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Das verräterische Tonband

Das verräterische Tonband

Titel: Das verräterische Tonband Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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jede
Wette ein. Denn ihretwegen fand die Scheidung statt. Barbara erwischte Harv dabei, wie er sie mit der Faber betrog. Wußten Sie das
nicht ?«
    »Nein«, gab ich zu. »Aber
schließlich und endlich, warum sollte sie Larsen ebenso wie Susanne erpressen
wollen ?«
    »Aus demselben Grund, wie sie
vorgab, sich selber zu erpressen«, sagte Marcia. »Um jeden Verdacht zu
zerstreuen .«
    »Hm«, sagte ich schwach. »Nun
ja, trotzdem, ich setze nach wie vor auf Karen Reiner als Erpresserin .«
    »Mir ist es völlig egal, auf
wen Sie setzen«, fauchte sie. »Ich wollte nur, Sie würden endlich abhauen !«
    »Wenn Sie mich recht lieb darum
bitten«, versprach ich, »sehe ich vielleicht nach der anderen Richtung, wenn
Sie sich einen Morgenrock oder so was holen wollen .«
    »Wie großzügig!« Sie starrte
mich eine Weile finster an. »Ist das Ihr Ernst ?« sagte
sie schließlich.
    »Klar — wenn Sie mich nett
darum bitten .«
    Ihre Zähne mahlten
geräuschvoll. »Rick?« Ihre Stimme klang, als ob sie eben eine halbe Flasche
Essig verschluckt hätte. »Darf ich mir jetzt einen Morgenrock holen — bitte ?«
    Ich lächelte ihr ermutigend zu.
»Bitte, bitte!«
    Ihre Wangen verfärbten sich
plötzlich zu einem unkleidsamen Scharlachrot. Sie schluckte zweimal und öffnete
dann die steifen Lippen zu einer schrecklichen Grimasse. »Bitte, bitte !« flüsterte sie mit geborsten klingender Stimme.
    »Na klar !« Ich strahlte sie an. »Ich bleibe mit geschlossenen Augen sitzen, bis Sie weg
sind .«
    »Wenn Sie sie aus Versehen
aufmachen, schneide ich Ihnen mit einem stumpfen Messer das Herz aus dem Leib !« fuhr sie mich an.
    Ein paar Sekunden nachdem ich
meine Augen fest geschlossen hatte, hörte ich verstohlene eilige Schritte, die
klangen, als ob eine weiße Maus ausgerissen sei, und dann schlug die Tür zu.
Ich öffnete meine Augen wieder, zündete mir eine frische Zigarette an, ging zum
Telefon hinüber und hob leise den Hörer ab. Es klickte zweimal leise im
Apparat, als von einem Apparat im oberen Stock die letzten Ziffern einer Nummer
gewählt wurden, und dann ertönte ein einmaliges Rufzeichen, bevor sich Harvey Mountforts Stimme meldete.
    »Harvey ?« sagte Marcia mit leiser, aber eindringlicher Stimme. »Hör zu — Holman ist hier! Er ist vor einer Viertelstunde einfach
hier hereingekommen. Barbara muß ihm Schlüssel gegeben haben .«
    »Dem gehört ganz einfach eins
auf die Rübe !« sagte Mountfort wütend. »Ich komme gleich hinüber und besorge es ihm !«
    »Nein«, sagte sie in scharfem
Ton. »Das will er ja eben — er sucht dich. Du bleibst weg, Harv .
Hörst du ?«
    Sie erzählte ihm kurz und
gedrängt von unserer Unterhaltung, und als sie fertig war, herrschte am anderen
Ende der Leitung Schweigen.
    »Begreifst du nun, Harvey ?« In ihre Stimme kam ein leicht überredender Unterton. »Ich
weiß nicht, was in diesem Holman vorgeht, aber ich
traue ihm nicht. Also bleib von ihm weg. Hörst du ?«
    »Ich habe es gehört, Marcia«,
sagte er langsam. »Aber ich begreife das Ganze nicht. Was, zum Teufel, hat er
vor ?«
    »Ich habe dir doch gesagt, ich
weiß es nicht«, fuhr sie ihn an. »Aber ich gehe jetzt zurück und rede mit ihm
und versuche es herauszufinden. Ich rufe dich wieder an. Okay?«
    »Okay«, brummte er und legte
auf.
    Ich wartete, bis sie ebenfalls aufgehängt
hatte, und legte den Hörer auf die Gabel zurück. Es war ein enttäuschender
Anruf gewesen, fand ich, und das einzig Positive war Harveys Frage »Was, zum
Teufel, hat er vor ?« gewesen. Wirklich keine schlechte
Frage, und während ich den Korridor entlang auf die Haustür zuging, kam mir der
Gedanke, daß ich darauf möglicherweise auch keine stichhaltige Antwort wußte.
    Die Haustür war schon halb
geöffnet, als eine milde, entrüstete Stimme hinter mir »Hallo !« rief. Ich sah zurück und sah Marcia Robbins in einen um die Taille fest
zusammengebundenen schwarzseidenen Morgenrock am Fuß der Treppe stehen. »Gehen
Sie denn schon — ohne auch nur auf Wiedersehen zu sagen ?« Die Brillenfassung glitzerte entrüstet. »Ist das vielleicht nett, Rick Holman ?«
    »Ich weiß, wann ich gehen muß«,
sagte ich mit bekümmerter Stimme zu ihr. »Nämlich, wenn ich den kürzeren gezogen habe.«
    »Wovon sprechen Sie eigentlich ?«
    »Ich weiß auch, was die
Gehirnschlosser dazu sagen«, fuhr ich traurig fort. »Man soll ein Trauma immer
zu Ende ausleben, auch wenn es sich um einen Rückschritt handelt. Aber das ist
nichts für mich .«
    Sie

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