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Das verplante Paradies

Das verplante Paradies

Titel: Das verplante Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tate
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Halbdunkel schien es ihm, als ob sie am Rande des Wassers tanzte, als ob sie sich mit ausgestreckten Armen in einem Schleier vor und zurückbewegte.
    Ein Schleier hätte sich in der unbewegten Luft über dem Sand freilich kaum gerührt. Als er näher kam, erkannte er, daß sie lediglich mit dem Fuß ein paar Wellen machte.
    „Einen Augenblick lang habe ich geglaubt, Sie tanzen“, gestand er.
    „Einen Augenblick lang war es auch fast so. Die Schatten sorgen für die Choreographie, wissen Sie.“
    Henny kniete sich hin und schöpfte etwas Wasser in seinen Händen. „Das ist also das Zeug, worüber hier alle reden“, sagte er. Julie antwortete nicht.
    „Was ist? Habe ich etwas Falsches gesagt?“
    Julie zog den Fuß aus dem Wasser und schüttelte ihn. Die Tropfen schimmerten silbern in der Dämmerung. „Ich hatte gehofft, wir könnten vielleicht vergessen, daß die See verstümmelt ist. Selbst der fröhlichste Invalide kann einem manchmal lästig werden. Im Dunkeln sieht das Wasser doch so normal aus, daß man es fast für echt halten könnte.“
    „All right. Das Meer ist schön. Wollen wir schwimmen?“
    „Nein.“ Unerwartet nahm sie seine Hand und führte ihn am Wasser entlang. „Ich danke dir, Henny, aber es würde nicht funktionieren.“
    „Wir haben es doch gar nicht versucht.“
    „Simeon hat gesagt –“
    „Zur Hölle mit allem, was Simeon sagt. Tut er denn jemals etwas anderes? Schau, wir wollten doch etwas versuchen. Warum tun wir es nicht?“
    „Simeon hat gesagt – ich muß es dir erzählen, denn du mußt das wissen, wenn du auch nur das geringste Interesse für mich aufbringst –, er hat gesagt, unser aller Leben ist mit dem Meer verknüpft. Vielleicht sind wir nicht daraus hervorgegangen – er gibt sich mit Evolutionstheorien nicht ab –, aber wir sind alle Lemminge, hat er gesagt.“
    „Und weil das von ihm stammt, ist es die Wahrheit?“
    „Für mich schon.“
    „Dann verschwende ich hier meine Zeit.“
    „Bitte, Henny, verschwende deine Zeit für mich.“
    „Aber –“
    „Ich weiß nicht, wie ich sonst weiterleben soll.“
    Es war der unverhüllteste und einfachste Todeswunsch, den Henny je gehört hatte, und er hatte, da er mit Studenten arbeitete, die ihre Jugend als die Jahreszeit der Selbstmordversuche zu betrachten schienen, schon viele gehört.
    „Daß du so etwas sagst. Ein schönes Mädchen wie du sollte doch Gründe genug haben, um leben zu wollen. Du bist doch nicht krank.“
    „Nein. Aber manchmal wünschte ich mir, es wäre so einfach.“
    „Julie.“ Er wendete ihr Gesicht zu sich um. „Du weißt, daß es nicht gut ist, so zu reden. Ich …“ Dann wurde ihm trocken im Mund. All die Worte, die ihm so leicht über die Lippen gingen, wenn er einen seiner Studenten mit einer Hand voll Schlaftabletten vor sich hatte, schienen versiegt.
    „Wenn es etwas gibt, was trauriger ist als ein trauriges Mädchen, dann ist es ein halbfertiger Satz“, sagte Julie.
    Sie schien sich wieder etwas erholt zu haben, und die Aufhellung ihrer Stimmung wirkte sich auch auf Henny aus. „Ich glaube, ich bin bereit, meine Zeit mit dir zu verschwenden.“
    Sie küßte ihn sacht auf die Lippen. „Das dachte ich mir.“
    Und plötzlich erschien ihr Gespräch und die ganze Situation so lächerlich, daß sie beide lachten. Sie lachten immer noch, als sie die Promenade erreichten.
     
    Zak fegte wie ein Gewitter durch das Vergnügungsviertel, streifte die langsameren Passanten mit den Schultern, fletschte die Zähne und fluchte, wenn sich der Verkehrsstrom nicht vor ihm teilte und Hovercrafts und Sandwagen seinen Weg kreuzten.
    Fast hundert Mal glaubte er, Julies dunklen Kopf vor sich in der Menge zu erblicken, und jedesmal beeilte er sich, um sie einzuholen. Aber wenn es ihm gelang, fand er immer nur irgendein fremdes Mädchen, und mehr als einmal verschwand das verfolgte Objekt, bevor er es eingeholt hatte.
    Dann versiegte der Menschenstrom allmählich, und er befand sich am Rande der Stadt auf dem Weg die Küste hinunter nach Playa 8. Die vergebliche Suche hatte seine Enttäuschung gesteigert, aber obwohl er wußte, daß kaum eine Aussicht bestand, Julie zu finden, setzte er seine Suche fort, einfach, um in Bewegung zu bleiben, und immer noch in der Hoffnung, sie irgendwo zu treffen.
    Vor ihm flackerte ein müdes Neonlicht über der Tür des Yawning Room. Er beschloß, ein kaltes Bier zu trinken. Vielleicht würde sich daraus etwas ergeben, der Entschluß vielleicht, noch ein zweites zu

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