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Das Versprechen

Das Versprechen

Titel: Das Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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in dem noch immer Der Zauberer von Oz gezeigt wurde. Allerdings hatte Lou ihre geliebte Vogelscheuche verloren, und der ängstliche Löwe hatte keine Angst mehr. Und was war mit dem Zinnmann? Hatte er letztendlich doch sein Herz gefunden? Vielleicht hatte er es ja nie verloren.
    Lou drehte sich um, schaute auf ihre Urgroßmutter und erstarrte, als Louisa plötzlich die Augen aufschlug und das Mädchen anschaute. Es schien, als würde sie Lou wiedererkennen; die Andeutung eines Lächelns spielte um ihre Lippen, und Lous Hoffnungen schnellten in die Höhe. Eine Träne rann die Wangen beider Louisas hinab, ganz so, als wären nicht nur ihre Namen, sondern auch ihre Seelen ein und dieselben. Lou ging zu ihr, nahm ihre Hand und küsste sie.
    »Ich liebe dich, Louisa«, sagte Lou und hatte das Gefühl, ihr Herz würde zerspringen, denn sie konnte sich nicht erinnern, diese Worte schon einmal gesagt zu haben. Louisas Lippen bewegten sich, und wenn Lou auch keinen Laut hören konnte - an den Lippen war abzulesen, was die alte Frau erwiderte: Ich liebe dich, Lou.
    Dann schlossen sich Louisas Augen und öffneten sich nicht mehr, und Lou fragte sich, ob dies schon ihr Wunder gewesen sein sollte.
    »Miss Lou, die brauchen uns unten im Gericht.«
    Sie drehte sich um und sah Eugene mit großen Augen im Türrahmen stehen. »Mr Cotton will uns beide als Zeugen aufrufen.«
    Lou ließ langsam Louisas Hand los und ging.
    Eine Minute später öffneten Louisas Augen sich erneut. Sie blickte sich im Zimmer um. Zuerst schaute sie ängstlich, beruhigte sich dann aber und wollte sich aufsetzen. Zunächst wunderte sie sich, warum ihre linke Körperhälfte nicht gehorchte. Während sie sich abmühte, hielt sie den Blick auf das Fenster gerichtet. Zentimeter für Zentimeter kam sie voran, bis sie schließlich halb aufrecht saß, den Blick noch immer auf das Fenster gerichtet. Louisa atmete jetzt schwer; die wenigen Bewegungen hatten fast all ihre Kräfte aufgezehrt. Und doch lehnte sie sich zurück gegen ihr Kissen und lächelte. Draußen vor dem Fenster war ihr Berg nun klar und deutlich zu sehen. Auch wenn der Winter ihm einen Großteil seiner Farbe genommen hatte, war er doch ein wunderbarer Anblick für die alte Frau. Im nächsten Frühjahr würde mit Sicherheit alles zurücckehren. So war es immer. Wie eine Familie, die einen niemals wirklich verließ. Und genau das war der Berg für sie. Auch als Louisa Mae Cardinal schließlich ganz still wurde, blieb ihr Blick auf die altvertraute Erhebung von Fels und Bäumen gerichtet.
    Cotton stand vor dem Richtertisch und sagte mit fester Stimme: »Ich rufe Miss Louisa Mae Cardinal in den Zeugenstand.«
    Der Menge stockte der Atem. Die Tür öffnete sich, und Lou und Eugene traten herein. Als Miller und Goode sahen, dass es sich nur um das Mädchen handelte, schauten sie selbstgefällig drein. Eugene setzte sich, und Lou ging zum Zeugenstand.
    Fred trat an sie heran. »Heben Sie die rechte Hand, und legen Sie die linke auf die Bibel. Schwören Sie, die Wahrheit zu sagen, die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit, so wahr Ihnen Gott helfe.«
    »Ich schwöre«, sagte Lou leise und sah, wie jeder im Saal sie anstarrte. Cotton lächelte zuversichtlich. So, dass niemand es sehen konnte, zeigte er ihr, dass er die Finger gekreuzt hatte und ihr Glück wünschte.
    »Lou, meine Fragen werden sicherlich schmerzhaft sein, aber du musst sie beantworten. In Ordnung?«
    »In Ordnung.«
    »Also . an dem Tag, an dem Jimmy Skinner ums Leben kam, warst du bei ihm, nicht wahr?«
    Miller und Goode warfen sich einen besorgten Blick zu. Goode stand auf.
    »Euer Ehren, was hat das mit der Streitsache zu tun?«
    »Der Herr Staatsanwalt hat mir zugestanden, meine Theorie zu erläutern«, meinte Cotton.
    »Na schön«, sagte der Richter. »Aber nehmen Sie nicht den ganzen Tag in Anspruch.«
    Cotton wandte sich wieder Lou zu. »Warst du am Eingang der Grube, als die Explosion geschah?«
    »Ja.«
    »Könntest du uns schildern, was geschehen ist?«
    Lou schluckte, und ihre Augen wurden feucht.
    »Eugene brachte das Dynamit an und kam aus dem Stollen. Wir warteten gerade darauf, dass es losging. Diamond - ich meine, Jimmy - rannte in die Grube, um Jeb herauszuholen, seinen Hund, der einem Eichhörnchen in den Stollen hinterhergerannt war. Ich stand vor dem Eingang, als das Dynamit hochging.«
    »War es eine laute Explosion?«
    »Das lauteste Geräusch, das ich je im Leben gehört habe.«
    »Hast du vielleicht zwei

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