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Das Versprechen

Das Versprechen

Titel: Das Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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feucht und kalt. Drinnen im Gerichtssaal hingegen war es der vielen Menschen wegen sehr warm, und die hohe Luftfeuchtigkeit ließ die Fenster beschlagen. Die Zuschauer saßen dicht aneinander oder drängten sich an den Wänden.
    »Ich schätze, es wird Zeit, den Vorhang dieser Show fallen zu lassen«, sagte Goode mit aufgesetzter Freundlichkeit zu Cotton. Doch der ließ sich nicht täuschen: Goode erschien ihm wie ein professioneller Killer, der soeben den Rauch von der Mündung seines Revolvers bläst und dann der Leiche zuzwinkert, die vor ihm auf der Straße liegt.
    »Ich glaube, es fängt gerade erst an«, lautete Cottons kühle Antwort.
    Sobald der Richter und die Geschworenen den Saal betreten hatten, erhob sich Cotton. »Euer Ehren, ich möchte dem Staatsanwalt ein Angebot unterbreiten.«
    »Ein Angebot? Was haben Sie vor, Cotton?«, fragte Atkins.
    »Wir alle wissen, warum wir hier sind. Es geht nicht darum, ob Louisa Mae Cardinal zurechnungsfähig ist oder nicht. Es geht hier um Erdgas.«
    Goode sprang auf. »Der Staat hat ein begründetes Interesse daran, dass die Angelegenheiten von Miss Cardinal .«
    Cotton unterbrach ihn. »Für Miss Cardinal gibt es nur eine Angelegenheit, nämlich zu entscheiden, ob sie ihr Land verkauft.«
    Atkins sah verwirrt aus. »Und wie lautet Ihr Angebot, Cotton?«
    »Ich bin bereit einzuräumen, dass Miss Cardinal geistig nicht in der Lage ist, ihre Interessen zu artikulieren.«
    Goode lächelte. »Aha, endlich kommen wir voran.«
    »Im Gegenzug jedoch möchte ich feststellen lassen, ob die Southern Valley überhaupt ein geeigneter Käufer für Louisa Cardinals Land ist.«
    »Du lieber Himmel, die Southern Valley ist eines der finanzkräftigsten Unternehmen des ganzen Landes.« Goode schien überrascht.
    »Ich rede hier nicht über Geld. Ich rede über Moral.«
    »Euer Ehren!«, stieß Goode entrüstet hervor.
    »Kommen Sie bitte zu mir an den Richtertisch, meine Herren Anwälte«, sagte Atkins.
    Cotton und Goode traten nach vorn.
    »Herr Richter«, meinte Cotton, »es gibt eine Vielzahl von
    Entscheidungen bei Streitfällen juristischer oder privater Personen gegen den Staat Virginia, die besagen, dass wer Unrecht verursacht, nicht im Nachhinein davon profitieren darf.«
    »Das ist doch Unsinn«, warf Goode ein.
    Cotton trat noch näher an seinen Gegner heran. »Goode, wenn Sie sich nicht damit einverstanden erklären, lasse ich meinen eigenen Experten in den Zeugenstand rufen, und der wird allem widersprechen, was Dr. Ross geäußert hat. Und wenn ich an diesem Gericht verliere, gehe ich in Berufung. Den ganzen Weg bis zum Obersten Gerichtshof, wenn es sein muss. Und dann liegen wir alle längst unter der Erde, bis Ihr Mandant endlich an sein Erdgas kommt, da können Sie sicher sein.«
    »Aber ich bin Anwalt des Staates Virginia. Ich bin nicht befugt, ein Privatunternehmen zu vertreten.«
    »Das ist die ironischste Bemerkung, die ich je gehört habe«, sagte Cotton. »Aber ich werde sämtliche Einwände fallen lassen und mich völlig der Entscheidung dieses Gerichts unterwerfen, selbst wenn ihm armselige Subjekte wie George Davis angehören.« Goode blickte Hilfe suchend zu Miller, und Cotton ermunterte ihn: »Los, Goode, gehen Sie rüber und sprechen Sie mit Ihrem Mandanten, aber verschwenden Sie nicht länger unsere Zeit.«
    Goode schlich mit einem dümmlichen Gesichtsausdruck davon und begann eine hitzige Diskussion mit Miller, der mehrere Male zu Cotton hinüberschaute. Schließlich nickte Miller, und Goode kam zurück.
    »Keine Einwände.«
    Der Richter nickte. »Fahren Sie fort, Cotton.«
    Lou war mit Eugene im Hudson zum Krankenhaus gefahren. Oz war zu Hause geblieben; er wolle mit Gerichten und dem Gesetz nichts mehr zu tun haben, erklärte er. Die Frau vom alten Buford Rose war zur Farm gekommen, um nach Oz und seiner Mutter zu sehen. Nun saß Lou auf einem Stuhl im Krankenzimmer, starrte Louisa an und wartete darauf, dass das Wunder endlich geschah. Das Zimmer war kalt und steril; es schien nicht dazu geeignet, jemanden gesund werden zu lassen. Doch Lou glaubte ohnehin nicht, dass die Medizin ihrer Urgroßmutter helfen konnte. Ihre Hoffnungen stützten sich vielmehr auf einen alten Brunnen aus brüchigen Ziegelsteinen, der auf einer einsamen Lichtung stand und auf dessen Rand ein Packen Briefe lag, welche womöglich die letzten Worte ihrer Mutter enthielten, die sie jemals besitzen würde.
    Lou erhob sich und ging zum Fenster. Von hier aus konnte sie das Kino sehen,

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