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Das verräterische Tonband

Das verräterische Tonband

Titel: Das verräterische Tonband Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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der einen erkennbaren Tatsache greifend.
»Wer hat Sie gestern nachmittag angerufen ?«
    »Na, Barbara Doone natürlich.« Sie sah mich an, als ob ich nicht recht
bei der Sache sei. »Sie rief mich an und sagte, ihr
sei dasselbe zugestoßen — sie habe einen Teil ihrer Tonbänder mit der
Morgenpost bekommen. Sie sagte, sie wisse, wer hinter dem Ganzen stünde, es sei
ein Bursche namens Rick Holman , und fragte, ob ich
ihn kenne. Ich erklärte ihr, ich hätte den Namen hier und dort nennen gehört,
wenn es sich darum handelte, daß jemand ein privates Problem habe, das mit Diskretion
gelöst werden müsse, ohne daß etwas davon in die Zeitungen käme. Sie
antwortete, das stimme, nur habe Holman diesmal
irgendwie all diese Tonbänder aus Doktor Sex’ Praxis in die Finger bekommen und
beute sie auf eigene Faust aus. Es gäbe nur eine Möglichkeit, ihn daran zu
hindern, und die sei, ihm Angst einzujagen, bevor er sein Erpressungsmanöver
starte. Ob ich nicht einen kräftigen Freund hätte, fragte sie, und dann gab sie
mir Ihre Adresse .«
    »Barbara Doone ?« krächzte ich.
    »Klar !« Susanne nickte ungeduldig. »Also packte ich Leroy am Schlafittchen, und wir
fuhren zu Ihnen hinaus, aber dann ging die Sache schief — das wissen Sie ja .«
    »Aber Sie haben es heute vormittag erneut versucht und mich hierher
eingeladen, wo Sie Leroy ein bißchen besser plazieren konnten ?«
    »Na ja...« Sie zuckte
dramatisch die Schultern. »Sie ließen mir schließlich keine andere Wahl, Rick.
Nicht? Ich meine, nach diesem Schrieb heute vormittag ,
den jemand in Ihrem Auftrag in meinen Trailer gelegt hat .«
    »Schrieb ?« sagte ich.
    »Sie wissen doch — diesen
Zettel hier .« Sie streckte mir ein Stück Papier hin.
    Ich nahm es und las den
maschinegetippten Zettel, der ebenso aussah wie der, den Barbara Doone erhalten hatte, und der ebenso kurz und bündig war:
     
    Sie
haben zwei Wochen Zeit, um aus Ihrem widerlichen Liebesnest auszuziehen und das
Haus an eine Wohltätigkeitsvereinigung zu überschreiben. Andernfalls werden
Ihre Bettgenossen ihre Namen auf Seite eins aller Zeitungen vorfinden.
    Sie lächelte unsicher, als ich
ihr das Papier zurückgab. »Eine völlig blödsinnige Idee«, sagte sie nervös.
»Warum muß ich das Haus einem Wohltätigkeitsverein überschreiben, Rick? Ich
meine, wollen Sie nicht lieber Geld oder so was ?«
    »Ich habe weder diesen Zettel
geschrieben noch Ihnen dieses Tonband geschickt«, sagte ich müde. »Ich habe die
Tonbänder nicht — ich versuche lediglich, sie für eine Kundin ausfindig zu
machen. Und es war nicht Barbara Doone , die Sie
angerufen hat, es war nur jemand, der sich für sie ausgegeben hat .«
    Sie knabberte ein paar Sekunden
lang an ihrer Unterlippe und sah mich dann stirnrunzelnd an. »Ich verstehe das
nicht«, sagte sie eigensinnig. »Warum sollte jemand behaupten, sie sei Barbara Doone , wenn sie es gar nicht ist? Ich finde, das ist
einfach verrückt .«
    »Sie haben recht«, bestätigte
ich mit großer Anstrengung. »Ich glaube, ich gehe jetzt und frage Barbara,
warum sie behauptet hat, sie sei es, wenn sie es doch gar nicht war .« Ich wandte mich der Tür zu und drehte mich dann schnell
wieder um. »Noch eins, Susanne, Baby. Schicken Sie mir ja Leroy nicht wieder.
Verstanden? Das nächste Mal werde ich ihn zusammenkneten, daß er am Ende selber
ein Pferdeschwanz ist .«
    »Leroy!« Ihr Mund zitterte. »Den habe
ich ganz vergessen? Wahrscheinlich stirbt er dort drinnen — «
    »Oder singt die Donkey Serenade«, sagte ich vergnügt.
»Verraten Sie mir eins, Susanne, Baby — gleicht ihm diese Silenstatue in jeder Einzelheit ?«
    Sie blickte mich verdutzt an.
»Natürlich! Warum?«
    »Dann frage ich mich«, sagte
ich nachdenklich, »warum Sie ihn nicht Klein Leroy nennen ?«
    Paris, Indiana, wartete in
schwarzem Satinkleid im Eingangsflur, als ich die Treppe hinabkam .
Sie starrte mich eine Weile schweigend an und schürzte dann im Bardot-Stil die
Unterlippe. »Sie sehen so anders aus«, sagte sie mit belegter Stimme.
    »Ich bin dort oben um zehn
Jahre gealtert«, gestand ich. »Als ich hinaufging, war ich ein verhältnismäßig
junger Mann. Jetzt bin ich ein mittlerer Jahrgang, der sich Sorgen um die
Preise macht und darüber nachdenkt, wie freundnachbarlich wohl die
Finanzierungsgesellschaft >Nachbarschaftshilfe< sein wird .«
    »Ich meine Ihren Anzug«, sagte
sie ruhig.
    »Niemand hat mir gesagt, daß
dort oben eine Party gegeben wird«, erklärte ich. »Können Sie

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