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Das Versprechen der Kurtisane

Das Versprechen der Kurtisane

Titel: Das Versprechen der Kurtisane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecilia Grant
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zählen und ein paar Hände zu spielen, um zu sehen, an welchen Stellen sie dank ihrer Berechnungen beherzt setzen konnte.
    Und dank Leutnant Maulheld und Männern wie ihm, die den Fehler begingen, sie zu unterschätzen, würde sie sich Abend für Abend Scheine in den Ausschnitt stecken können, die sie gewonnen hatte – auf ehrliche Weise oder anderswie. Und der Tag, an dem sie sich endlich freikaufen konnte, würde immer näher rücken.
    Das ehrlose Leben hatte auch sein Gutes. Einen komfortablen Lebensstil natürlich. Das Metier selbst, wenn man einen sympathischen Partner hatte, der gut darin war. Zugang zu exotischen, faszinierenden Orten, die keine respektable Dame je zu Gesicht bekam. Und die Bekanntschaft mit Menschen, die bei einem gesitteten Abendessen in Lancashire gar nicht erst auftauchen würden.
    »Ich meine lediglich, dass du ihn nicht so von dir sprechen lassen solltest.« Maria blätterte schwungvoll im
Ackermann’s
. »Stell ihn vor die Wahl: Er kann deine Reize entweder erleben oder öffentlich diskutieren. Beides geht nicht.«
    Maria hatte gut reden.
Sie
konnte einem Gentleman vermutlich tatsächlich ein solches Ultimatum stellen und erwarten, ernst genommen zu werden. Mit ihrer gertenschlanken Figur, ihrer elfenbeinfarbenen Haut und ihren himmelblauen Augen war sie einfach zu gut für diese Welt. Sie sollte eigentlich irgendwo auf einem gläsernen Hügel thronen und den Prinzen, die auf halbem Wege zu ihr strauchelten, mitleidige Blicke zuwerfen, oder auf irgendeinem Fels in der Brandung ihr goldenes Haar auskämmen, anstatt in der Bond Street beim Schneider zu sitzen und sich zu überlegen, wofür sie das Geld, mit dem sie ausgehalten wurden, ausgaben.
    Die Geliebten der Londoner waren weit entfernt von dem, was ein behütetes Landei sich so ausmalte. Als sie in Edwards Kreise eingeführt worden war, hatte sie besser gekleidete Versionen der Frauen von Mrs Parrish’s erwartet – roh, ungebildet und ihrem schäbigen Los teilnahmslos ergeben.
    Stattdessen hatte sie Maria kennengelernt, und die dunkle, verwegene Eliza. Beide waren von höherem Stand als sie, beide hatten eine vornehme Erziehung genossen, und beide waren so großmütig, über Lydias Bordell-Vergangenheit hinwegzusehen und ihr auf gleicher Augenhöhe zu begegnen.
    Lydia zuckte die Schultern und blätterte in ihrem eigenen Katalog. »Ich wette, die Herren sprechen alle so über uns, wenn wir nicht zugegen sind. Was hätte ich davon, wenn er sich verstellen würde?«
    »
Höflichkeit
zum Beispiel.« Maria blätterte zwei Seiten um, betrachtete und verwarf die Angebote mit besonnener Effizienz. »Wir sind doch kein Vieh, dessen Vorzüge man wie ein Marktschreier anpreisen muss.«
    »Ach, ich weiß nicht.« Eliza, die ihr gegenübersaß, legte das Journal beiseite, lehnte sich vor und verschränkte die Arme auf der Tischplatte. »Womöglich könnte Lydia von ein wenig Werbung profitieren. Der Waterloo-Kerl war definitiv interessiert. Er hat jedenfalls schleunigst deinen Namen in Erfahrung gebracht.«
    »Der Waterloo-Kerl soll sich um seine eigenen Angelegenheiten kümmern.« Ein unbeteiligter Tonfall, der nichts als leichte Ungehaltenheit bei der Erinnerung verriet. »Und es ist ja nicht so, als hätte er meinen Namen aus irgendeinem schamlosen Motiv heraus erfahren wollen. Er wollte doch bloß mit seinen ach so überlegenen Manieren angeben.«
    »Ich hätte nichts dagegen, wenn er meinen Namen hätte in Erfahrung bringen wollen, egal aus welchem Motiv heraus! Habt ihr seine Schultern gesehen? Breit wie eine ausgewachsene Eiche. Ein Zugpferd! Ich wäre nicht abgeneigt, sie näher kennenzulernen.«
    »Ich finde, es spricht für ihn, dass er sich eingemischt hat.« Maria warf Lydia einen missbilligenden Blick zu. »Und ich gebe zu, er hat ein angenehmes Äußeres. Einen kräftigen Mund, das spricht für ihn. Und schöne, dunkle Augen.«
    »Glutaugen. Augen wie glühende Kohlen.«
    Herrgott noch mal. »Glühende Kohlen sind orange. Der Gentleman hat braune Augen.« Doch während sie Eliza verbesserte, wurde ihr klar, was ihre Freundin gemeint hatte. So dunkel es in der Bibliothek gewesen war, hatte sie doch das Feuer in seinem Blick gesehen. Als sie die Augen geöffnet hatte, war ihr gewesen, als hätte sein Blick Löcher in sie gebrannt. Und einen Augenblick lang hatte sie sich nackt gefühlt. Nackter, als sie sich je mit einem zahlenden Kunden gefühlt hatte.
    Aber nur einen Augenblick lang. Und er hatte schließlich dafür bezahlt.

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