Das Vermächtnis von Thrandor - Die silberne Klinge
vielleicht etwas dünner, als man es gewohnt ist, aber … nun gut, ich denke, er könnte den Zuschauern Abwechslung bieten. Er wurde heute Morgen verletzt, oder?«
»Ja, Herr. Aber ich weiß nicht, wie schwer. Ich habe nichts von ihm gehört, seit er die Arena verlassen hat.«
»Nun gut«, erklärte Garvin entschieden. »Chanis, geh und finde heraus, wie es dem Thrandorier geht … wie lautet sein Name?«
»Jez, Herr«, gab Bek eifrig Auskunft.
»Jez? Habt ihr Thrandorier denn gar keine interessanten Namen?« Garvin schüttelte missbilligend den Kopf. »Aber was soll’s, Namen kann man leicht ändern. Chanis, such mir diesen Jez. Wenn er nicht verstümmelt wurde, kannst du ihn in die Unterkünfte der Anfänger bringen. Und du, Maasich, begleitest Bek in den gesicherten Bereich und sorgst dafür, dass er eine Trainingsausrüstung erhält. Er soll noch heute Abend mit den anderen trainieren.«
Die beiden edel gekleideten Männer verbeugten sich vor Garvin und setzten sich sogleich in Bewegung, um ihren jeweiligen Auftrag auszuführen. Bek wurde fortgeführt, als die Menge gerade begann, die beiden nächsten Kämpfer anzufeuern, die in diesem Moment die Arena betraten.
Maasich war der Mann, der Bek vor einer Flucht gewarnt
hatte. Als sie nun über die Treppen ins Innere der Kampfstätte zurückkehrten, sprach er ganz offen mit seinem neuen Kollegen.
»Ich habe von deinen Kämpfen gehört. Ich war zwar nicht unter den Zuschauern, aber danach, was mir berichtet wurde, hast du Barrock sehr schnell überwältigt. Ich bin beeindruckt. Er war ein guter Kämpfer«, erklärte er offen lächelnd.
»Nun, er mag gut gewesen sein, aber er war auch sehr überzeugt von sich«, antwortete Bek bescheiden. »Es war im Grunde genommen kein richtiger Kampf. Er hat nicht damit gerechnet, auf einen Gefangenen zu treffen, der weiß, wie man mit einem Schwert umgeht. Ich habe ihn anfangs getäuscht, und das hat gereicht, um den Kampf schnell zu beenden.«
»Aber Karoth war schon wachsamer«, fuhr Maasich begeistert fort. »Er hatte zwar noch keinen Rang, aber zum Ende der Saison wäre er bestimmt gesetzt gewesen. Er war einer der besten Neulinge und hatte schon mehrere Kämpfe gewonnen. Und du hast ihn nicht nur besiegt, sondern auch getötet. Mit einem Kurzschwert wohlgemerkt. Du kannst sagen, was du willst, aber alle, die dich in der Arena gesehen haben, waren beeindruckt. Da gehst du ohne einen Kratzer aus zwei Kämpfen gegen gute Männer hervor und du hattest keine Rüstung und nur ein Kurzschwert! So etwas ist hier noch nie vorgekommen … außer man heißt Serrius.«
»Ich hab von ihm gehört. Alle scheinen großen Respekt vor ihm zu haben. Ist er wirklich so gut, wie alle sagen?«
Maasichs Miene sprach eine eindeutige Sprache und er nickte.
»Wahrscheinlich besser«, erklärte er. »An ihn reicht keiner heran. Außerdem wollen sich die, die vielleicht eine Chance hätten, ihn zu besiegen, nicht auf einen Kampf einlassen.«
»Warum denn nicht?«, fragte Bek erstaunt.
»Weil er keinem, der gegen ihn antritt, eine zweite Chance
gibt. Serrius stößt erst zu, wenn er einen tödlichen Stich setzen kann. Er lässt bewusst Gelegenheiten verstreichen, die den Kampf beenden könnten, und wartet lieber, bis er seinen Gegner töten kann. Niemand hat bisher eine Begegnung mit ihm überlebt – er hat jeden Mann umgebracht, der ihm in der Arena gegenübergestanden hat. Das sorgt dafür, dass niemand mehr gegen ihn antreten will.«
»Verständlich. Ich habe von den fünf gehört, die er vor ein paar Wochen erledigt hat. Ich habe gesehen, wie Soldaten mitten im Getümmel einer Schlacht mehrere Gegner zurückgehalten haben, und mir ist es auch schon selbst gelungen – aber auf einem leeren Kampfplatz! Er muss sehr schnell sein.«
Maasich blickte ins Leere und gab zunächst keine Antwort.
»Du kannst dir das nicht vorstellen«, hauchte er dann. »Der Mann ist schneller als eine zuschnappende Schlange. Kein Gedanke daran, sich ihm entgegenzustellen.«
Bek entschied, dass er vorerst genug über diesen Serrius erfahren hatte. Da er keinerlei Absichten hegte, gegen irgendjemanden anzutreten, gegen den er nicht kämpfen musste, machte Bek sich lieber daran herauszufinden, ob Maasich auch was andere Dinge betraf so bereitwillig Auskunft gab wie über Serrius. Er war an allen Informationen interessiert, die ihm für einen Fluchtversuch von Nutzen sein könnten. Jeder Hinweis auf den Grundriss der Kampfstätte war von Bedeutung, und Bek
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