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Das verrueckte Schwein pfeift in der Pfanne

Das verrueckte Schwein pfeift in der Pfanne

Titel: Das verrueckte Schwein pfeift in der Pfanne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorna Sternekieker
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aus. Kim muss das Handy zu Hause vergessen haben, auch das spricht für einen unüberlegten und überstürzten Aufbruch. Instinktiv folgt Paul der Musik und durchsucht die Räume, bis er im Schlafzimmer schließlich fündig wird.
Noch während Paul auf das skurrile Bild starrt, lässt er die Hand mit dem Telefon sinken. Das Telefon läutet weiter und so wird die makabere Szene mit dem Klingelton "Born to be wild" unpassend und gleichzeitig treffend untermalt. Sämtliche Luft weicht aus Pauls Lungen. Fassungslos steht er in der Tür und starrt auf die zwei nackten Körper in seinem Bett. Steif. Still. Unfähig sich zu bewegen.
Nicht so die zwei Gestalten. Vor Schreck aufschreiend, suchen diese hektisch nach einer Decke, um sich darunter zu verstecken.
Paul lacht bitter auf. Wie absurd! Er schaut in Kims grüne Augen, bereit, jede rettende Lüge zu glauben.
Das kann nicht sein. Das darf nicht sein. Das muss einfach ein Missverständnis sein! Als Kim seinem fragenden Blick ausweicht, löst Paul sich aus seiner Starre. Wortlos dreht er sich um, geht mechanisch in die Küche und öffnet mit zitternden Händen den für das Essen bestimmten Rotwein. Während er gierig trinkt, wird die Geräuschkulisse nebenan lauter. Kurze Zeit später klappt die Eingangstür und Paul lauscht in die Stille. Seine Reaktion verwirrt ihn selbst. Natürlich hatte er sich solch einen Moment noch nie ausgemalt, aber wäre er gefragt worden, hätte er wahrscheinlich einen Tobsuchtanfall vorhergesagt. Lautes Gebrüll, fliegende Vasen, eventuell ein paar abgetrennte Körperteile.
Gut, soweit würde er natürlich nicht gehen, aber diese Lähmung? Wie ist so etwas möglich? Regungslos lässt er die beiden Betrüger entkommen, ohne sich ihnen in den Weg und unangenehme Fragen zu stellen.
Seit wann dieses Verhältnis wohl bestand? Wo hatten sie sich kennengelernt?
Paul stoppt seine Grübeleien, so weit ist er noch nicht. Sich jetzt mit den schmutzigen Details dieser Affäre zu beschäftigen, ist keine gute Idee. Er würde nur verrückt werden und durchdrehen. Wahrscheinlich ist dies auch der Grund, warum sein Körper nicht reagiert, von dem unbändigen Zittern seiner Hände abgesehen: reiner Selbsterhaltungstrieb. Seine Augen haben gesehen und die Information an sein Hirn weitergeleitet. Doch hier wurden diese zunächst nur verschnürt und zur Seite gelegt. Als würde durch das simple Ausblenden der Tatsachen alles wie vorher.
Kim liebt ihn und er liebt Kim. Wieder und wieder wiederholt Paul diesen Satz in seinem Kopf, wie ein Mantra, bis er zu sich kommt. Es hilft nichts, er muss sich der Wahrheit stellen, auch wenn seine Welt dadurch untergehen wird.
Verzweifelt ringt Paul um einen klaren Kopf. Was soll er jetzt tun? Zunächst muss er ausziehen. Sofort. Das ist klar. Die wichtigsten Sachen schnappen und weg von hier. Alles andere kann er später holen, wenn Kim nicht in der Wohnung ist. Nur die Unterwäsche. Die ist wichtig. Und Socken.
Oh Gott! Was für Banalitäten.
Schüttelfrost überfällt Paul und er umklammert sich in einem Heulkrampf wiegend. Es gleicht einer Umarmung - die schrecklichste, die Paul je gespürt hat. Permanent stellt er sich die gleiche Frage. Was ist in den letzten Minuten bloß geschehen? Alles scheint so unwirklich. Heute Morgen ging er noch fröhlich oder zumindest zufrieden aus dem Haus und jetzt?
Bei der Erinnerung daran, wie sehr ihn das Meeting und die anschließende Dienstreise noch vor Kurzem belasteten, kann er nur den Kopf schütteln. Was würde er dafür geben, wenn dies seine einzigen Probleme geblieben wären. Wenn man das Wichtigste verliert, wird schlagartig alles andere nebensächlich. Er könnte entlassen werden, es würde ihn nicht mehr interessieren. Wenn nur die Sache mit Kim nicht wäre.
Die Sache. Wie das klingt. So harmlos. Kindlich. Noch kann Paul ihr keinen anderen Namen geben.
Einen kurzen Moment erwägt er sogar zu verzeihen. Er will nur vergessen. In letzter Zeit war er dauernd unterwegs, häufig hatte er bis spät in die Nacht gearbeitet. Es ist nur verständlich, dass Kim sich vernachlässigt fühlt, er ist ja so gut wie nie da. Eigentlich ist es sogar seine Schuld. Menschen wie Kim brauchen Beachtung und Zuneigung, die laufen nicht einfach nebenher. Aber das ist nun vorbei. Jetzt ist es raus, jetzt müssen sie reden.
Vor seinem geistigen Auge sieht Paul Kims Bild vor sich. Auf dem gemeinsamen Bett liegend, heulend und starr vor Angst, die große Liebe aufs Spiel gesetzt und für alle Zeit

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