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Das Versprechen der Kurtisane

Das Versprechen der Kurtisane

Titel: Das Versprechen der Kurtisane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecilia Grant
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Ihre Liebesdienste hätte er wesentlich billiger haben können, wenn sie geneigt gewesen wäre.
    Sie seufzte und schob den Katalog von sich. »Sucht
ihr
für mich aus! Ich glaube, mir steht eins so gut oder schlecht wie das andere.« Wenn Edward sie gefragt hätte, hätte sie ihm gesagt, dass er sein Geld nicht für Kleider verschwenden sollte, von denen keines sie schöner machen würde und von denen keines irgendetwas damit zu tun haben würde, was er mit ihr tat.
    Na ja, höchstens wenn er fernab von jedem Bett etwas mit ihr tat. Zum Beispiel in der Bibliothek im
Beecham’s
.
    Sie senkte den Blick und fuhr mit dem Zeigefinger die Nähte ihres anderen Handschuhs entlang, während die anderen beiden Damen die Schnittmuster durchgingen und darüber debattierten, welcher Stil ihr am besten stehen würde. Ob sie ihnen von dem Vorfall in der Bibliothek hätte erzählen sollen? Zumindest Eliza hätte herzlich darüber gelacht, und der Gentleman hätte sich jedes Mal, wenn er ihnen über den Weg lief, mit einem wissenden Schmunzeln konfrontiert gesehen.
    Doch das Risiko, dass die Geschichte irgendwann Edward zu Ohren gekommen wäre, war zu groß gewesen. Und womöglich hätte er es ihr übel genommen, dass sie ihn nicht auf der Stelle auf den Spion aufmerksam gemacht hatte. Er reagierte in solchen Situationen nicht immer besonnen. Besser, sie verließ sich auf ihren eigenen Kopf.
    »Das hier.« Maria legte ihr einen aufgeschlagenen Katalog vor. »In Indigo, würde ich sagen, mit königsblauen Borten, und du musst deine Saphire dazu tragen. Und das hier.« Sie bemächtigte sich kurzerhand Elizas Bandes und legte ihn über den ersten. »Das Überkleid in Dunkelviolett, das Unterkleid noch dunkler. So dunkel wie möglich, wie eine schwarze Pflaume. Wenn sie das Unterkleid aus gestrickter Seide machen können, wird es deine Figur sehr vorteilhaft unterstreichen.«
    »Alles, was von meinem Gesicht ablenkt, dürfte vorteilhaft für mich sein.« Doch sie spürte, wie ihr dummes Herz seltsam zu klopfen begann, als sie die Muster betrachtete. Das erste Kleid hatte etwas Griechisches; die Ärmel waren geschlitzt und die hohe Taille wurde von einer Schärpe gebildet, die zwischen den Brüsten gekreuzt und im Rücken verschnürt wurde. Das zweite bestand aus einem einfachen, engen Unterkleid und einem durchscheinenden Überkleid, das auf der Brust geschlossen wurde und sich unter dem Busen öffnete wie ein äußerst unzureichender Mantel. Diese Kleider waren nichts für ein verschämtes junges Fräulein. So etwas konnte nur eine souveräne Frau tragen, die Aufsehen erregen wollte.
    »Ach, fang doch nicht schon wieder davon an!« Marias Zurechtweisung wand sich sanft am Rande ihrer Gedanken entlang; das Hauptaugenmerk richtete Lydia weiterhin auf die Schnittmuster. »Damen ohne besondere Schönheit haben es zu großem Einfluss gebracht und sind als
Verführerin
bezeichnet worden. Das könnte dir auch gelingen, wenn du endlich damit aufhören würdest, jeden darauf hinzuweisen, wie unansehnlich du bist. Lass die Herren das doch selbst entscheiden.«
    »Na schön, ich lasse mir beide machen. Gestrickte Seide und alles.« Das würde bestimmt mehr kosten, als es ihre Kleider sonst taten. Vielleicht sollte sie beim nächsten Mal etwas weniger von Edwards Gewinn abzwacken.
    Und das tat sie. Drei Tage später waren sie wieder im
Beecham’s
und ihr Beschützer nickte eine Runde nach dem Mischen ein. Bei den ersten Anzeichen seiner Schläfrigkeit hatte Lydia begonnen, sich die ausgespielten Karten zu merken, und jetzt hatte sie eine recht gute Vorstellung davon, was noch im Stapel war. Bei jedem Twist oder Bust verkürzte sich die Liste ein wenig, am Ende einer Runde, wenn alle Karten aufgedeckt wurden, änderte sie sich dramatisch, und Lydia passte ihre Taktik an.
    Und sie gewann. Still und leise, ohne auffällig hohe Wetten mästete sie Edwards Einsätze, bis er ein halbes Dutzend Kleider aus feinster chinesischer Seide und indischem Musselin hätte bezahlen können. In der letzten Runde blieb sie bei fünfzehn stehen, weil noch zu viele Zehnerkarten im Spiel waren, lehnte sich zurück und sah zu, wie einer nach dem anderen überkaufte, auch der Bankier.
    Leutnant Maulheld allerdings nicht. Er sah sie von der anderen Seite des Tisches aus an, als beide ihre Gewinne einstrichen. Vielleicht hoffte er, sie würde sich wieder etwas in den Ausschnitt stecken. Da konnte er lange warten. Sie stopfte so viele Scheine wie möglich in Edwards

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