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Das Versprechen der Kurtisane

Das Versprechen der Kurtisane

Titel: Das Versprechen der Kurtisane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecilia Grant
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muss.«
    Fünf Jahre vielleicht. Höchstens. Aber ihrer würde er noch viel früher überdrüssig werden. Und wenn sie bis dahin nicht genug Geld beiseitegelegt hatte, um ihre Zukunft zu sichern, würde sie sich nach einem neuen Beschützer umsehen müssen. Oder vermutlich ins Bordell zurückkehren.
    Es wäre zu ertragen, wenn es sein musste. Hatte sie es nicht achtzehn Monate lang ertragen, bevor Edward es sich in den Kopf gesetzt hatte, sie zu behalten? Am Anfang hatte sie es sogar gewollt, um sich ganz und gar von innen auszulöschen.
    Inzwischen hatte sie andere Pläne. »Ich habe heute eine Weile für dich gespielt, als du eingenickt warst.« Besser, er hörte es von ihr, als von jemand anderem.
    »So? Kluges Mädchen. Und? Hattest du Glück?«
    Glück. Gütiger Gott. Wie gleichgültig musste man sein, um so etwas dem Glück zu überlassen? »Ich glaube schon. Ich glaube, ich habe ein bisschen was für dich gewonnen.«
Vierhundertachtzig Pfund, um genau zu sein
. Dreihundert davon steckten jetzt in seiner Westentasche.
    »Gut gemacht.« Er verschränkte die Finger und streckte die Arme nach oben aus. »Die anderen sollen sagen, was sie wollen. Ich weiß, was ich an dir habe.«
    Das wissen die jetzt auch. Dafür hast du ja gesorgt.
Bei all den unverfrorenen Bemerkungen, die sie heute hinunterschluckte, war es ein Wunder, dass ihr Mieder noch nicht aus allen Nähten platzte. Eine Respektlosigkeit nach der anderen lag ihr auf der Zunge:
Was willst du von mir? Was interessiert mich ein Mann, der ein Paar Fünfen splitten will? Sei still, schlaf jetzt, geh weg. Komm zurück, wenn du wieder eine Erektion hast.
    Irgendwann übermannte ihn der Schlaf doch, und nachdem sie vier Minuten lang seinen gleichmäßigen Atemzügen gelauscht hatte, schlüpfte Lydia aus dem Bett. Still – still wie der Maulheld, der ihnen in der Bibliothek nachspioniert hatte – nahm sie ihren Morgenmantel von einer Stuhllehne, zog ihn an und schlich über den Teppich zu der Kerze, die Edward doch nicht mehr ausgemacht hatte. Mit der freien Hand vor der Flamme ging sie ins Ankleidezimmer und schloss die Tür hinter sich.
    Am Fenster standen ein Tisch und ein Stuhl. Über der Stuhllehne hing ein Tuch, das sie schon viele lange, kalte Nächte hindurch begleitet hatte. Und in einer Schublade lagen neben den hundertachtzig Pfund, die sie geschickt aus ihrem Mieder geschmuggelt hatte, vier Kartenspiele, ohne Joker. Sie nahm zwei davon und stellte die Kerze ab.
    Hoffentlich würde er ihr keinen Ärger machen, der Maulheld. Sie hätte sich nicht mit ihm anlegen sollen. Er spielte wie jemand, der nicht gut verlieren konnte, und womöglich war er schlauer, als er aussah. Auch wenn das bei Männern so selten der Fall war.
    Eine nach der anderen zogen die Karten vorbei, und die Zahlen fügten sich in ihrer ganzen unbefleckten Schönheit zu immer neuen Kombinationen zusammen. König. Drei. Fünf. Sieben. Ass, die schönste von allen. Lydia sortierte sie nach Rang, von der niedrigsten bis zur höchsten, von links nach rechts.
    Zum Teufel mit ihm. Zum Teufel mit ihm und seinem Waterloo-Pathos. Das Leben der Männer, die im richtigen Feldzug gelandet waren, war fortan eine einzige lange, funkensprühende Parade, egal wie sie sich vor Ort geschlagen hatten. Das Leben der Männer, die im falschen Feldzug gelandet waren, verlosch im Schüttelfrost, und niemand außer einer einsamen Schwester erinnerte sich daran, dass sie überhaupt je gelebt hatten.
    Fröstelnd zog sie sich das Tuch fester um die Schultern. Irgendwo jenseits des allgegenwärtigen Nebels verblassten die Sterne und das erste fahle Morgenlicht streifte den Himmel. Bald würde Jane aufstehen und Feuer machen, und Kaffee, der sie wärmen und ihr Gehirn wach halten würde.
    Also dann. Zwölf Spieler um den Tisch, zwei Kartenspiele, frisch gemischt. Zwei Karten pro Spieler, verdeckt. Spieler Nummer fünf würde eine geborene Einundzwanzig aufdecken. Schön für ihn, aber schlecht für die Zusammensetzung des restlichen Stoßes. Spieler Nummer eins würde zwei neue Karten kaufen, also musste er mindestens drei niedrige haben. Spieler Nummer zwei würde sich überkaufen. Sechs, Sechs und Dame, sagen wir. Damit läge das Verhältnis von hohen und niedrigen Karten im Stoß bei etwa dreiundzwanzig zu einundzwanzig, oder eins und fünfundneunzig Tausendstel zu eins.
    Methodisch legte Lydia die Karten aus und hakte sie ab. Edward würde noch mehrere Stunden schlafen. Genug Zeit, sich durch beide Stapel zu

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