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Das verräterische Tonband

Das verräterische Tonband

Titel: Das verräterische Tonband Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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die rechte Hand gepreßt. Mit dumpfer Gewißheit
wurde mir klar, daß dies das Ende Holmans war und daß
es auch nichts gab, was ich dagegen tun konnte. Wenn ein Nackedei von Faberschen Ausmaßen höflich vorschlug, ich solle
verschwinden, während sie sich abtrocknete und anzog — und ich tat das ohne Widerrede — , dann war es Zeit für Holman ,
das zeremonielle Schwert aus dem Kleiderschrank zu holen und sich so schnell
wie möglich hineinzustürzen.
    Die Faber erschien ein paar
Minuten später, abgetrocknet, geschmeidig und rosig glühend vom römischen Bad.
Sie hatte auch etwas angezogen — hundert Gramm pulverblauen Négligés ,
das vorn von oben bis unten offenstand und pulverblaue Höschen enthüllte, die
vorwiegend aus Spitzenrüschen bestanden. Sie hielt den Rum Collins in der Hand;
und auf ihrem Gesicht lag ein erwartungsvolles Lächeln, das mich sofort mein
zeremonielles Schwert in meine geistige Kleiderkammer zurückstecken ließ. Dies
war Holmans zweite Chance — und diesmal würde ich sie
mir nicht entgehen lassen.
    »Hallo !« sagte ich geistreich. »Ich sehe, Sie sind bereits in vollem Jagddreß .«
    »Wie?« Sie blinzelte. »Für
welche Jagd?«
    »Bergauf und bergab, über die
Berge in die Ferne, geradewegs ins Land der Nimmerwiederkehr ,
unter den gesteppten Baldachin der Liebe!« Ich winkte leichtfertig zu dem
Prunkbett hinüber. »Sie klettern hinein, ich zähle bis drei, Leda, dann schwane
was schwanen kann .«
    »Sind Sie übergeschnappt, oder
was ist mit Ihnen los ?« Sie starrte mich mit
Fischaugen an, als ob diese sich aus dem Meeresgischt erhebende Venus im
Baderaum vorher gar nie existiert hätte. »Ich habe Sie hierhergebeten, um mit
Ihnen zu reden, vergessen Sie das nicht .«
    »Reden?« Ich lachte gut
gelaunt. »Das ist vielleicht ein Witz, Leda! Sie sollten doch wissen, daß wir
Schwäne nicht sonderlich zum Reden taugen! Aber wenn Sie etwas gegen die Jagd
haben...«
    »Das hätte ich mir denken
können !« Sie holte tief Luft, was ihre göttinnengleichen Brüste um einen guten Zentimeter hob, und
seufzte dann tief. »Okay, Leroy, kühle ihn ab, ja ?«
    »Leroy!« Ich grinste. »Sie
meinen Silen, nicht? Aber wenn ich es mir recht überlege, steht ihm dieser
Pferdeschwanz...«
    Ich hielt schlagartig inne,
denn eine massive Hand umfaßte meine Stimmbänder und preßte sie zusammen. Es
kam unerwartet und schmerzte; aber es schmerzte bei weitem nicht so sehr wie
der Schlag, der mir eine Sekunde später in die linke Niere geschmettert wurde.
Und dieser schmerzte nicht ganz so stark wie der Schlag, der mir anschließend
in die rechte Niere geschmettert wurde.
    Als nächstes wand ich mich auf
dem Boden, während aus großer Höhe und durch einen dichten Nebel hindurch das
widerliche Gesicht des echten, lebendigen Leroy gleichmütig auf mich
herunterstarrte. Ich wußte, daß es der echte, lebende Leroy sein mußte, denn er
trug keinen Kranz aus Gipsblumen um den Kopf, sondern ein Trikothemd und ein
paar verblichene Blue jeans , wie ich benommen
feststellte, und seine Muskeln wölbten sich an allen Ecken und Enden.
    »So ist es schon besser«, hörte
ich die Faber mit ruhiger Stimme sagen. »Nun können wir mit ihm reden, ohne daß
er auf dumme Gedanken kommt .«
    Ich hätte ihr gern mitgeteilt,
daß dies der allerdümmste Gedanke sei, denn ich würde nie mehr in der Lage
sein, überhaupt zu reden.
    »Hören Sie gut zu, Holman «, knurrte Leroy zu mir hinab. »Verstanden?«
    »Verstanden«, krächzte ich nach
ein paar Sekunden, noch immer im Zustand völliger Mattscheibe ob der plötzlichen
Erholung meiner Stimmbänder. Ich glaube, bis zu diesem Augenblick war mir der
therapeutische Wert eines guten, soliden Fußtritts in die Rippen nie
aufgegangen.

SECHSTES KAPITEL
     
    S usanne Fabers Gesicht erschien
in dem Nebel, der weiterhin vor meinen Augen wogte und schwankte, und
verschwamm stets aufs neue wie ein gegenstandsloses Traumbild.
    »Wir haben gestern
abend versucht, Sie zu warnen«, hämmerte ihre Stimme auf mich hinab, aus
der jeder Anflug von Kichern verschwunden war. »Wir haben Ihnen gesagt, daß Sex
tot ist und daß es für Sie besser sei, sich damit abzufinden. Aber Sie mußten
natürlich unverschämt werden und Leroy fertigmachen, als er gerade mal nicht aufpaßte . Nicht wahr?«
    »Diesmal habe ich aufgepaßt«,
sagte Leroys Stimme mit immensem Stolz. »Er ist einfach ein Schlappschwanz .«
    »Mir diese Tonbandstücke durch
die Post zu schicken !« sagte Susanne Fabers

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