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Das verschollene Reich

Titel: Das verschollene Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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durch das Zweistromland gezogen, vorbei an Palmenhainen und fruchtbaren Feldern, bis sie schließlich auf einen See gestoßen waren, der sich inmitten der weiten Landschaft erstreckte und so groß war, dass sie das andere Ufer nicht sehen konnten.
    Eineinhalb Tage lang waren sie seinem Südufer gefolgt und hatten schließlich inmitten einiger Felsen, die ein schützendes Rund formten, ihr Lager aufgeschlagen. Nachdem Rowan ihre Zelte aufgebaut und Farid dabei geholfen hatte, die Tiere zu versorgen, hatte er sich ein Stück vom Lager entfernt, um das Komplet zu beten – doch nach dieser Entdeckung konnte er das nicht mehr. In Rowans Augen war dies ein unwiderlegbarer Beweis dafür, dass Cassandra die Wahrheit sprach. Aufgeregt wollte er ins Lager zurückeilen, um Bruder Cuthbert von seiner Entdeckung zu berichten, als er draußen auf dem See eine Bewegung wahrnahm. Die dunkle, fast schwarze Oberfläche kräuselte sich und ließ das Spiegelbild des Mondes flackern. Und dann entdeckte Rowan die Schwimmerin, die lautlos durchs Wasser glitt.
    Cassandra!
    Verlegene Röte schoss ihm ins Gesicht. Instinktiv ging er in Deckung, suchte hinter den Uferfelsen Zuflucht, wo er mit pochendem Herzen verharrte. Er hatte nicht mitbekommen, dass sie das Lager verlassen hatte, um sich im kühlen Wasser des Sees zu erfrischen.
    Zaghaft riskierte er einen Blick über den Rand der Felsen.
    Sie schwamm in Richtung Ufer, wo, wie Rowan jetzt erkannte, ihre Kleider lagen. Eine innere Stimme drängte ihn dazu, sich zurückzuziehen und die junge Frau allein zu lassen, aber etwas, das noch ungleich stärker und verlangender war, hielt ihn mit eiserner Hand zurück.
    Wieder wagte er einen Blick.
    Sie hatte das Ufer erreicht.
    Rowan hielt den Atem an, sein Verstand machte Pause. Mit vor Staunen offenem Mund beobachtete er, wie sie sich aufrichtete und durch das seichte Uferwasser aufs Trockene watete.
    Sie war so nackt, wie Gott sie geschaffen hatte.
    Ihr langes rotes Haar schimmerte im Mondlicht, das ihre zarte Gestalt in unwirkliches Licht tauchte. Und obschon er wusste, dass es ihm verboten war, konnte Rowan sich nicht sattsehen an ihrer Alabasterhaut, ihren bloßen Brüsten und ihrer unverhüllten Weiblichkeit.
    Wie eine Erscheinung kam sie ihm vor, wie sie zu den flachen Ufersteinen schlich und sich darauf niederließ, ihren Schal dazu benutzte, sich abzutrocknen. Rowan war wie gefangen, konnte seinen Blick nicht von ihr wenden, von ihrer nackten Haut, ihren sanften Rundungen. Zwar hatte er gewusst, wie der weibliche Körper beschaffen war, ihn jedoch nie zuvor in solcher Vollendung gesehen. Nie zuvor war der Reiz, den dieser Anblick auf ihn ausübte, so groß gewesen. Die Reaktion seines eigenen Körpers ließ nicht lange auf sich warten.
    Das Gefühl war ihm nicht völlig neu. Erstmals hatte Rowan es in Träumen erlebt, die er als Junge gehabt hatte, und irgendwann hatte er festgestellt, dass er es auch im Wachzustand zu empfinden vermochte, vorausgesetzt, er half dabei ein wenig nach – bis einer seiner früheren Meister ihn dabei erwischt und ihn fast zu Tode geprügelt hatte.
    In diesem Augenblick, als Cassandra wie Aphrodite aus den Fluten stieg und er sie in ihrer ganzen Schönheit erblickte, war all das vergessen. Wie von einem Zauber gefangen, starrte er auf ihre bloße, anmutige Gestalt und stellte sich vor, einer der Wassertropfen zu sein, die mit aufreizender Langsamkeit daran herabperlten. Wie herrlich es sein musste, bei ihr zu sein, ihren Duft zu atmen und ihre Nähe zu spüren.
    Sein Körper reagierte so heftig, dass Rowan erschrak und einen erstickten Schrei von sich gab. Cassandra, die dabei gewesen war, wieder in ihre Kleider zu schlüpfen, fuhr herum und schaute in seine Richtung!
    Geschockt zuckte Rowan hinter den Felsen zurück, wo er atemlos verharrte, hoffend, dass sie keinen Verdacht schöpfen und seinen Schrei für den Laut eines Tieres halten würde.
    Er hoffte vergeblich.
    Schritte näherten sich über den weichen Uferkies, und ein Schatten verfinsterte den Mond am Himmel. Als Rowan aufschaute, sah er Cassandra vor sich stehen, vollendet wie eine Statue. Ihre Kleider, die sie rasch an sich gerafft hatte, bedeckten ihre Blöße.
    Er sog scharf die Luft ein, wollte etwas sagen, sich entschuldigen, sich rechtfertigen, aber kein Laut kam ihm über die Lippen. Er kauerte nur da und starrte sie an, und als sich ihre Blicke fanden, war es, als würde die Welt ringsum aufhören zu existieren.
    Sie legte den Kopf schief

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