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Das Vermächtnis von Thrandor - Die silberne Klinge

Das Vermächtnis von Thrandor - Die silberne Klinge

Titel: Das Vermächtnis von Thrandor - Die silberne Klinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Robson
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mit einem abgeflachten Oval, in das ein geschlossenes Auge eingraviert war.
    Vallaine seufzte und kratzte sich nachdenklich am Hinterkopf, während er den Ring betrachtete. Er setzte viel aufs Spiel, wenn er den Ring dem Thrandorier gab, denn ohne ihn würde Vallaine verletzlicher sein denn je. Allein der Gedanke ließ ihn erschaudern. Der Ring hatte Vallaine schon unzählige Male das Leben gerettet, denn viele Zauberer hatten seine Macht als Hoher Lord des Inneren Auges begehrt und versucht, ihn mit Mitteln der Zauberei zu beseitigen. Doch jeder dieser Versuche war gescheitert und mit jedem Scheitern war Vallaines Ansehen als jemand, den die Kraft des Geistes unantastbar machte, gestiegen. Die Wahrheit war, dass der Ring seinen Träger vor Angriffen durch Zauberei warnte. Wer den Schmuck warum und wie gefertigt hatte, war ein im Nebel der Zeit versunkenes Rätsel, aber Vallaine hatte schon als junger Mann von der Macht des Rings erfahren. Sobald er sein Geheimnis entdeckt hatte, war es nur eine Frage der Zeit gewesen, bis Vallaine die ideale Gelegenheit gefunden hatte, den entscheidenden Verrat zu begehen. Schließlich gab es mehr als eine Möglichkeit, an die Macht zu gelangen.
    Während all dieser Jahre hatte sich der Ring als unschätzbar wertvolle Verteidigung gegen die anderen Zauberlords erwiesen, denn auch sie waren dem Verrat mehr als zugeneigt. Überraschungsangriffe auf Vallaine hatten seine Feinde nur der unmittelbaren Vergeltung preisgegeben. Einige hatte Vallaine ermordet, um ein Exempel zu statuieren. Alle anderen hatte er mental niedergeschmettert und keinen Zweifel
daran gelassen, dass er sie ganz einfach hätte töten können, wenn er es nur gewollt hätte.
    »Eine schwierige Entscheidung«, murmelte Vallaine vor sich hin. »Wenn ich den Thrandorier ohne den Ring gegen Shanier aussende, führe ich ihn wie ein Lamm zur Schlachtbank. Wenn ich ihn mit dem Ring losschicke, wird Shanier wahrscheinlich sterben, bevor er noch merkt, dass Zauberei nutzlos ist. Doch ohne den Ring bin ich selbst nicht mehr gegen Angriffe durch Zauberei gewappnet. Was soll ich also tun?«
    Je länger Vallaine darüber nachdachte, desto überzeugter wurde er, dass es am besten wäre, dem Kämpfer den Ring anzuvertrauen. Schließlich war er nicht mehr von Zauberlords umgeben, die nach seiner Macht trachteten – er befand sich im kaiserlichen Palast. Zwar war er auch hier vielen Gefahren ausgesetzt, doch die Bedrohung durch einen Angriff eines Zauberlords war relativ gering. Es war das Risiko wert. Wenn Shaniers Kopf erst auf einem Pfahl steckte, würde es viel leichter sein, das shandesische Volk davon zu überzeugen, dass ihr Herrscher alles unter Kontrolle hatte. Vallaine hatte zudem der Armee befohlen, sich während der nächsten Wochen in Shandrim zu sammeln. Die Bevölkerung sollte merken, dass es dem Kaiser ernst war. Vallaine wusste, dass er die gewaltigen Verluste in Thrandor nicht ignorieren konnte, und hatte sich deshalb entschieden, den Leuten durch eine gewaltige Machtdemonstration zu zeigen, dass er Vergeltung üben würde.
    Die Unruhe innerhalb der Bevölkerung sollte durch eine Zurschaustellung der kaiserlichen Schlagkraft gedämpft werden. Wenn dies nicht gelingen sollte, hatte Vallaine noch ein letztes Mittel in der Hand, womit er die Massen zähmen könnte: die Einberufung. Wenn nichts anderes die hitzigen Gemüter kühlte, würde Vallaine sämtliche einigermaßen tauglichen Männer einberufen und sie gegen jemand anderen
als den eigenen Kaiser kämpfen lassen. Eine drastische Maßnahme, doch Vallaine bezweifelte nicht, dass sie sich im Notfall als äußerst wirksam erweisen würde.
    Nachdem er nun beschlossen hatte, dem Thrandorier seinen Ring zu überlassen, lachte er hämisch in sich hinein. Zuerst würde er dem Kämpfer den Zwang einpflanzen, Shanier ausfindig zu machen und zu töten, dann würde er ihm den Ring geben. Auf diese Weise wäre niemand in der Lage, den Zwang aus seinem Geist zu löschen, denn der Thrandorier wäre durch das Schmuckstück vor Zauberei geschützt. Wie ein Pfeil würde der Kämpfer mit solcher Gewalt auf sein Ziel zusteuern, dass er durch Schild und Rüstung mitten ins Herz des Feindes träfe. Vallaine musste den Thrandorier also nur nach seinem nächsten Kampf in die kaiserliche Loge bitten.
    Während der letzten Spiele hatte sich das Gerücht verbreitet, ein Kämpfer namens Serrius habe den Thrandorier herausgefordert und wolle bei der nächsten Gelegenheit gegen ihn antreten.

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