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Das verplante Paradies

Das verplante Paradies

Titel: Das verplante Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tate
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Getränk. Ich habe es auch schon getrunken“, sagte Zak.
    „Ja. Sie lebt da oben auf dem Kliff mit diesem Mann. Ich meine, sie lebt mit ihm. Das ist alles.“
    „Nichts … äh …“ Henny spreizte seine rechte Hand und drehte sie im Gelenk.
    „Nein, Das ist es eben, was ich nicht verstehe. Soweit ich verstanden habe, interessiert er sich ausschließlich für seine Schaukel.“
    „Seine was ?“
    „Seine Schaukel. So ein Ding für Kinder …“
    „Ach so, eine Schaukel.“
    „Ja. Er sitzt den ganzen Tag darauf und redet.“
    „Mit sich selbst?“
    „Nein. Er hat einen Haufen Studenten da oben, die ihm zuhören. Ich bin selber noch nie dagewesen. Ich werde diese Leute sowieso nie begreifen. Wenn ich richtig verstanden habe, was sie erzählen, wenn sie herunterkommen, dann verkündet er etwas.“
    „Was denn?“
    „Du meine Güte, habe ich es Ihnen nicht gesagt? Ich weiß es nicht!“
    „Na ja …“ Henny schwankte ein wenig auf seinem Barhocker.
    „Erzählt er ihnen Geschichten?“ mischte Zak sich ein. „Hält er Predigten?“
    „Ich weiß nur, daß sie darüber reden, wenn sie zu rückkommen. Ich glaube, es war da vom Meer die Re de. Deshalb habe ich –“
    „Und das Mädchen?“ Henny wies auf Joes leeres Glas, um die Tatsache zu verdecken, daß er ihn nicht hatte ausreden lassen. Joe schenkte sich nach.
    Hinter ihnen öffnete sich die Tür. Sie wandten sich um.
    Das Mädchen, das hereintrat, war schlank, und ihr Haar hing lose um die Schultern. Da sie im Gegenlicht stand, war ihr Gesicht nicht gleich zu erkennen. Aber in ihrem federleichten Gang lag eine Faszination, die ihre Blicke weit über das Maß von höflicher Neugier hinaus festhielt. Dennoch ertrug sie ihre Blicke, ohne sichtbar Notiz davon zu nehmen. Sie sprach nur mit Joe, und auch da nur zwei Worte: „Apfelsaft, bitte.“
    Absichtlich blieb sie zwischen dem großen Fenster und der Theke stehen. Auf diese Weise konnte sie die Männer betrachten, während ihr eigenes Gesicht noch im Schatten lag. Was sie sah, erregte nur geringes Interesse bei ihr, obwohl sie die neuen Gesichter von der Versammlung her kannte. Nachdem sie ihr Glas in Empfang genommen hatte, setzte sie sich an einen Tisch im hinteren Teil der Bar.
    „Tja“, sagte Zak. „Es ist schon ein nettes Plätzchen, um hier seine Ferien zu verbringen.“
    Henny spielte sofort mit. „Was machen die Leute denn hier so … wenn man von den anstrengenden Freuden des größten Rummelplatzes zwischen Frisco und Mexico City einmal absieht? Gibt es irgendwelche historischen Sehenswürdigkeiten?“
    „Sehenswürdigkeiten“, sagte Joe. „Das sind doch solche alten Sachen. Playa 9 ist gerade erst ein Jahr alt …“
    „Ein kreischender Säugling“, sagte Henny. „Aber irgendwelche Folklore müßte sich hier doch entwickeln.“
    Joe zog sich zu seinen Gläsern zurück. Er hatte die entscheidende Wendung in der Unterhaltung erkannt und war beleidigt, daß sein eigener Wert so kurzlebig gewesen war.
    „Vielleicht weiß die Dame …“ sagte Zak. Henny, der mit dem Rücken zu Julie saß, blinzelte zustimmend.
    „Geben Sie uns noch ein Bier, Joe“, sagte Zak. „Ach, und Ihr Glas ist ja auch schon wieder leer.“
    Mit seinem Glas in der Hand schwang sich Zak von seinem Hocker herunter und ging in den hinteren Teil der Bar. Henny folgte ihm.
    Schulter an Schulter blieben sie vor dem Mädchen stehen. Sie warteten. Das Mädchen schien völlig in den Anblick der kleinen Dampfschwaden vertieft, die vor ihrem heißen Apfelsaft aufstiegen. Zak hustete. Sie seufzte und lehnte sich zurück. „Was erwarten Sie? Was soll ich sagen?“ fragte sie leise. „Setzen Sie sich.“
    „Sie haben nichts dagegen?“
    „Würde Ihnen das was ausmachen?“
    Henny verlagerte sein Gewicht. „Ich glaube, wir sind Ihnen die Versicherung schuldig, daß wir beide außerordentlich respektable Männer und über jeden Verdacht erhaben sind. Wir möchten uns lediglich nach dem örtlichen Brauchtum erkundigen. Wenn Sie glauben, uns beraten zu können, ohne eine Indiskretion begehen zu müssen, wären wir Ihnen außerordentlich verbunden.“
    „Tatsache?“ Das Mädchen nickte zu den zwei Plät zen ihr gegenüber. „Sie dürfen mich anschauen, und ich sehe Sie an.“
    Henny und Zak sahen grüne Augen, traurig und tief, und ein Gesicht, das bleich gewesen wäre, wenn nicht eine leichte Bräune darüber gelegen hätte, die freilich eher dem Zufall als irgendeiner besonderen Pflege zuzuschreiben war. Das Haar war

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