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Das verräterische Tonband

Das verräterische Tonband

Titel: Das verräterische Tonband Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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bleiben und sich von mir das
Gesicht ein bißchen bearbeiten lassen. Ich gedenke, da erstklassige Arbeit zu
leisten, Knilch — wenn ich fertig bin, werden Sie sich selber nicht
wiedererkennen .«
    Es war nicht schwierig, laut zu
stöhnen, während ich mich mühsam zum Sitzen aufrichtete, und ich blieb
weiterhin stöhnend sitzen, als ob die Anstrengung zuviel für mich gewesen sei, bis er mich hochzog.
    »Außerdem kann ich Sie ja
jederzeit zum Abkühlen ins Nasse befördern, wenn die Gesichtskosmetik beendet
ist. Nicht ?« sagte er grinsend.
    Seine Linke hielt mich
aufrecht, während er mit der Rechten ausholte, bereit, mir mit der Faust ins
Gesicht zu schlagen. Das war der Augenblick für einen Gegenstoß, und es mußte
etwas Wirkungsvolles sein, das aber in Anbetracht meines gegenwärtigen zarten
Gesundheitszustandes nicht allzuviel Kräfte erfordern
durfte. Ich bildete mit dem ersten und zweiten Finger meiner rechten Hand eine
Art Gabel und stieß sie ihm in die Augen. Selbst dann legte er mich noch herein
— er schlug trotzdem zu. Ich spürte also, wie im nächsten Augenblick mein
Gesicht explodierte, als ob jemand einen direkten Treffer mit einer
Panzergranate erzielt hätte, und ich schlitterte rückwärts über den Boden.
    Etwas prallte mir ins Kreuz und
brachte mich zu einem abrupten und schmerzlichen Halt. Ich schüttelte
verzweifelt den Kopf, und der dichte Nebel, der sich wieder vor meinen Augen
gebildet hatte, löste sich allmählich auf, jedenfalls so weit, daß ich Leroy
sehen konnte, der sich wie ein Wahnsinniger die Augen rieb und mit bösartiger,
monotoner Stimme vor sich hin fluchte. Ich hatte nicht so kräftig zugestoßen,
um ihm einen dauerhaften Schaden zuzufügen, und ich schätzte, daß er innerhalb
der nächsten paar Sekunden wieder würde sehen können. Wollte ich überleben,
mußte ich mehr tun, um Leroy zu entmutigen, und zwar schnell. Aber mit dem, was
mir an Kräften geblieben war, war zweifelhaft, ob ich mit einem fünfjährigen
Kindergartenzögling fertig geworden wäre. Es war der Rand der Bar, gegen die
ich mit dem Rücken geschleudert worden war, das wurde mir klar; und wenn es
noch eines weiteren Beweises bedurft hätte, so war da der zechende Bacchus, der
einen gewaltigen Pokal in seiner hocherhobenen rechten Hand hielt.
    Ich starrte ihn kurz an,
stellte fest, daß es sich um ein elementares Problem der Hebelwirkung handelte,
packte den Pokal mit beiden Händen und zerrte ihn mit einem Ruck abwärts. Es
gab ein kurzes Krachen, als der Arm säuberlich an der Schulter abbrach; und nun
hielt ich ihn in der Hand. Ich wechselte den Griff, so daß ich den Oberarm in
meiner Rechten hielt und blickte dann wieder zu Leroy hinüber. Er schwankte,
sich nach wie vor die Augen reibend, umher, wobei er in düsteren Einzelheiten
beschrieb, was er mit mir zu tun gedachte, wenn er nur erst einmal wieder etwas
sehen würde. Sechs bis sieben lautlose Schritte brachten mich wieder an den
Rand der in den Boden eingelassenen Badewanne. Ich wartete einen Augenblick und
sagte dann mit deutlicher Stimme: »He, Dummkopf — hierher !«
    Leroy stieß ein Knurren aus,
das einem das Blut in den Adern gerinnen ließ, und stolperte, die
rotgeränderten Augen noch fest geschlossen, wie ein Wilder auf mich zu, während
seine Arme die Luft vor ihm erwartungsvoll zerteilten. Ich trat beiseite,
streckte im richtigen Augenblick mein Bein aus, und mit einem irren
Aufkreischen versank er, den Kopf voran, in der eingelassenen Badewanne. Die
Schaumwogen verwandelten sich in einen heftig wirbelnden Mahlstrom, und dann
brach die Oberfläche plötzlich auf, als der Kopf des Ungeheuers in die Luft herausschoß . Darauf hatte ich, Bacchus’ rechten Arm hoch
über meinen Kopf erhoben, gewartet; als Leroy den Mund öffnete, um zu schreien, verpaßte ich ihm einen saftigen Schlag. Das dabei
verursachte Geräusch war eins der angenehmsten, das ich je gehört hatte; und
die Luft war noch ein paar Sekunden später von durcheinanderschwirrenden
Gipsfragmenten erfüllt. Das Ungeheuer verschwand abrupt wieder in der Tiefe.
Ich kämpfte eine Weile mit mir selber, ob ich ihn nicht einfach dort lassen
sollte, und entschied mich zögernd dagegen. Ich fischte eine Weile umher, bis
ich eine Handvoll schlaffen Haars erwischte, und zog seinen Kopf wieder über
die Oberfläche. Eine Weile prustete er Schaumbläschen aus — ein widerwärtiges
Geräusch — , aber ich dachte, er habe Glück, daß er
überhaupt noch atmen konnte. Er sah nicht

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