Das verrueckte Schwein pfeift in der Pfanne
pinkfarbenes Stachelschwein im Spiegel.
Jeder Punk wäre stolz. Ich möchte sterben.
Es gibt nur eine Alternative zum Sprung aus dem Fenster: Ich muss zurück in die Stadt und einen Frisör aufsuchen. Ich sehe schon lebhaft Janines entgleistes Gesicht vor mir, aber mir bleibt keine andere Wahl. Und eines steht fest, dieses Mal lasse ich mich nicht abwimmeln!
Mit riesigen Papiertüten bepackt, betritt Paul die Wohnung. Eine Paprikaschote hüpft übermütig aus seinen Armen und rollt über den Flur. Mühsam balanciert Paul das Gemüse mit dem Fuß in die Küche und schüttelt über sich selbst den Kopf. Es war doch weit mehr in seinem Einkaufswagen gelandet, als er ursprünglich geplant hatte. Zu lange war er nicht mehr einkaufen, da hatte er der Reizüberflutung im Supermarkt einfach nicht wiederstehen können. Natürlich steckt auch ein anderer Grund hinter Pauls Shoppingwahn. Da dies der vorerst letzte gemeinsame Abend mit Kim sein wird, möchte Paul ihn so romantisch wie möglich gestalten und dazu gehören nun mal Kerzen, Blumen, die passende Musik und allerlei Schnickschnack. Aber nicht nur bei der Dekoration hat Paul es übertrieben, auch bei den Vorspeisen konnte er sich nicht entscheiden. Als er verschiedene Antipasti, Rucola, Tomaten, Mozzarella und ein Baguette zu Tage fördert, kratzt er sich verlegen mit einer Karotte am Kopf. Wo soll denn nach all diesen Delikatessen noch Platz für seine Pasta sein? Grinsend verwirft Paul die Zweifel sofort, so wie er seinen Schatz kennt, würden die Reste in den nächsten Tagen schon verputzt werden. Darüber braucht er sich keine Sorgen zu machen. Prüfend schaut Paul auf seine Uhr, der Einkauf hat viel Zeit in Anspruch genommen. Zum Glück findet jeden Montag Kims wöchentlicher Shoppingtag statt. Auch wenn sein Schatz sich momentan den teuren Klamottenstil nicht leisten kann, lässt Kim sich diesen nicht nehmen. Und Paul ist gerne bereit die Ausflüge finanziell zu unterstützen, gerade in schlechten Zeiten muss man an einem Strang ziehen.
Außerdem bleibt ihm so heute genügend Zeit, die Wohnung gemütlich herzurichten. Summend macht sich Paul an die Arbeit und verstaut die Lebensmittel in der Küche. Dann begibt er sich auf die Suche nach Bobbie. Bei seinem Einkaufsmarathon sind auch einige Leckereien für den Hund abgefallen, doch von Bobbie fehlt jede Spur. Wo er bloß wieder steckte? Sonst ist der rundliche Mops der Erste an der Tür, wenn es in der Küche verheißungsvoll klappert. Aber weder im Flur noch auf seiner Decke neben dem Kamin kann Paul ihn finden. Auch das Körbchen neben dem Schlafzimmer ist leer, zumindest auf den ersten Blick. Bei näherer Betrachtung bemerkt Paul, dass das Hundelager nicht völlig inhaltslos ist. Angewidert zieht er seine Lieblingsschürze unter den Kissen hervor und knirscht mit den Zähnen. Bobbie hat das gute Stück noch nie leiden können und es nun endgültig beseitigt.
"Na warte, mein Lieber. Wenn ich dich zwischen die Finger kriege", murmelt Paul, während er die Stoffreste entsorgt. Schweren Herzens beschließt er, auf den geblümten Kittel seiner Großtante ausweichen. Der ist zwar so hübsch anzusehen wie ein Autounfall, aber wie Paul sich kennt dennoch unerlässlich.
Im Flur schreit Paul laut auf, als ihn ein höllischer Schmerz zusammen zucken lässt. Mit schmerzverzerrtem Gesicht massiert er seinen Fußballen, während er stirnrunzelnd die Gürtelschnalle vom Boden hebt. Kim muss sehr in Eile gewesen sein, denn Unordnung ist mehr als untypisch für sein Herzblatt.
Allmählich wird Paul nervös und ein unangenehmes Kribbeln breitet sich in ihm aus. Seine zunehmende Sorge gilt dem Hund, nur die Gewissheit, dass Kim ihn bei einem Zwischenfall mit Bobbie angerufen hätte, beruhigt ihn ein wenig.
Da fällt Paul der defekte Akku wieder ein und er flucht innerlich. Dass man ohne ein Handy heutzutage derart aufgeschmissen ist! Mit sorgenvollem Gesicht durchsucht Paul den Inhalt des Sekretärs, nach seinem alten Adressbuch. Erleichtert fördert er das schwarze Heft zu Tage und durchblättert die Seiten nach Kims Eintrag. Glücklicherweise hat er die Angewohnheit, alle Nummern und Adressen handschriftlich festzuhalten, nie ganz ablegen können. Gutes altes Papier, denkt Paul, während er mit klopfendem Herzen die Ziffern wählt. Kurz darauf vernimmt er ein Freizeichen, es klingelt am anderen Ende der Leitung. Zeitgleich ertönt eine dumpfe, ihm wohl bekannte Melodie aus der Wohnung und Paul stößt erneute Verwünschungen
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