Das verräterische Tonband
Stimme
verächtlich. »Und sich einzubilden, ich würde aus lauter Angst zahlen, damit
nichts herauskommt! Glauben Sie vielleicht, ich ließe mich von einer läppischen Niete wie Sie erpressen und Sie auch noch ungeschoren
davonkommen ?«
»Wo sind sie also ?« Leroys Gesicht schwamm wieder in mein Blickfeld, jene eng
beieinander stehenden Augen blinkten kalt und bösartig. »Die Tonbänder, Sie
Knilch, wo sind sie ?«
»Woher, zum Teufel, soll ich
das wissen ?« krächzte ich.
Seine Schuhspitze fuhr erneut
in meine Rippen. »Sie haben sie, Sie Ratte«, knurrte er. »Wir wollen sie haben.
Wo sind sie ?«
»Ich versuche sie ja auch zu
finden«, brachte ich mit erstickter Stimme heraus. »Was, zum Teufel, glauben
Sie, tue ich...«
»Schaffe ihn ins Badezimmer,
Herzchen«, sagte die Faber kurz. »Und bring ihn wieder zurück, wenn er bereit
ist, vernünftig zu reden .«
»Klar! Ich lasse mir Zeit,
Baby, wenn es dir nichts ausmacht .« Leroys Stimme
klang belegt vor sadistischer Vorfreude. »Ich bin diesem Kerl für gestern abend noch allerhand schuldig .«
»Viel Vergnügen«, sagte sie
träge. »Aber sorg dafür, daß er noch reden kann, wenn du ihn zurückbringst,
Herzchen. Sonst wird Mama böse .«
»Er wird bestimmt reden«,
versprach Leroy. »Er wird besser singen als Sinatra, wenn ich mit ihm fertig
bin .«
Seine massiven Hände streckten
sich durch den Nebel nach mir aus, vergrößerten sich mit entsetzenerregender Schnelligkeit,
bis sie mich packten und mich in die Höhe hoben. Ich fühlte, wie ich getragen
wurde, hörte, wie eine Tür hinter ihm zuschlug; und dann wurde ich plötzlich
nicht mehr getragen — ich flog, hilflos mit den Gliedern schlegelnd, durch die
Luft auf eine wogende Wolkenbank zu. Es gab einen lauten Platscher ,
und dann hörte ich Leroys schadenfrohe Stimme sagen: »Sie sind ganz naß , Holman !« Und dann verschwand ich unter der Oberfläche des Schaumbades.
Ich konnte den Kopf eben lange
genug hinausstrecken, um tief Luft zu holen, bevor sich eine massive Hand auf
mein Gesicht legte, wobei sich die Finger schmerzhaft ins Fleisch gruben und
mein Kopf wieder unter die Wasseroberfläche gedrückt wurde. Eine Ewigkeit lang
schlug ich wild um mich, ohne die geringste Chance, den schraubstockartigen
Griff um mein Gesicht zu lösen oder das Gewicht von Leroys zweihundert Pfund,
mit dem er sich auf mich stemmte, wegzuschieben. Schließlich war ich klug genug
stillzuliegen. Der optimistischste Gesichtspunkt war, daß er mich nicht
ertränken wollte — sondern nur halb, damit ich nachgiebig und wehrlos sein
würde, wenn er mich herauszerrte. Diese Aussicht hielt mich ungefähr weitere
zehn Sekunden, dann überwältigten mich pessimistische Gesichtspunkte; und ich
wollte eben wieder um mich schlagen — als er mich herauszog. Ich blieb liegen,
wie er mich hingelegt hatte, das Gesicht nach unten auf dem schwarzen
Fliesenboden, regungslos. Meine Nieren fühlten sich noch immer an, als seien
sie plötzlich zerquetscht worden, und meine Rippen knarrten sogar bei den Mühen
des Atmens; aber Leroy hatte mir einen Gefallen erwiesen, als er mich in das
eingelassene Bad geworfen hatte. Das Wasser hatte mich so weit belebt, daß ich
den mich umgebenden Nebel losgeworden war; und der eine tiefe Atemzug, der mir
gelungen war, bevor ich von ihm unter Wasser gedrückt worden war, hatte
verhindert, daß ich mir die Lunge mit Schaumbläschen vollgesogen hatte.
»Das war erst der Anfang, Sie
Knilch .« Er stemmte einen Fuß auf meine Rippen und
rollte mich auf den Rücken. »Unter uns gesagt, mir ist das völlig egal, ob Sie
noch reden können oder nicht. Ich bringe Sie nicht eher zurück, als bis ich Sie
ordentlich fertiggemacht habe. Haben Sie gehört, Sie Knilch ?«
Ich gab ein gurgelndes Geräusch
von mir und hoffte, daß es überzeugend klang. »Ich rede ja schon«, blubberte
ich mühsam. »Aber Sie haben mir da hinten ein paar Rippen gebrochen, und ich
glaube, die eine sticht in die Lunge. Sie müssen einen Doktor holen, Leroy, ich
glaube, ich werde...«
»Sie werden ein ganzes Rudel
Doktoren brauchen, wenn wir zwei miteinander fertig sind .« Ein sadistisches Grinsen breitete sich auf seinem widerwärtigen Gesicht aus,
während er schadenfroh auf mich herabblickte. »Aber ich bin ein vernünftiger
Mensch. Sie werden es gleich sehen. Sie können wählen, was als nächstes
geschieht: entweder zurück in die Badewanne und ein paar weitere Liter
Schaumbläschen schlucken — oder hier draußen
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