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Das verplante Paradies

Das verplante Paradies

Titel: Das verplante Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tate
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Endgültigkeit des Mädchens erwischte Charlie, als er gerade nicht auf der Hut war. Damit hatte sie gerechnet. Gleich als er sich mit seiner unmotivierten Entschuldigung an ihren Tisch gesetzt hatte, ja schon als sie seine außergewöhnliche Anwesenheit in der Bar bemerkt hatte, war ihr bewußt geworden, daß etwas im Gange war. Der Mann versuchte, sich ihrer zu bedienen. Sie wunderte sich, daß sie nicht beleidigt war. Im Prinzip war sie es auch. Aber weil der Übeltäter ihr weniger als nichts bedeutete, konnte sie sich völlig gelassen zurücklehnen und die Situation mit klinischer Objektivität betrachten.
    „Sie haben sich gefragt, ob Simeon nicht eine Lösung wüßte“, sagte sie langsam, wobei sie die Wirkung jedes einzelnen Wortes auf den Mann genau studierte. „Charlie Haldane, Sie sind eine echte Rarität. Sie haben keinerlei störende Gefühle. Sie lieben keinen außer sich selbst. Sie sind ein Überlebender der alten Natur – wie ich Sie beneide!“
    Charlie senkte den Blick auf den Tisch, unfähig, in ihre offenen grünen Augen zu blicken. „Sie haben es die ganze Zeit gewußt“, sagte er, als wäre er reingelegt worden.
    „Das ist auch wieder typisch. Charlie, Sie sind so durchsichtig wie Fensterglas. Kein Wunder, daß Sie Angst haben vor dem Intellekt. Jeder, der nicht völlig in seiner eigenen kleinen Welt lebt, oder tot ist oberhalb des Halses, durchschaut Sie sofort.“
    „O. K. Ich bin also eine Laus. Ich gebe es zu.“
    „Ja, aber Sie sagen das so, als ob Sie andeuten wollten, ich hätte kein Recht, das zu denken, geschweige denn zu sagen. Ich werde tun, worum Sie mich bitten, Charlie. Aber denken Sie nicht, Sie hätten mich da hineingelockt. Simeon kommt morgen nachmittag hierher. Er wird Ihr Problem kennen. Er wird nicht wissen, wie Sie an ihn herankommen wollten. Nicht, daß es ihn stören würde, wenn er wüßte, daß Sie mich benutzen wollten … Aber aus Respekt vor Ihrer Rasse, Charlie Haldane, werde ich Ihre Methoden verschweigen.“
    Julie leerte ihr Glas.
    „Jetzt könnten Sie mich wenigstens zu einem Drink einladen.“
     
    Als Julie auf das Kliff zurückkehrte, schwiegen sie wieder. Den ganzen Tag über und die meisten Nächte hindurch wanderte sie durch Playa 9 und überlegte, wie sie Simeons dunkle, verleugnete Gefühle für sich nutzen könnte. Es mußte einen Weg geben, ihn zu erreichen. Der Mann konnte doch nicht völlig in seinem eigenen persönlichen Dschungel verloren sein.
    Die vage Möglichkeit einer bescheidenen Zuneigung gab ihr Hoffnung. Da war die Art und Weise, in der er sie vor dem Spektakel am Strand – beschützt? – hatte. Da war auch jetzt diese Ruhelosigkeit bei ihm, die erst aufzuhören schien, wenn er ihre Gegenwart bemerkte.
    Dennoch saßen sie schweigend. Simeon konnte sich nicht vorstellen, daß sie ihm irgend etwas zu sagen hätte, und er selbst war stumm, weil er sich schämte, ihr nichts Wichtiges zu sagen zu haben.
    Grundsätzlich war er schüchtern. Von Anfang an hatte er immer versucht, sich vorher zu überlegen, was er zu den Mädchen sagen würde, die er kannte. Die meisten erwarteten von ihm, daß er die Unterhaltung führte – und durch diese Erwartung verschlimmerten sie seinen Zustand noch. Irrigerweise versuchte er daraufhin, allem was er sagte, besondere Bedeutung zu geben, mit dem Ergebnis, daß er nichts mehr fand, was der Rede wert war. Anstelle von Konversation hatte er nur Schweigen zu bieten. Er machte sich keineswegs klar, daß Frauen, die einem normalen Gespräch keinerlei Bedeutung beigemessen hätten, in sein Schweigen umfassende und schwerwiegende Inhalte hineinlasen.
    Daher saßen sie schweigend. Aber irgend etwas mußte ihn ursprünglich doch angezogen haben, dachte Julie immer wieder. Ihre erste Begegnung war orthodox genug gewesen – zwei Menschen in der Bibliothek, ein Blickwechsel, der unbestimmte Wunsch, noch mehr zu wissen, und dann der Beginn einer chemischen (nicht physikalischen) Reaktion.
    Aber als Simeon bemerkte, daß sein Interesse erwi dert wurde, wurde er nachdenklich und zurückhaltend – als ob ein engeres Verhältnis ein Problem darstellte.
    Und so war es auch. Simeon, den die Aussicht auf eine echte Bindung zunächst fasziniert hatte, war inzwischen von den Ereignissen überrollt worden.
    Die Berichte über das Gelatine-Meer hatten ihn aus seinem ländlichen Universitätsstädtchen in Illinois, wo die Menschen und die Bücher gemeinsam Staub ansetzten, geradezu aufgestöbert.
    Etwas völlig

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