Das verrueckte Schwein pfeift in der Pfanne
netten Eigenarten ist es nämlich, meist dann dringend auf das Katzenklo zu müssen, wenn ich gerade in der Badewanne liege oder dusche. Und dann natürlich richtig, da werden keine halben Sachen gemacht.
So leicht gibt Kasimir nicht auf und so öffne ich, nachdem der Protest nicht abreißt, genervt und tropfnass die Tür. Gerade will ich zu einer Schimpftirade ansetzen, da rieche ich es auch. Ein beißender, verkohlter Geruch liegt in der Luft und erinnert mich schlagartig an das Fleisch auf dem Grill.
"Verflixt!", entfährt es mir und ich stürme auf den Balkon, wo ich panisch den Stecker ziehe.
"Gott sei Dank, ist nichts passiert", hauche ich Kasimir zu, der ist jedoch anderer Meinung. Als ich das verbrannte Grillgut in den Mülleimer werfe, beginnt er abermals mit seinem Gesang und so hole ich - noch unter Schock stehend - neues Fleisch aus der Truhe. Anschließend sinke ich erschöpft auf den Balkonstuhl und denke mit Grauen an die soeben abgewandte Gefahr. Was hätte nicht alles passieren können? Ich könnte tot sein! Und wie wäre ich aufgefunden worden? Nackt und mit einer, durch die Blondiercreme hervorgerufenen, Glatze in der Badewanne. Mir wird schlecht.
Nur langsam gelingt es mir mich zu beruhigen, als mich der zweite Schrecken erwartet. In Form meines Nachbarn, Herrn Krüger, der mich vom gegenüberliegenden Balkon schamlos anglotzt. Sein anzügliches Zwinkern gibt mir den Rest und ich springe bestürzt auf. Das Handtuch fest um die Hüfte geschlungen, flüchte ich in die Küche. Da sieht man mal wieder, was Alkohol alles anrichten kann, denke ich, während ich mir zur Beruhigung einen kräftigen Schluck genehmige. Nachdem ich mich vergewissert habe, dass Herr Krüger seinen Spähposten verlassen hat, tue ich es Kasimir gleich und setze mich neben ihm auf die Türschwelle. Gebannt beobachten wir beide das Fleisch, drehen es hin und wieder einvernehmlich um und ein seltsamer Frieden liegt in der Luft. Wenn man eine Zeit lang mit einem Haustier zusammen lebt, stellt sich irgendwann eine gewisse Vertrautheit ein, ob gewollt oder nicht. Ich bin sicher, sämtlichen Abonnenten der Zeitschrift " Das liebe Tier" würden bei unserem Anblick vor Rührung die Tränen kommen.
Und nicht nur denen. Als sich Kasimir gierig auf seine Mahlzeit stürzt, füllen sich auch meine Augen mit Wasser. Diese heftige Reaktion verwirrt mich, bis ich feststelle, dass es sich dabei um keinen Gefühlsausbrauch handelt.
Chemiedämpfe strömen von meinem Kopf hinab in meine Nase und stellen sich als Ursache für meinen Tränenfluss heraus. Wie vom Blitz getroffen, stürme ich ins Bad und entferne hektisch die Creme aus meinem Haar. Mir wird heiß und kalt. Vorsichtig zupfe ich an meinem ohnehin schon dünnen Haar und stelle erleichtert fest, dass die Haarwurzeln noch intakt zu sein scheinen. Wenigstens werde ich nicht als Kojak aus diesem Missgeschick hervorgehen. Behutsam schäume ich meinen Kopf ein und betrachte beim Ausspülen skeptisch meine weiße Haarfarbe. Nass sieht das Ergebnis immer anders aus, versuche ich mich zu beruhigen. Dass Haare in trockenem Zustand noch heller werden und es sich folglich nur verschlimmern kann, verdränge ich. Um einen Nervenzusammenbruch zu umgehen, lehnt mein Bewusstsein derartige physikalische Gesetze vollständig ab.
Leider währt dieser Zustand nicht ewig. Während ich meinen Schopf föhne, schaue ich sekündlich in den Spiegel, nur um jedes Mal panisch die Augen abzuwenden. Vor jedem weiteren Blick bete ich um ein Wunder. Doch vergeblich, als mein Haar komplett getrocknet ist, blickt mir das Antlitz eines Weißkohls entgegen.
Ich bin entsetzt! Aufheulend setze ich mich auf den Wannenrand. Vor Frust, Lähmung und Wut gelingt mir nicht einmal ein Tränenausbruch. Regungslos verharre ich so einige Minuten, bevor ich mich ruckartig aufrichte. Ich habe doch noch den roten Schaumfestiger! Dann werden es eben keine rostfarbenen Strähnchen, sondern eine komplett neue Farbe, was macht das schon? Schlimmer kann es nicht mehr werden, beruhige ich mich, während ich das Produkt auftrage und von Neuem zu föhnen beginne. Leider schaltet mein Hirn erst jetzt die Synapsen zwischen Denken und Handeln wieder ein und mir erklärt sich, während die Zotteln auf meinem Kopf unaufhörlich steifer werden, der Sinn des Wortes "Festiger" . Zudem nimmt mein Haar durch den Überschuss an Wasserstoff nicht wie erhofft die Farbe Rot an, sondern erstrahlt in einem leuchtenden Pink. Am Ende der Prozedur starre ich auf ein
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