. Garvin hatte das Programm so aufgestellt, dass er die Menge bis zum Schluss um ihr letztes Geld erleichtern konnte, und wer wollte es ihm verübeln? Der Kampfleiter würde eine Menschenansammlung wie diese so schnell nicht wieder erleben.
Derra klatschte abwesend, als einer der Männer seinen Gegner schließlich in die Knie zwang. Die Mission, auf die sie sich mit Calvyn und den anderen beiden begeben hatte, wäre vielleicht erfolgreich verlaufen, wenn Calvyn nicht nach Terilla abberufen worden wäre. Fesha, Eloise und sie hatten ihr Bestes gegeben, auch ohne Calvyn und seine Fähigkeiten in Magie und Zauberei, aber sie waren zu spät gekommen, um Jez zu retten. Dieser letzte Versuch zur Befreiung Beks hing gänzlich davon ab, ob er den heutigen Kampf überlebte. Es hatte keinen Sinn, ihn vorher herausholen zu wollen, denn er hatte unmissverständlich klargemacht, dass er nicht mit ihnen kommen würde. Vergeltung für Jez’ Tod war das Einzige, was Bek im Moment antrieb, und obwohl Derra sein Handeln missbilligte, konnte sie es nicht verhindern. Im Stillen hatte Derra sich geschworen, dem jungen Korporal, falls er überlebte und zur Burg Keevan zurückkehrte, eine Standpauke zu halten, die sich gewaschen hatte.
»Es hängt jetzt alles von dir ab, Bek«, flüsterte sie. »Lass unsere Mühen nicht sinnlos sein, indem du dich töten lässt.«
»Denk dran, Bek: Lass dich nicht dazu verführen, das zweite Schwert zu früh zu ziehen. Das wäre dein Todesurteil. Serrius zieht sein zweites Schwert erst, wenn du es tust. Das ist so seine Art. Er wird sowieso nicht wenig überrascht sein, dass du eine zweite Waffe trägst. Das musst du als Druckmittel einsetzen. Nutze die Unsicherheiten, die du in ihm hervorrufen kannst.«
»Mach dir keine Sorgen, Hammar. Ich sorge dafür, dass dieser Kommandant dich vollständig ausbezahlt. Wir haben den Kampf doch schon hundertmal durchbesprochen. Ich bin so bereit, wie ich es nur sein kann«, antwortete Bek und schenkte dem Waffenmeister ein grimmig entschlossenes Lächeln.
»Vergiss das Gold, Bek. Der Kommandant ist kurz nach deinem letzten Kampf gestorben. Von dem bekomme ich kein Geld mehr. Es heißt, er wurde ermordet. Ich nehme an, er hat an zu vielen Fäden zugleich gezogen.«
Bek riss erstaunt die Augen auf. »Aber wenn
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