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Das verrueckte Schwein pfeift in der Pfanne

Das verrueckte Schwein pfeift in der Pfanne

Titel: Das verrueckte Schwein pfeift in der Pfanne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorna Sternekieker
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Augenzwinkern. Ich grinste irritiert und dümmlich zurück.
Während ich im Geiste die Vorzüge älterer Liebhaber durchging, schaufelte ich mir verlegen den Teller voller Hasenfutter. Gemüse soll schließlich sehr gesund sein und Schnitzel kann man immer essen, redete ich mir ein. Außerdem wäre eine andere Reaktion unmöglich gewesen, zumal mich nun sämtlichen Kollegen ebenso überholten. Mit gefülltem Teller stahl ich mich aus der Schlange und setzte mich in die hinterste Ecke des Saales. Nachdem ich die Kontrolle über meine, noch immer an den Ohren festsitzenden Mundwinkel wieder erlangte, blickte ich dämlich auf meinen Teller.
An diesen Moment muss ich nun unweigerlich denken, während ich hier liege und an meine Decke glotze, wie damals auf die Möhren.

Ruckartig setze ich mich auf. Ich muss mich zusammenreißen und einen klaren Kopf bewahren. Eine Zusammenfassung der gestrigen Ereignisse wird mir helfen: Fakt ist, ich habe die derzeit heißeste Akte der Firma gefunden und anschließend an einem sicheren Ort versteckt. Fakt ist, dass ich daraufhin früher heimgefahren bin, um mir ein nettes Kostüm für den Empfang heute Abend zu besorgen. Diesen wird es ohne Zweifel geben, wenn die Rettung der Firma durch mich bekannt wird.
Und dann, ja dann? Was war danach eigentlich? In meinem Kopf schwimmt eine undurchsichtige Suppe aus meinem Besuch bei Jeremy, verkohltem Fleisch, einem bärtigen Mann und diesem schrecklichen Weiß. Meine Augen schmerzen noch immer von dem grellen Licht. Alles war so real und dennoch unwirklich.
Ich schüttle meine steifen Glieder und richte mich auf. Nicht zu fassen, dass eine Charlotte Wiese sich derart durcheinander bringen lässt. Von einem albernen Traum. Nun aber genug! Jetzt geht es ab unter die Dusche und dann werden die dummen Flausen eingeseift und weggespült.

Leicht benebelt betrete ich kurze Zeit später das Firmengebäude. Obwohl der gestrige Tag nur wenige Stunden zurückliegt, habe ich das Gefühl, wie nach einem längeren Urlaub zurückzukehren. Ich spreche nicht von der Erholung oder Vorfreude, nein. Vielmehr stolpere ich unbeholfen durch das Foyer, während sich ein unbequemes Ziepen in meinem Bauch ausbreitet.
Dieses Gefühl kennen die meisten. Als hättest du dich am Vortag krank gemeldet, um einen Desperates Housewifes-Marathon mit einer Riesenportion Eis im Bett zu feiern. Am nächsten Tag schleicht das schlechte Gewissen unweigerlich wie dein Schatten durch die Flure und du meinst, jeder könne dir an der Nasenspitze ablesen, dass es sich bei der gestrigen Magenverstimmung wohl eher um eine Gemütsverstimmung handelte. Was im Übrigen in unserer Gesellschaft völlig unterschätzt und daher nicht zu den Krankheiten gezählt wird.
Krampfhaft ringe ich um Gelassenheit und versuche, die nagenden Zweifel zu verdrängen. Doch so sehr ich mich auch bemühe, es will mir einfach nicht gelingen. Irgendetwas liegt in der Luft, dafür habe ich ein Näschen entwickelt. Argwöhnisch lasse ich meinen Blick schweifen, doch die Halle liegt still und friedlich vor mir. Ich zucke zusammen, das ist es! Diese bedrohliche Ruhe. So muss es sich im Auge eines Tornados anfühlen. Suchend schaue ich zum Empfang, doch keine der Damen ist zu sehen. Wo können die bloß stecken? Oje, ich habe eine schreckliche Eingebung. Bin ich etwa zu spät gekommen? Hat die Geschäftsführung vor lauter Verzweiflung das Handtuch geworfen und die Firma abgewickelt? Nicht auszudenken! Ich wollte doch allen nur einen kleinen Schrecken einjagen, damit sie endlich bemerken, wie wichtig ich für die Firma bin. Es konnte doch niemand ahnen, dass die Herren sich als solche Hasenfüße entpuppen würden.
Gut, jetzt heißt es Ruhe bewahren. Am besten statte ich zunächst meiner - allzeit bestens informierten - Kollegin Emma Reiss einen Besuch ab, um mich nach ihrem Befinden zu erkundigen. Sie sah gestern etwas blass um die Nase aus, da wäre es doch unhöflich von mir, nicht kurz bei ihr vorbeizuschauen. Und dabei geraten wir dann zufällig ins Plaudern, über das Wetter, Strickmuster, Kochrezepte und firmenpolitische Änderungen. Wenn mich die vergangenen Tage eines gelehrt haben, dann dass sich ein kurzer Besuch beim Emmaphon stets auszahlt. Das sollte ich von nun an regelmäßig machen und ein erstes gemeinsames Frühstück heute Morgen wäre doch ein guter Anfang. Ich habe keine Zeit zu verlieren, wenn ich meine Karriere, ähm die Belegschaft retten will.
Bevor ich meinen Plan umsetzen kann, öffnet sich

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