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Das verräterische Tonband

Das verräterische Tonband

Titel: Das verräterische Tonband Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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»Das macht die
besten Bläschen, aber es klebt hinterher irgendwie auf meiner Haut .« Ein langes schöngeformtes Bein erschien plötzlich aus
einer Schaumwolke. »Sehen Sie ?«
    Ein harscher knatternder Laut
ertönte, und ich begriff nicht gleich, daß ich das gewesen war, der tief Luft
geholt hatte. »Ja, ich sehe es«, sagte ich heiser. »Es — äh — klebt .«
    Das prachtvolle Bein verschwand
in einem kosmischen Bläschennebel. »Ich muß mich immer überall sauber fühlen,
Rick. Das ist eine Art Zwangsvorstellung. « Sie kicherte erneut. »Ich habe
überhaupt eine Menge Zwangsvorstellungen, wenn ich es mir recht überlege.
Wollen Sie was zu trinken?«
    »Es eilt nicht«, sagte ich
schnell.
    »Gleich dort drüben .« Ein ergötzlich geformter Arm tauchte auf und wies auf
eine kleine Bar, die, von einem Gipsbacchus bewacht, neben dem Bad stand. »Sie
können mir einen Rum Collins machen. Ja?«
    Ich ging gehorsam zur Bar,
wobei ich an zwei weiteren Gipsgöttern vorüberkam, und war beinahe dort
angelangt, als ich plötzlich zurückprallte. Wie konnte ich bloß so blöde
gewesen sein, dachte ich verbittert, mich in den Faberschen Trick-Palazzo locken zu lassen, damit ihr Muskelprotz mich aufs bequemste
erwischen konnte! Ich hörte ihr schrilles Gelächter so ziemlich im selben
Augenblick, als ich realisierte, daß der splitterfasernackte Leroy sich nicht
auf mich stürzen würde, jedenfalls nicht, solange er aus Gips bestand. Da stand
er, starrte bösartig ins Leere, und eine Blumengirlande wand sich um seinen
Kopf.
    »Er ist süß, nicht ?« Susanne Faber kicherte beglückt.
    Ich glotzte noch einen
Augenblick auf die Statue und stellte dann die nächstliegende Frage: »Wieso hat
er einen Pferdeschwanz? Ich meine, er ist zwar in der Tat ein Pferd... Äh, ich
glaube, das ist ein bißchen zu deutlich .«
    »Angeblich stellt er Silen
dar«, antwortete sie beiläufig. »Das war ein Satyr, der Sohn Pans. Ich fand, es paßte gut auf Leroy .«
    Ich starrte sie verdutzt an.
Susanne Faber und griechische Mythologie paßten nicht allzugut zusammen. »Wieso kennen Sie sich eigentlich
in diesem ganzen Zeug so gut aus ?« brummte ich.
    »Ich war einmal mit Louis Kardoss verheiratet, vergessen Sie das nicht«, sagte sie
selbstzufrieden. »Er hatte damals eben seine Homerische Symphonie beendet, und er war von diesem Quatsch
mit den griechischen Göttern ganz erfüllt. Er pflegte mich nachts wachzuhalten,
indem er fortgesetzt von diesem verrückten Pack redete. Uff — haben die damals
ihr Dasein genossen! Wissen Sie was? Als Mädchen konnte man sich damals nicht
einmal darauf verlassen, daß man vor einem Schwan sicher war !«
    »So was !« murmelte ich.
    »Wie steht es nun mit dem Drink ?« sagte sie.
    Ich trat hinter die Bar, fand
die notwendigen Ingredienzien für ihren Rum Collins und goß mir selber einen
Bourbon auf Eis ein, während ich mir vage der plätschernden Geräusche neben mir
bewußt wurde. Dann blickte ich auf und sah, daß die Venus dem Meer entstiegen
war. Eine nackte, schaumtropfende Susanne Faber patschte barfüßig und gelassen
über den schwarzen Mosaikboden auf mich zu, als wäre ich ihre Schwester oder
etwas Ähnliches. Ich trank den Bourbon auf einen Zug leer, ohne es auch nur zu
bemerken — nach der Theorie, Feuer mit Gegenfeuer zu bekämpfen, aber nicht
einmal der ausgezeichnete Whisky hatte die geringste Chance, das in mir
lodernde Flammenmeer zu löschen.
    Im Augenblick stellte sie das
Äußerste an lebendigem Sex dar — alles glitt und wippte in perfekt aufeinander
abgestimmter Harmonie. Ihre vollen Brüste hüpften sachte im Rhythmus mit den
Bewegungen ihrer prachtvoll geformten Beine, und ihre Hüften bewegten sich
sinnlich zu der lautlosen Flötenmusik, die ein unsichtbarer Pan spielte. Sie
trat an die Bar, nahm ihr Glas und brach in krampfhaftes Gekicher aus.
    »Was haben Sie denn gedacht —
daß ich eine Meerjungfrau oder so was bin ?«
    Ich war im Augenblick unfähig,
etwas zu sagen, und so goß ich mir mit zitternder Hand erneut Bourbon in mein
leeres Glas.
    »Sie sehen aus, als ob Sie ein
Gespenst gesehen hätten .« Sie kicherte erneut. »Warum
gehen Sie nicht dort hinein«, sie wies auf das Hochzeitszimmer, »und warten,
während ich mich abtrockne und etwas anziehe ?«
    Es war eigentlich eine
läppische Frage, aber irgendwie fiel mir kein stichhaltiges Gegenargument ein. Als
nächstes befand ich mich wieder im Hochzeitszimmer und starrte benommen auf das
Prunkbett, ein Glas fest in

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