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Das verrueckte Schwein pfeift in der Pfanne

Das verrueckte Schwein pfeift in der Pfanne

Titel: Das verrueckte Schwein pfeift in der Pfanne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorna Sternekieker
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der Sache rauszuhalten.
"Okay, super. Dann bis gleich!"
Noch bevor Paul etwas erwidern kann, vernimmt er ein Klicken und die Verbindung bricht ab. Das darf doch nicht wahr sein! Wütend wirft er das Telefon auf den Tisch. Wird er denn von niemandem ernst genommen? Für einen Moment zieht Paul es in Erwägung, alle Lichter zu löschen und die Tür nicht zu öffnen. Aber das würde seinen Freund nicht stoppen, die Tom-Katastrophe ist unaufhaltsam. Stattdessen sollte er sich besser vorsorglich für den morgigen Tag krank melden, sein Boss konnte ihn im Moment sowieso mal kreuzweise. Soll der doch schauen, wie Super-Bommel alles regelt.
Schlagartig fällt Paul seine Dienstreise ein und er kramt fluchend die Tickets aus der Tasche. Nachdenklich betrachtet er das Papier. Gegen elf Uhr morgens müsste er spätestens am Flughafen sein, das könnte er trotz allem schaffen. Außerdem wäre dies ein guter Grund, Tom gegen Mitternacht loszuwerden und so ein weiteres polizeiliches Aktenzeichen zu vermeiden.
Einen Augenblick lang überlegt Paul, die Reise abzusagen, immerhin könnte Kim sich die Sache noch einmal anders überlegen und im fernen Schweden wäre Paul praktisch unerreichbar für eventuelle Entschuldigungen und Rosensträuße. Er grübelt weiter.
Aber was, wenn nichts dergleichen geschieht, wie sähen die kommenden Tage aus? Soll er allein in der Wohnung sitzen und darauf hoffen, dass das Telefon klingelt? Vor Kims Lieblingsbars lauern, um jedes Mal aufzuschrecken wenn sich die Tür öffnet? Nachts um Kims Häuserblock herumstreichen, um zu schauen, ob Licht brennt oder Besuch da ist? Oder riesige Blumensträuße verschicken, deren Annahme verweigert wird? Allein die Vorstellung verursacht Paul feuchte Hände. Nein, noch mehr Demütigungen erträgt er nicht, je weiter er weg ist, desto besser.
Als es klingelt, hat Paul seine Koffer gepackt. Durch regelmäßiges Nippen an seinem Whiskyglas, hat er es geschafft, seinen Alkoholpegel konstant zu halten und öffnet nun mit glasigen Augen die Tür. Seine routinierte Ruhe wirkt seltsam fremd im Vergleich zum hektischen Tom, der laut mit den Flaschen klappernd hereinstürmt.
"Hier kommt der Notarzt, aus dem Weg! Nun guck doch nicht so, Paulchen Panther, sei froh dass du dieses Miststück endlich los bist. Jetzt trinken wir jetzt erst einmal auf deine neu gewonnene Freiheit."
Wow, drei Phrasen in drei Sekunden, das ist Rekord, denkt Paul bitter. Er sagt jedoch nichts, denn Tom meint es nur gut mit ihm. Während dieser weiterhin seine Show abzieht, scheint es Paul, als hätte er seinen Körper verlassen und stehe neben sich. Wie ein Zuschauer registriert er das neue Glas in seiner Hand und die Lehne des Sessels, in welchen der umher wuselnde Tom ihn platziert.
Sein Freund gibt sein Bestes, doch Pauls Stille irritiert auch ihn. Schließlich ist dies nicht die erste zerbrochene Beziehung des Architekten, dennoch ist etwas anders. Paul ist anders. So leer und ohne Widerstand, einfach ausgebrannt. Je mehr Tom spricht, desto weniger reagiert Paul. Irgendwann mitten im Satz bricht Tom ab, schnappt Paul bei den Schultern und blickt ihn ruhig in die Augen.
"Paul, ist wirklich alles okay mit dir? Ich mache mir ernsthaft Sorgen", versucht er es sanft.
Zum ersten Mal an diesem Abend sieht Paul ihn an.
"Ich weiß es nicht", antwortet er ehrlich. "Echt, ich weiß es nicht."
Mit einem tiefen Seufzer lässt Tom sich auf das Sofa fallen und brummt: "Schöne Scheiße, oder?"
Paul nickt niedergeschlagen. Während Tom sein Gegenüber sorgenvoll mustert, hängt dieser seinen Gedanken nach. So sitzen beide eine Weile und trinken schweigend.
Irgendwann sagt Paul tonlos: "Ich fahre weg. Dienstreise", fügt er erklärend hinzu und Tom nickt langsam.
"Brauchst du Hilfe?", fragt er, obwohl er die Antwort kennt.
Wie erwartet schüttelt Paul den Kopf.
"Bin nur ziemlich kaputt nach der ganzen Aufregung."
Tom nickt erneut, er hat verstanden. Wortlos trinkt er das Glas in einem Zug leer und begibt sich zur Tür.
"Wenn du was brauchst, meld dich einfach. Egal wann und egal von wo, okay?"
Paul nickt so überzeugend er kann. Sein Freund soll sich keine Sorgen machen, er würde sonst nur pausenlos nach ihm sehen.
Als die Tür ins Schloss fällt, ist Paul wieder allein. Trotz der Stille kann er sich selbst nicht denken hören. Es ist, als wären seine Einfälle nicht greifbar, als flögen sie wie leichte Schleier durch seinen Kopf, ununterbrochen durch einen Windstoß vorangetrieben. Unfähig zu landen, unfähig

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